Vincent Damon Furnier alias Alice Cooper steht seit nunmehr 40 Jahren auf der Bühne, schrieb Welthits wie „School's Out" und „Eighteen" und verkaufte über 50 Millionen Platten. Nun stellt der Erfinder des Schock-Rocks sein 25. Album „Along Came A Spider" auch in Deutschland vor.

Mister Cooper, Mit welcher Einstellung bewältigen Sie als 60-jähriger Rocker ein jährliches Pensum von 100 Konzerten?

Cooper: Ich war noch nie in besserer physischer Verfassung als heute. Ich könnte locker 200 Konzerte spielen. Meine Gesundheit und meine Stimme sind perfekt. Ich musste mich in 40 Jahren nicht ein einziges Mal warm singen.

Ihre legendäre „Welcome To My Nightmare"-Show entfachte in den 70ern in den USA einen handfesten Skandal. Wie reagiert das Publikum heute auf Alice Cooper?

Alice Cooper live

21.11. in Essen (Grugahalle) mit Whitesnake.

Karten (50,50-64,50 Euro) gibt es in unseren TICKET-SHOPs, 01805/280123, www.DerWesten.de/tickets

Cooper: Heutzutage ist es fast unmöglich, die Leute mit einer Rockshow zu schockieren. Alles Schreckliche, was auf der Welt geschieht, ist im Internet zu sehen. 1975 war eine unschuldigere Zeit. Heute will ich mit meinem Cabaret des schwarzen Humors nur noch unterhalten, versuche aber, das spektakulärer zu machen. Dieses Mal werde ich nicht enthauptet, sondern aufgeknüpft. Und zwar in einer Zwangsjacke, was bei mir klaustrophobische Zustände auslöst.

Benutzen Sie Ihr Alter Ego Alice Cooper, um Ihre dunklen Triebe auszuleben?

Cooper: Als ich den Charakter schuf, wollte ich ihn zum Bösewicht des Rock'n'Roll machen. Gleichzeitig hatte er auch Eigenschaften einer Comicfigur. Immer, wenn Alice schreckliche Dinge tut, hat das auch etwas Witziges und Befreiendes. Alice Cooper ist praktisch das Gegenstück zu Vincent Furnier. Wenn Sie mich privat auf der Straße treffen und ein Autogramm haben wollen: kein Problem. Alice Cooper würde das nie machen. Er ist mies.

So wie der Serienkiller Spider, Protagonist Ihres neuen Albums „Along Came A Spider". Er bringt ständig Frauen um und schreibt hämische Briefe an die Polizei. Diente Ihnen ein echter Killer als Vorlage?

Cooper: Wir Menschen hassen echte Serienkiller wie Charles Manson oder Jeffrey Dahmer. Gleichzeitig sind wir fasziniert von fiktiven Figuren wie Hannibal Lecter oder dem Joker. Spider trägt Züge realer Personen. Ich fand die Idee klasse, dass er seine Opfer wie eine Spinne in Seide verpackt und ihnen als Trophäe ein Bein abschneidet. Um eine Spinne zu sein, braucht er davon acht.

Sind Ihre Töchter Sonora Rose und Calico Zane wieder mit auf der Bühne?

Cooper: Ja, ich wollte sie unbedingt dabei haben. Auch, weil sie eine Schauspielausbildung haben und in verschiedene Rollen schlüpfen können.

Würde Sie ein TV-Format wie „The Osbournes" reizen?

Cooper: Nein, ich hasse Reality TV. Wie wäre es stattdessen mit einem Film über mein Leben? Johnny Depp könnte mich spielen (lacht). Es muss einer sein, der wirklich gut aussieht.

Dalí widmete Ihnen einst das Kunstwerk „First Cylindric Chromo-Hologram Portrait of Alice Cooper's Brain", eine Nachempfindung Ihres Gehirns.

Cooper: Das war ein typisches Dalí-Kunstwerk. Aus dem Gehirn lief Schokolade, und überall krabbelten Ameisen herum. Leider ist die Skulptur verschollen. Sie zu finden ist die große Aufgabe meines Lebens (lacht). Natürlich habe ich Dali gefragt, ob ich sie haben kann. Er sagte: „Auf keinen Fall. Die Skulptur ist Millionen wert!"

Letzte Frage: Sie haben seit 40 Jahren denselben Manager: Shep Gordon. Ist eine so lange Bindung nicht sehr ungewöhnlich im Musikgeschäft?

Cooper: Noch ungewöhnlicher ist der Umstand, dass wir nie einen Vertrag gemacht haben. Shep ist mein bester Freund. Jemandem sein Schicksal so anzuvertrauen, ist nicht alltäglich in einer Welt, in der sich viele Gauner tummeln. Aber es funktioniert. Wahrscheinlich gibt's im Rockgeschäft keine zweite Beziehung wie diese.