Duisburg. Er ist blind, hat einen Sprachfehler und sieht aus wie ein gerupfter Waschlappen. Gerade deshalb verehren sie ihn: Ein Maulwurf ist der Star in der Comedy-Show des Puppenspielers René Marik. Mit seinem Programm "Autschn - ein Abend über die Liebe" begeisterte Marik das Duisburger Publikum.

Ausverkauft, schon seit Wochen. Alle wollen ihn sehen, den blinden Maulwurf. Und natürlich seine Kollegen, den Eisbären Kalle und den ebenso blasierten wie breitmauligen Frosch Herrn Falkenhorst. Rund 300 Tickets sind weggegangen wie nix.

Berühmt dank YouTube

Zur Person

René Marik ist diplomierter Puppen- und Schauspieler sowie Musiker.

Seine Puppen-Comedy ist nichts für Kinder, auch wenn der Maulwurf ein sehr infantiler Artgenosse sein kann. "Ich spiele für Erwachsene, denn ich bin kein Pädagoge. Alles andere wäre also absurd", sagt Marik, der an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Puppenspiel studiert hat.

Vor wenigen Wochen wurde mit "Autschn!" seine erste DVD veröffenlicht - und wieder sind vor allem Erwachsene angesprochen, die sich die Lust am Puppenquatsch nicht nehmen lassen.

Natürlich ist der Maulwurf mit dem Sprachfehler ("Hage? Jemand ze hage?") einer der Hauptdarsteller.

Aber die Scheibe enthält nicht nur Szenen aus Mariks Bühnenprogramm. "Autschn!" verbindet Live-Auftritte mit Filmszenen der Puppen "on tour".

Das war nicht immer so. Richtig berühmt geworden sind René Marik und seine Puppen erst vor kurzem. Durch das Internet. Hier, auf der Video-Plattform YouTube, tauchten plötzlich einzelne Clips aus Mariks Programm auf.

Hunderttausende klickten die kurzen Episoden an, lachten sich schief über "de' Maulwurfn", der sich in Rapunzel ("Rapante") verliebt und Schneewittchen ("Schneewante") wach küsst – und wollten die Puppen und ihren Spieler unbedingt auch live erleben.

Selbst Marik wundert sich über den Puppen-Hype

Schlagartig sei bei Auftritten "die Hütte voll gewesen", wundert sich der Puppen-Meister selbst über die Begeisterung, mit der sein Waschlappen-Maulwurf plötzlich im ganzen Land aufgenommen wird. Und fügt fast schüchtern hinzu: "Das kann alles genauso schnell wieder vorbei sein."

Bejubelt, beklatscht, gefeiert

Muss es aber nicht. In der Duisburger Kulturzentrale Hundertmeister jedenfalls werden Marik und Maulwurf am Donnerstagabend bejubelt, beklatscht, gefeiert. Immer wieder stehen dem Publikum die Lachtränen in den Augen: Als sich Eisbär Kalle genüsslich im Schritt leckt ("Ja, dit soll mir mal einer nachmachen!"), der Maulwurf sich auf dem Weg nach "Mallarce" (Mallorca) verirrt oder der Frosch Herr Falkenhorst als Darth Vader die Bühne mitsamt Laserschwert entert.

Wenn ein Stückchen Stoff lebendig wird

René Marik.
René Marik. © WR

Unglaublich, wie Marik seine Figuren bis in kleinste Nuancen beherrscht. Verblüffend, wie ein Stückchen Stoff in den Händen des diplomierten Puppenspielers lebendig wird. Eindrucksvoll, wie er sogar zwei handelsüblichen Putzlappen Gesichter verleiht.

Schaurige Gedichte

Zwischen den Frosch- und Maulwurf-Nummern kommt Marik hinter seinem Puppenspieler-Verschlag hervor und tritt selbst ins Rampenlicht. Im Nadelsteifen-Anzug singt er von Liebe und schleudert den Zuschauern schaurige Gedichte einer gewissen Elisabeth Bellarz entgegen.

Im nächsten Moment – nun als Prolet Kalle – erscheint er im fleckigen Trainingsanzug und begibt sich an der Berliner Siegessäule auf die Suche nach der Love Parade. Denn die hat ja mittlerweile "in den Westen rübergemacht".

Tod auf der Autobahn

Der Maulwurf und sein (Puppen)Spieler.
Der Maulwurf und sein (Puppen)Spieler. © fremd

Das Publikum nimmt Marik in jeder Rolle dankbar an, bejubelt Lyrik, Lieder und Puppenspiel gleichermaßen. Erst als sich der Maulwurf am Ende der Show auf der A9 vor ein Auto wirft, weil sich seine Angebetete (eine vollbusige Barbie) für den muskulösen Ken entscheidet, wird es für einen Moment still im Saal.

Autschn! Der Maulwurf liegt tot auf der Bühne, und das schockt sogar die Hartgesottenen im Publikum. Dann jedoch bricht tosender Applaus los. Und René Marik muss noch zwei Zugaben spielen. Schon allein, damit der gerupfte Waschlappen in seinen Händen nochmal lebendig wird.

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