Der Pianist Martin Stadtfeld stellt mit „Mozart: Klavierkonzerte 1&9“ ein Album vor, das die musikalische Entwicklung des jungen Mozart erlebbar macht

Wer dem Pianisten Martin Stadtfeld je begegnen durfte, weiß: Jeder Hochmut ist ihm fremd. Da fügt es sich schlüssig, dass er die noch von kindlicher Hand gezeichneten Werke Wolfgang Amadeus Mozarts nicht als kleine Stufen einer großen Leiter abtut. Das „Londoner Skizzenbuch“ schrieb Mozart mit acht Jahren, sein erstes Klavierkonzert (eine Bearbeitung fremder Werke) mit zehn.

„Alle Musik trug das Kind bereits in sich“, sagt Martin Stadtfeld und meint damit auch den sehr erwachsenen Kosmos Mozart, bis in die großen Opern hinein. Stadtfeld lauscht ihn diesen Werken ab, dem sich das längst Meisterzüge tragende „Jeunehomme“-Konzert des schon 19-Jährigen zugesellt.

Stadtfeld legt ein wundervoll inspiriertes und inspirierendes Album vor. Wie er die herzklopfend aufgeregte Schöpfertätigkeit des kleinen Mozart zum Klingen bringt, ist Zeugnis großer Einfühlsamkeit. Stadtfeld demonstriert: Diese Musik ist so ernst wie man sie nimmt. Immer findet er eine fein austarierte Balance von Übermut und Herzenstönen. Stadtfelds Perspektive, im Samen schon die Blüte zu erkennen, wirkt nie aufgesetzt. Salzburgs Mozarteumorchester unter Ivor Bolton spricht die gleiche Sprache: hellwach, schlank, neugierig, routinefrei.

Enorm dem Alter voraus

Im „Skizzenbuch“, bei dem Stadtfeld sich mitunter die Freiheit nimmt, (stilsicher) zu verzieren, lässt der Musiker deutlich hören, was die Entwicklung Mozarts beflügelte. Scarlatti, vor allem aber die Bach-Familie hallt deutlich im komponierenden Kind nach. Und doch ist das „Vorwärts!“ spürbar, noch nicht durchweg von der Noblesse später Sonaten geprägt, aber enorm dem Alter voraus.

Man staunt nicht zuletzt über die melancholischen, jenseitigen Momente. Martin Stadtfeld, auf Bösendorfer und einem Steinway, den er mal zart, mal charmant robust singen lässt, nimmt mit diesem neuen Album den kleinen Mozart an die Hand, um ihn in den großen Konzertsaal von heute zu führen. „Stiefmütterlich“, sagt er, seien die Skizzen behandelt worden, und er nennt sie „Schatzkammer“ – um sie zu betreten und zu entdecken ist die Aufnahme denkbar gut geeignet.

Mozart: Klavierkonzerte 1&9. Londoner Skizzenbuch. Sony, 2 CDs, Ca. 105 Minuten, ca 18€