Witten. . In den Bommerholzer Baumschulen präsentieren sich Baumkronen in den schönsten Färbungen. Die Experten wissen: Im Herbst pflanzt es sich am besten.
Junge Triebe sprießen voller Lebensfreude. Ihr erstes zartes Grün verwandelt sich schließlich in ein leuchtendes Gold. Doch dann beginnt der Ernst des Lebens: Jäh fallen die Seitentriebe zu Boden, dann wird der Leittrieb gekappt. In der Baumschule zeigen die Gärtner den jungen Gehölzen mit dem Erziehungsschnitt, wie sie zu wachsen haben. Schließlich soll später mal etwas aus ihnen werden: ein ansehnlicher Pflaumenbaum oder ein gut tragendes Apfelstämmchen.
„Wurzeln und Äste schneiden wir hier zurecht“, erklärt Roman Senekovic in der Werkhalle seiner Baumschule mit einem Blick auf den Haufen aus Geäst. Seine Gärtner schnippeln jeden Baum kurz zurecht, legen ihn beiseite und schnappen sich dann den nächsten.
Mit diesem Schnitt ermöglichen sie den jungen Gehölzen einen vernünftigen Kronenaufbau und sorgen für die bessere Entfaltung von Faserwurzeln bei den Bäumchen. Danach stecken sie diese in Töpfe, gefüllt mit Erde. „Es muss hochwertiges Erdsubstrat sein“, erklärt Senekovic. Ein geringer Torf- und hoher Humusanteil sowie ein Langzeitdünger seien die Zutaten dieses Wachstumselixiers für die Gäste der Baumschule.
Vom Vater übernommen
Und zu Gast sind sie hier alle in der Schule, die der 58-Jährige vor 30 Jahren von seinem Vater übernommen hat. „Wir sind eine Endverkaufsbaumschule. Wir kaufen kleine Pflanzen und ziehen sie hoch“, erklärt Senekovic das Prinzip. Auf zwölf Hektar Anbaufläche produzieren seine Bommerholzer Baumschulen Obst-, Laub und Nadelgehölze in großer Vielfalt.
Um sich als Baum ein gut situiertes Leben hinter einem eigenen, weiß getünchten Gartenzaun zu verdienen, muss dieser unter der Aufsicht von Senekovic und seiner Familie erst ein paar Mal umschulen – dieser Vorgang, bei dem das Gehölz umgetopft wird, verleiht der Baumschule ihren Namen.
Von golden bis feuerrot
Ziersträucher, Wildgehölze, Bodendecker, Gräser und Bambus zieren in ordentlich aufgereihten Beeten den Wegesrand des Pflanzbetriebs. Eindrucksvoll spiegeln die stolzen Allee-Bäume, wie Trauerweiden, Linden, Platanen, Kastanien oder Buchen, die schönsten Farben des Herbstes wider: von golden bis feuerrot. Besonders eindrucksvoll bekennt sich der japanische Ahorn in diesen kühlen Tagen zum Herbst. Blutrot schimmern seine Blätter vom Wegesrand den einkaufenden Kunden der Baumschule entgegen: „Ich hab sechs davon im Garten“, verrät Sabine Senekovic (52), die den Familienbetrieb tatkräftig unterstützt. Die raren Exemplare ihrer Gewächse hat ihr Gärtnermeisterin Lina Senekovic mitgebracht – ihre Tochter tritt in die Fußstapfen des Vaters.
Gar nicht herbstlich wird es im nächsten Beet: Hier ist alles noch grün. Reihenweise Tannenbäume gibt es offenbar nicht nur im Sauerland. „Die hier sind aber zu schade, um sie abzuschlagen“, meint der Experte, „die Tannenbäume von uns sind zum Verpflanzen im Garten“. Sie könnten im Topf am Heiligabend in die Wohnung gestellt und dann im Januar direkt raus in den Garten gesetzt werden – wenn der Boden nicht gefroren ist – ohne einzugehen.
Im Frühjahr oder Sommer
Die weit verbreitete Einschätzung, dass nur im Frühjahr gepflanzt werden solle, sei falsch. „Die beste Pflanzzeit ist im Herbst“, weiß Lina Senekovic. Dann nähme die Pflanze den Winterregen mit und treibe im Frühjahr besser aus. Trotzdem verkauft der Betrieb die meisten Bäume im Frühjahr oder Sommer: „Da sieht man das Laub und kann besser entscheiden, wo der Baum hinpasst“.
Sehr beliebt sind derzeit Kugelbäume, wie Kugelahorn, Kugelakazie oder Kugelkirsche. „Es passt halt keine Eiche in einen Reihenhausgarten“, erklärt der Fachmann den Trend zu handlichen Bäumchen. Der Amberbaum liegt ebenfalls stark im Trend – besonders wegen der Herbstfärbung. Außerdem bekommt dieser keine Krankheiten wie beispielsweise die Ulme, bei der die Nachfrage in letzter Zeit abgeflaut sei. Mittlerweile gibt es jedoch neue, resistente Sorten. Auch ältere Baumsorten sind wieder gefragt: „Kunden suchen gezielt nach alten deutschen Bäumen. Wir bieten da beispielsweise den Kaiser-Wilhelm-, Prinz-Albrecht- oder Geheimrat-Oldenburg-Apfelbaum“, so Sabine Senekovic.
Ohne Läuse keine Ameisen
Für Bienenfreunde empfiehlt ihr Mann Linden, obwohl die auch viel Dreck machten. „Die kriegen gerne Läuse und die verkleben die Autoscheiben“ – dafür gäbe es ohne die Läuse auch keine nützlichen Ameisen, die wegen des Honigtaus gerne an der Baumrinde emporkrabbelten. „Jeder Baum macht in der Natur Sinn“, lautet seine Philosophie. Wer Öko mag und Tieren gerne Gutes tut, kann heimische Gewächse, wie Haselnuss, Weißdorn, Hainbuche oder Eberesche anpflanzen.
Eifrig harken die Baumschulgärtner die vielen bunten Blätter von Wegen und aus Beeten. Im Herbst machen die meisten Bäume viel Arbeit. In den nächsten Tagen werden die getopften Bäume in den Folientunnel zum Überwintern verfrachtet, weil Kübel frostanfälliger sind. „Wer kein Gewächshaus hat, kann die Gefäße in Noppenfolie einpacken“, rät Sabine Senekovic. Auch sie schützt ihre raren Lieblinge im Winter so vor dem Erfrieren.