Bayreuth. Vorfreude, bei denen, die Karten haben. Knatsch hinter den Kulissen. Also eigentlich sind Bayreuths Wagner-Festspiele, wie sie immer waren...

Für Verehrer ein Pilgerziel, für andere parodiefähig: Allsommerlich strömen Opernfreunde aus aller Welt zu jenem Haus, das Richard Wagner allein für sein Werk erbauen ließ. Samstag werden die Bayreuther Festspiele mit „Tristan und Isolde“ eröffnet. Eine kleiner Ausblick auf den 2015er Jahrgang.

Die Karten

Dass Eintrittskarten für Bayreuth leichter zu bekommen sind als früher, stimmt. Kontingente wurden verändert, Privilegien modifiziert. Doch lebt der Mythos weiter vom Mangel. Wartete man früher schon mal elf Jahre, können es heute zügige acht sein. Die Preise sind nicht unverfroren. Auf dem Balkon kommt man ab 30 Euro zu sitzen, doch sind die Karten genauso knapp wie für die Mittelloge (230). Rein kommt zuverlässig: auflaufende Prominenz. Die Stadt Bayreuth lädt sie ein.

Die Wagners

In unguter Verfassung ist der Clan schon immer. Zank, Neid, Machtspiele – wie in den Opern eigentlich. Es scheint aber 2015 ein neuer Gipfel der Missstimmung erreicht. Wolfgang Wagners (1919-2010) Tochter Eva (70) verlässt die Festspielleitung. Ihre Halbschwester Katharina (37) dementiert, es gebe 2015 ein Anwesenheitsverbot für Eva während der Festspielvorbereitung. Seltsamerweise hatte darüber ausgerechnet einer der diskretesten Musikerpersönlichkeiten geklagt: Kirill Petrenko, künftig Chef der Berliner Philharmoniker, kommt 2015 nur noch aus „Respekt vor den Kollegen“ nochmal zum Ring-Dirigat nach Bayreuth, so widere ihn der Führungsstil an, den er „unprofessionell und würdelos“ nennt. Harmonie klingt anders.

Das Orchester

... der Bayreuther Festspiele bleibt die kostbare Konstante auch in den unruhigsten Jahrgängen. Wie uns ein Hornist einmal sagte: „Wir sind die ganz unten, am Grund des Ozeans. Oben kentert schon mal ein Schiff, aber hier ist es ganz ruhig.“ Musiker aus ganz Deutschland bilden diesen in sich ruhenden Klangkörper. Er kommt nur für die Festspiele zusammen.

Der Musikchef

... kann seine Wunde, nicht Chef der Berliner Philharmoniker zu werden, ab Samstag unter fast angenehmen Umständen pflegen. Christian Thielemann dirigiert mit „Tristan und Isolde“ eines der größten Wunderwerke der Musikgeschichte. Doch Krach gab es auch hier: Anja Kampe (Isolde) stieg vor vier Wochen aus. Evelyn Herlitzius singt. Pikanterweise soll Kampe Kirill Petrenko zugeneigt sein, der Christian Thielemann jüngst die „Berliner“ wegschnappte. Thielemann ist neuerdings Bayreuths „Musikdirektor“, gilt als machtbewusster Strippenzieher – und genialer Wagner-Deuter.

Die Neuinszenierung

...wird traditionell gespannt erwartet. Der Druck ist groß: Nach wie vor lastet auf Katharina Wagner der Ruf, alles andere als eine Regisseurin von Rang zu sein. Angebote von großen Häusern bleiben zuverlässig aus, wurden sogar storniert. Und nun ausgerechnet das transzendente, philosophisch aufgeladene Opus „Tristan und Isolde“? Katharina Wagners jüngste Äußerungen zum Kern des Stückes, scheinen indes nicht ganz so tief zu schürfen: „Letztlich sind beide in einer Situation, die für sie unangenehm ist.“

Wer Bayreuths „Tristan“ sehen will, muss nicht nach Franken reisen. Live wird die Oper am 7. August, 16 Uhr, in viele Kinos übertragen. Etwa nach Oberhausen (Cinestar), Bochum (metropolis/UCI), Dortmund (Cinestar).

Für die Übertragung in die Essener Lichtburg können unsere Leser 2 x 2 Karten gewinnen. Rufen Sie dazu bis Sonntag (26.7) an: 01378 / 78 76 19 (0,50€/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunktarif höher), nennen Sie das Stichwort „Lichtburg“, Ihren Namen und Ihre Telefonnummer.
Viel Erfolg!