Essen. . Im Film “Ich und Kaminski“ spielt Daniel Brühl einen aufdringlichen Journalisten. Im Interview sprach er aber gerne über Karriere, Kunst und Kino.

Seit dem Überraschungserfolg mit „Good Bye Lenin“ ist er bekannt, seit der Rolle in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ ist er berühmt und als Niki Lauda glänzte er auch schon auf der Leinwand: Daniel Brühl kam zur Premiere seines neuen Films „Ich und Kaminski“ nach Essen. Martina Schürmann sprach mit ihm.

Herr Brühl, in „Ich und Kaminski“ spielen Sie den Journalisten Sebastian Zöllner, einen Schreiber ohne jede Scham: Formt man so eine Rolle aus eigenen Erfahrungen mit aufdringlicher Journaille?

Daniel Brühl: In all den Jahren waren da schon ein zwei, Kandidaten dabei, die ich vor Augen hatte. Im Grunde ist dieser Zöllner aber nicht nur die Karikatur eines schmierigen, unangenehmen, manipulativen Journalisten, sondern erinnert mich an viele Typen, die in Berlin rumhängen, angeblich gerade immer den wahnsinnigen Roman in der Pipeline haben und mit völlig übersteigertem Selbstbewusstsein durchs Leben geben. Ein Don Niemand, wie wir in Spanien sagen, der aber unbedingt etwas Bleibendes schaffen will.

„Ich und Kaminski“ ist ja auch ein großes Bilder-Wiedererkennungsspiel mit vielen Zitaten. Interessieren Sie sich für bildende Kunst?

Brühl: Ich komme gerade aus Venedig. Die letzten zwei Tage habe ich mich dort mit Kunst komplett zugeballert: Ich habe mir die Kunst-Biennale und das Peggy-Guggenheim-Museum angesehen und zum Schluss als Sahnehäubchen noch die Tintorettos im Dogenpalast. Da kommt man völlig beseelt zurück, das ist ja wie ein Rausch. Es gibt weniges, was so einen Sturm im Kopf auslöst, wie die Kunst.

Aber Kunst kann ein mindestens so eitles Geschäft sein wie die Schreiberei.

Brühl: Absolut. Aber man ist ja selber nicht davon frei. Der eitle Wunsch, etwas Bleibendes zu hinterlassen, ist bei mir auch da. Ich möchte schon, dass meine Filme lange überdauern und womöglich einen Platz in der Filmgeschichte bekommen.

Das ist mit „Good Bye, Lenin“ ja definitiv gelungen. Als der nette Junge, der im historischen Notfall Gurkengläser umetikettiert, haben Sie Weltkarriere gemacht. Zwölf Jahre danach ist „Kaminski“ jetzt der zweite Film mit Regisseur Wolfgang Becker und Sie dürfen ein echtes Scheusal spielen. Eine willkommene Abwechslung?

Brühl: Das macht natürlich Spaß, gerade mit Wolfgang. Wir wollten nichts in Richtung „Good Bye Lenin 2“ machen. Wir haben aber auch viel über das Kino diskutiert, da geht es immer stärker darum, dass man ganz schnell ganz viel Empathie mit der Hauptfigur haben muss, die muss ab Drehbuchseite fünf einfach sympathisch sein. Dabei muss man nur an Filme aus den 70ern und 80ern erinnern, beispielsweise mit Jack Nicholson, da durfte die Hauptfigur Arschloch sein und man ist ihr trotzdem gefolgt. Auf so etwas hatten wir Lust.

Wenn man über Ihre internationale Karriere spricht, klingt oft Bewunderung, fast schon Verwunderung über so einen deutschen Aufstieg durch. Staunen Sie selber noch?

Brühl: Schon. Aber inzwischen kann ich es auch ein wenig genießen, weil ich jetzt so lange im Geschäft bin, dass ich nicht mehr befangen bin. Wenn ich heute mit Leuten wie Helen Mirren oder Benedict Cumberbatch arbeite, dann bin ich positiv aufgeregt, nicht mehr ängstlich. Trotzdem denkt man manchmal: Wahnsinn! Das ging mir bei den Dreharbeiten zu „Captain America“ so. Da kam ich fünf Minuten zu früh in die Maske und jeder Stuhl war gerade besetzt: Scarlett Johansson neben Robert Downey neben Chris Evans. Als ich wieder draußen war, habe ich schon gedacht: Irre, dass ich bei so einem Unterfangen dabei bin.

Trotzdem scheint Ihnen die Arbeit nicht zu reichen. Sie betreiben eine eigene Bar in Berlin, haben ein Reisebuch geschrieben und sind jetzt auch noch in eine Produktionsfirma eingestiegen. Rührt das aus der Sorge, die Angebote könnten nicht immer so großartig ausfallen?

Brühl: Ich will nicht, dass mich das komplett vom Hocker reißt, wenn es mal nicht so gut läuft. Das Geschäft funktioniert ja in Wellenbewegungen. Ich will dann aber umtriebig sein und nicht denken: Menno, warum ruft mich keiner an?! Mit der Produktionsfirma könnte ich trotzdem aktiv sein, aber nicht unbedingt nur als Schauspieler. Ich könnte mir auch in privater Hinsicht vorstellen, mal eine lange Pause zu machen. Da bin ich jetzt anders drauf als mit Mitte 20, da wäre ich am liebsten nur unterwegs gewesen. Jetzt ist mir das Private mindestens so wichtig, denn da bin ich momentan auch mindestens so glücklich wie beruflich.

Daniel Brühl in Essen

Premiere des Films
Premiere des Films "Ich und Kaminski" in der Lichtburg in Essen. © FUNKE Foto Services
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