Bochum/Witten. . Sein Hit „Supergirl“ ist als Coverversion zurück, er selbst spielt bald beim Zeltfestival. Und er erklärt, warum er dem Hass mit Mut entgegen tritt.

Wenn es eine Kunst ist, einen Sommerhit zu landen, dann ist es erst recht eine Kunst, denselben Hit zweimal zu haben. „Supergirl“ von Rea Garveys Band Reamonn flog federleicht bis ganz oben in die Charts im Sommer 2000. Heute ist die Coverversion von Anna Naklab feat. Alle Farben & Younotus im entspannten Clubsound wieder weit oben. Der irische Wahldeutsche spielt am 25. August beim Zeltfestival Ruhr. Wir sprachen mit ihm über den Doppelhit, über seine Rolle als Coach bei „The Voice“ und über sein Engagement gegen Hass.

Mr. Garvey, gefällt Ihnen das Cover Ihres „Supergirls“ eigentlich?

Rea Garvey: Total! Meine Frau sagt immer: Ein Hit ist ein Hit ist ein Hit... Es ist ein Kompliment für das Original. Und ich glaube, es spricht den musikalischen Zeitgeist von heute mehr an als das Original.

Es liegen ja auch 15 Jahren zwischen den Aufnahmen . . .

Ich habe selbst nie aufgehört, es zu spielen. Und nun kommt eine zweite Welle. Der Sound, den die neue Version jetzt hat, ist schon sehr inspiriert von Milky Chance, das ist DER Sound im Moment. Es hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Und ich finde, dass Musik weiterleben sollte.

Das Tempo kann man nicht immer durchhalten

Sie selbst haben als Coach bei „The Voice Of Germany“ den Nachwuchs gefördert. Haben Sie schon mal daran gedacht, sich auf die Rolle des Mentors zurückzuziehen?

Absolut. Ich nehme immer sehr junge Musiker mit auf Tour, weil ich denke: Es ist unsere Verantwortung, wenn wir Erfolg haben, eine Plattform auch den sehr jungen Bands zu geben und zu sagen „Genieß das und gib dein Bestes!“ Die Erfahrung, als Musiker vor Tausenden Menschen zu stehen und deine eigene Musik zu spielen, das macht dich zu einem besseren Musiker. Das kannst du nicht kaufen. Ich glaube aber, dass ich nie meine Gitarre an die Wand hängen würde. Nur: Das derzeitige Tempo kann man auch nicht immer durchhalten. Aber ich hoffe, dass mir rechtzeitig klar wird, wann ich mal den Fuß vom Gas nehmen sollte.

Man hört, dass Ihr Album „Prisma“, das im Herbst erscheint, gegen Hass plädiert. Ein Protestalbum?

Es ist nicht meine Art, ein Protestalbum zu machen. Aber ich glaube im Moment ist es wahnsinnig wichtig, dass man seinen Mund aufmacht. Es gibt eine Minderheit, die überhaupt nicht von der Masse der Gesellschaft akzeptiert ist, die laut geworden ist. Und das ist auch der Grund, warum wir lauter werden müssen.

Der Hass in den sozialen Medien

Ist das der vielbeschworene Aufstand der Anständigen?

Wenn ich jeden Abend auf der Bühne vor Tausenden Menschen stehe, dann denke ich, wie toll das ist, hier in Deutschland. Aber warum lese ich genau das Gegenteil davon auf Facebook und Twitter? Die Menschen, die diesen Hass verbreiten, sind nur eine Minderheit, das sind die Idioten, die man in jedem Land finden kann. Man darf denen nicht das goldene Mikrofon geben und sagen: Jetzt ist eure Zeit! Scheiße, es ist nicht eure Zeit, ihr habt hier nix zu sagen. Hinzu kommt: Es ist auch kein echter Hass, es ist ein künstlicher Social-Media-Hass . . .

Anfang des Jahres gingen deshalb leider auch einige auf die Straße.

Viele, die auf die Straße gehen, fühlen sich einfach vergessen. Sie fühlen sich als Opfer einer Politik, die nichts mehr mit echten Menschen zu tun hat. Mehr ist das nicht.

Sie engagieren sich sozial, etwa für Wasseraufbereitung in Ecuador . . .

Unsere Eltern haben uns eine Welt übergeben, die mit vielen Fehlern behaftet ist. Und wir dürfen die Schuld nicht weiterreichen, wir haben die Macht und die Kompetenz, die Welt zu verändern. Ich will nicht meine Kinder angucken müssen und sagen: Tut mir leid, ich wusste davon, aber ich habe nichts gemacht. Denn dann bist du einfach der Depp, der die Welt mit kaputt gemacht hat. Es ist wie ein Stein im Wasser, der Wellen schlägt. Und man muss anfangen mit Positivität – und nicht mit Hass.

  • Das Zeltfestival Ruhr startet am Freitag, 21. August, mit den Shows von Anastacia und Hubert von Goisern. Ein Teil der Shows ist schon ausverkauft, Karten bekommt man noch für UB40 (22.8.), Farin Urlaub Racing Team, Laith Al Deen (24.8.), Rea Garvey (25.8.), Mark Forster (26.8.), The Script (27.8.), Stoppok (28.8.), Ian Anderson (30.8.), Steve Hackett , Johannes Oerding, Tina Dico (2.9.), Clueso (3.9.) und Hans Liberg (5.9.). Karten erhalten Sie in den Ticketshops, unter 0201/804-6060 und www.ruhrticket.de