Herne. .

Schon ein Unikum, diese Kuboshow: Eine Kunstmesse mit lauter Newcomern, frisch von der Kunstakademie weg, noch mitten im Studium oder auch Autodidakt. Kein Werk teurer als 4000 Euro, fast durch die Bank gegenständliche Kunst, also welche, die sich gut verkauft und verkaufen lässt. Am kommenden Wochenende wieder im nunmehr 20. Jahr in den Flottmannhallen zu Herne.

Eintritt: 3 Mark

Anfangs hieß sie noch „Kunstbombe“, aber das klang dem Macher Holger Wennrich irgendwann zu martialisch. Anfangs, 1995, wäre es auch fast die Bochumer Jahrhunderthalle geworden, die schon reserviert war, mietfrei sogar – aber dann stellte sich heraus, dass allein das Licht anzuknipsen dort 3000 DM gekostet hätte. Das war mehr, als Wennrich für die gesamte Messe ausgeben wollte. Also wurden es die Flottmann-Hallen in Herne, also wurden es angejahrte, aber billige Stellwände. 75 Künstler suchte Wennrich aus, der Eintritt kostete 3 DM und verkauft wurden exakt zwei Bilder.

Das hat sich inzwischen geändert, ab der fünften Ausgabe wurde mit der Messe Geld verdient, nach zehn Jahren dann malten sich keine Fragezeichen in den Gesichtern der Branche mehr ab, wenn von der Kuboshow die Rede war. Heute wechseln an einem Wochenende gut 150 Arbeiten aus dem Atelier an die Wohnzimmerwand.

Aber in der Anfangszeit schüttelten Fachleute und Galeristen nur den Kopf: „Kunstmesse? Im Revier? Da gibt’s doch gar keine Kunden . . .“ Denkste! Heute nehmen 100 Künstlerinnen und Künstler teil.

„Wir haben relativ früh angefangen, die Künstler bei der Preisgestaltung zu unterstützen“, skizziert Wennrich, der im Hauptberuf heute das Stadtmarketing für Herne betreibt, eines der Erfolgsrezepte in freundlichen Farben: „In zehn von elf Fällen hieß das allerdings, dass die Preise gesenkt werden mussten.“ Und heute passiert es durchaus, dass Künstler, die aus dem Ruhrgebiet nach Berlin gegangen sind, dort wegen übermäßiger Konkurrenz keine Chance haben – und nach Herne zurückkehren, um endlich mal ein Bild, eine Skulptur zu verkaufen.

Gemalte Fotografien

In dieser Hoffnung baut André Kestel fröhlich-elegante Nonsens-Objekte bei der kommenden Kuboshow auf, Hartmut Kiewert düstert unheimliche Szenen mit Hunden oder Schweinen auf die Leinwand, Friedrich Daniel Schlemme wirft mit dem Bleistift abstrakt-geometrische Augentäuschereien aufs Blatt, Nils Franke malt scheinbar fotorealistische Porträts mit surrealem Einschlag, Benjamin Vogel Gebirgspanoramen in Schwarzweiß, Katarina Strak fotografiert die unendlichen Weiten und zauberhaften Unschärfen der Landstraße im Dämmerlicht, Marion Walla schafft Skulpturen aus gehäkeltem Draht. Für Kunden.