Gelsenkirchen. Ihrem Auftritt schickten sie das Video eines Kometeneinschlags voraus. AC/DC rockten am Sonntag die Arena auf Schalke - und blieben nichts schuldig.

Auf Schalke ist die Hölle los: Meterhoch lecken die Flammen gen Arenahimmel, als die ersten Gitarrenakkorde erklingen, über die Bühne spannt sich ein Bogen mit Teufelshörnern und der Blick über die vollbesetzten Ränge erstreckt sich über ein Meer rot blinkender, viel kleinerer Teufelshörnchen. Mindestens jeder Fünfte trägt den vermeintlich bösen Kopfschmuck (10 Euro), den man zu anderen gesellschaftlichen Anlässen wohl kaum noch einmal wiederverwenden dürfte.

Aber ein Konzert von AC/DC hat seine eigenen Gesetze – und dazu gehört natürlich eine angemessene Begrüßung jener Band, die seit 1973 die pure Essenz des Hardrock zelebriert – und damit erfolgreicher ist als Metallica, Muse und Kiss zusammen, die ein paar Wochen zuvor noch an derselben Stelle vor schütter besetzten Rängen standen. Doch an diesem Abend ist die Arena mit 55.000 Besuchern ausverkauft – bei Ticketpreisen um die 100 Euro. Es sind Fans darunter, die aus Südafrika eingeflogen sind. Sie werden nicht enttäuscht. Niemand wird enttäuscht. Denn wie immer liefert die australische Band gefühlte 150 Prozent ab.

Die Hälfte der Show ist Laufarbeit

Keine drei Songs haben AC/DC gespielt, da sind Sänger Brian Johnson und Gitarrist Angus Young bereits in Schweiß gebadet und haben den ersten Kilometer auf der Bühne abgerissen. Denn die beiden erledigen den Großteil der Arbeit, die eben auch Laufarbeit ist: Johnson singt sich die Seele aus dem Leib, als gäbe es nie wieder ein Konzert nach diesem hier.

AC/DC auf Schalke

AC/DC auf Schalke
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AC/DC auf Schalke
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Und Young hüpft in seiner roten Schuljungenuniform herum, als wäre er nicht 60 Jahre, sondern 16, er springt und vollführt beim Gitarrespiel seine Kapriolen. Die anderen Musiker bleiben ruhig im Hintergrund: Gitarrist Stevie Young (der für seinen drei Jahre älteren Onkel Malcolm Young eingesprungen ist), Schlagzeuger Chris Slade (der den zu Hausarrest und Drogenentzug verurteilten Phil Rudd ersetzt) und Bassist Cliff Williams.

Aber auch mit nur zwei Showmännern entfachen die unzerstörbaren Rock-Partykracher wie „Thunderstruck“, „Dirty Deeds“ oder „You Shook Me All Night Long“ ihre volle Wirkung – und die Arena singt mit und übertönt teils Brian Johnson.

Fans sind nun mal Nostalgiker

Apropos Brian Johnson: Es kommt bei jedem AC/DC-Konzert der unvermeidbare Moment, in dem ein Fan dem anderen an die Schulter greift und einen Satz raunt wie „Mann, die hätte ich so gern noch mal mit Bon Scott gesehen.“ Ist ja verständlich: Johnson macht den Sänger-Job ja auch erst seit 35 Jahren – und damit ungefähr sechs mal so lange wie sein 1980 verstorbener Vorgänger.

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Aber die Fans von AC/DC sind nun mal Nostalgiker, die Band steht für den großen Schulterschluss sehr vieler, die harte Gitarrenmusik lieben: Gerade noch hart genug für Metal-Fans, melodisch genug Popfans, genau richtig für Rocker. Kraftvoll genug, um die Jungen zu begeistern – und konstant genug im Sound, um die Alten zufriedenzustellen. Der Sound war übrigens – nach Problemen bei „Rock Or Bust“ – sehr anständig.

Und dann fallen die Kleidungsstücke

Es gibt einige Ankerpunkte bei einem AC/DC-Konzert: Die „Hells Bells“ müssen läuten, die Salut-Kanonen bei „For Those About To Rock“ müssen knallen und Angus Young muss seine Kleidungsstücke verlieren, erst die Mütze, dann die Jacke, die Krawatte und das Hemd – bis er nur noch in der kurzen Hose dasteht. Dann wagt er sich auch hinaus auf den Steg, der weit ins Publikum ragt und hauptsächlich dazu da ist, ihm eine Plattform für das Solo am Ende von „Let There Be Rock“ liefern, bei dem er sich gitarrezerrend über den Boden rollt.

Wer zuvor schon eine der Shows gesehen hat (etwa neulich in Köln), weiß genau, dass es jeden Abend exakt dieselbe Schauspiel mit denselben Songs ist. Erstaunlich und verblüffend aber bleibt, dass es dank der Energie zweier menschlicher Rock-Urgewalten noch immer ein höllisch gutes Erlebnis ist.