Köln. Herta Müller bekam 2009 schon den Literatur-Nobelpreis. Soll ihr Werk trotzdem nochmal gewürdigt werden? Ja, sagt die Jury des Heinrich-Böll-Preises.
Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller hat den Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln erhalten. Die Jury des Literaturpreises führte in ihrer Begründung an, keine andere Autorin sei in ihrem Schreiben dem Namensgeber des Preises, dem Schriftsteller Heinrich Böll, so ähnlich wie sie, teilte die Stadt Köln am Mittwoch mit. Die in Rumänien geborene Schriftstellerin ("Atemschaukel") habe ebenfalls das Leben in einer repressiven Gesellschaft erlebt und sich daraus zu einem "kritischen Geist" entwickelt, heißt es in der Begründung. Der Literaturpreis ist mit 20 000 Euro dotiert. Die offizielle Verleihung wird im November stattfinden.
Auch interessant
Die Jury schrieb in ihrer Begründung, "man könnte meinen, dass es nach dem Literaturnobelpreis von 2009 keinen Grund mehr gebe, das Werk der seit 1987 in der Bundesrepublik lebenden Schriftstellerin abermals zu würdigen", doch das Gegenteil sei der Fall.
Dem Geiste Bölls verwandt
Nicht nur, dass Herta Müller in den vergangenen sechs Jahren weitere wichtige Bücher publiziert habe, so zuletzt den Essayband "Hunger und Seide", keine andere Autorin sei in ihrem Schaffen dem künstlerischen und kritischen Geist Heinrich Bölls so verwandt. "Der Grundtrieb des Böllschen Schreibens findet sich darin wieder: das Aufwachsen in einem repressiven Heimatland und dann das Erlebnis der Befreiung in einer neuen Gesellschaft; im Falle Bölls im selben Land nach 1945, im Falle Müllers durch die Ausreise nach Deutschland." (dpa)