Essen. Der griechische Komponist Mikis Theodorakis („Alexis Sorbas“) feiert seinen 90. Geburtstag. Vor zwanzig Jahren wunderte er sich, dass er trotz allem, was ihm widerfahren ist, seinen 70. Geburtstag erlebte.
Geradezu animalische Lebensfreude strahlt Anthony Quinn aus, wenn er als „Alexis Sorbas“ den Sirtaki tanzt. So lieben wir das sonnige Griechenland. Doch gerade dieser Hit spiegelt das von extremen Höhen und Tiefen geprägte Leben des Komponisten Mikis Theodorakis in ernüchternder Eindringlichkeit wieder. „Alexis Sorbas“ machte Theodorakis 1964 weltberühmt, drei Jahre später kämpfte er in einer kleinen Gefängniszelle gegen die eisige Kälte griechischer Kerkernächte an.
Mit ihren Wechselbädern zwischen kultischer Verehrung und brutaler Unterdrückung ähnelt Theodorakis’ entfernt der Biografie Nelson Mandelas. Vor 20 Jahren wunderte sich Theodorakis, dass er, der seit seiner Jugend wiederholt gefoltert und eingesperrt wurde, der im Gefängnis an Tuberkulose erkrankte, dass er, der ebenso sensible wie unbeugsame Widerstandskämpfer überhaupt seinen 70. Geburtstag erleben durfte. Heute vollendet die „Stimme Griechenlands“ ihr 90. Lebensjahr.
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So sehr seine folkloristisch gefärbte Musik über Griechenland hinaus wirkte: Für ihn ging es stets um die kulturelle Identität und politische Selbstbestimmung seines Heimatlandes. Mit 18 Jahren wurde er zum ersten Mal gefoltert, von den Faschisten. Nach dem Krieg sperrten ihn die Engländer ein. Und nach einer Periode relativer Freiheit verbrachte er drei Jahre in den „Schlachthäusern“ der griechischen Putschisten-Junta. 1970 ging er ins französische Exil, um bei Olivier Messiaen zu studieren.
Kampf gegen Unrecht und Terror
Hier entstand sein „Canto general“, sein Freiheits-Credo nach Texten von Neruda. Das Ansehen von Theodorakis in Griechenland nahm kultische Dimensionen an. Von 1990 bis 1992 wirkte er sogar als Staatsminister.
Doch so untrennbar Mikis Theodorakis’ Schaffen mit seiner politischen Signalwirkung verbunden ist, so klein ist der Anteil direkt politisch motivierter Musik in seinem gewaltigen Oeuvre. Zunehmend widmete er sich klassischen Gattungen wie der Symphonik oder der Oper.
Auch wenn er zuletzt nicht mehr öffentlich aufgetreten ist, nutzt er seine Homepage, um gegen Unrecht und Terror zu kämpfen. 2012 nahm er, im Rollstuhl, in Athen an einer Demonstration gegen die „Troika“ teil. Dabei wurde er durch Tränengas schwer verletzt. Noch heute leidet er darunter.