Essen. Ihr letzter Roman wurde zum Bestseller. In der Fortsetzung schreibt Autorin Jojo Moyes nun, wie die Geschichte um Heldin Louisa Clark weitergeht.
Nicht nur den Romanen, auch dem Leben von Bestsellerautorin Jojo Moyes haftet etwas Märchenhaftes an. Eine britische Journalistin und Mutter von drei Kindern erfindet die Love Story zwischen einer orientierungslosen jungen Unterschicht-Frau und einem reichen, querschnittgelähmten Londoner Banker – und landet einen Weltbestseller: „Ein ganzes halbes Jahr“ wurde in 31 Sprachen übersetzt und war mit 1,2 Millionen Exemplaren auch in Deutschland der bestverkaufte Roman 2013.
Millionen Leserinnen wissen seither, dass „Tetraplegie“ die Lähmung aller vier Gliedmaßen meint. Und dass manchmal selbst die Liebe nicht ausreicht, um einen Menschen im Leben zu halten.
Was sie nicht wissen, nie zu erfahren hofften: Wie es weiterging mit der Pflegerin Louisa Clark, nachdem sie Will Traynor zu seiner letzten Reise in die Schweiz begleitet hatte. „Ihr Schicksal hat mich einfach nie losgelassen“, schreibt nun auch Jojo Moyes im Vorwort zu „Ein ganz neues Leben“: der Geschichte nach der Geschichte, der Geschichte vom Weiterleben.
Die Sterne anbrüllen
Louisa Clark arbeitet in einem Pub im London City Airport und lebt in einer spärlich möblierten Neubau-Wohnung. Gut zwei Jahre nach Wills Tod betrinkt sie sich allabendlich mit Pinot Grigio und steigt die Feuerleiter zu ihrem kleinen Dachgarten hinauf, um die Sterne anzubrüllen. Bis sie eines Tages so richtig abstürzt, buchstäblich. Eine zerschmetterte Hüfte, Rippen-, Schlüsselbein-, Finger-Brüche – „meine Röntgenbilder bringen es zu einer gewissen Berühmtheit“, erzählt Louisa.
Ihr zweites Leben bringt die Versöhnung mit ihren Eltern, eine Romanze mit Sanitäter Sam – und Lily. Lily ist die 16-jährige Tochter Wills, die Jojo Moyes präsentiert wie einen Romanzaubertrick: wie ein süßes weißes Häschen, das aus dem Zylinder hüpft. Nur dass Lily eine Kratzbürste ist, die in Louises Wohnung wilde Partys schmeißt.
Erfrischend ironisch
Moyes’ Blick auf die Welt ist erfrischend ironisch; in den schnellen Dialogen sowie einem scharfen Blick für soziale Unterschiede bleibt sie sich erfreulich treu und vermeidet allzu rührselige Rückkopplungen an den einstigen literarischen Welterfolg. Die emotionale Wucht von „Ein ganzes halbes Jahr“ allerdings erreicht „Ein ganz neues Leben“ am ebenfalls abschiedsschmerzhaften Ende nicht mehr, wie auch: Die ganz große Liebe bleibt eben einzigartig.
Jojo Moyes: Ein ganz neues Leben. Wunderlich, 528 S., 19,95 Euro.