Bottrop. . Das hat Kult-Format: Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel legt die Schlager-Revue in Bottrop neu auf.
Dass „Der Mond von Wanne-Eickel“ auch über Bottrop aufgeht: wunderbar. Die kultigen „Liebesperlen“ rocken derzeit die Halde Haniel. Für alte und neue Fans der Kultshow ein Ereignis. Das wurde bei der Premiere in der Bergarena über dem Revier vom Publikum nun kräftig bejubelt.
Hits von damals und rauer Pottslang
Für alle im westlichen Ruhrgebiet, die von den „Liebesperlen“ noch nichts gehört haben: Die Revuetruppe unter Federführung der Dortmunder Urgesteine Heinrich Huber und Jürgen Uter füllt seit über 25 Jahren die Theater in Dortmund und Umgebung. Was als musikalische Einlage für ein Theaterfest entstand, entwickelte bald ein erstaunliches Eigenleben.
Die letzte Vorstellung der "Liebesperlen" in Lünen
Die „Liebesperlen“ erlebten unzählige Neu- und Wiederauflagen und sind jetzt – wieder mit Heinrich Huber als Regisseur und Arrangeur – als Neuproduktion des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel und dessen fabelhaftem Ensemble zu erleben. Geschlagene zwei Stunden Schlager-Revue: Frei nach dem Motto „Musik ist Trumpf“ arrangierte Huber eine Best-of-Sause der 50er- bis 70er-Jahre, die jede Jukebox bis an ihre Grenzen getrieben hätte. Die fesche Irma – Stefanie Kirsten mit Tupfenkleid, Ballonfrisur und unnachahmlichem Stimmtimbre von betörend bis schmutzig – ist die „Spange von Crange“. Die Herrin der Raupe, deren Rückwärtsgang klemmt, löst Sehnsucht, Verwirrung, manchmal auch Hormonstress bei den Jungs auf der Kirmes aus.
Die Verortung ist gegeben, rauer Pottslang schimmert durch. Eine Story? Fehlanzeige. Macht aber nichts, schließlich will man bald nur noch schwelgen – im blauen Meer der Caprifischer, unter jenem Mond von Wanne-Eickel oder leicht ironisch (aber nur, wer’s hören will) in die Ferne schweifen. New York, Athen, die Mausefalle Pigalle in Paris: In süffig-originellen Huber-Arrangements schickt das bestens erprobte Lippe-Saiten-Orchester unter Tankred Schleinschock wenn nötig sogar mit flirrender Mandoline unterfütterte Klänge in den Sommerhimmel.
Tanzen und Singen in bester Showmanier
Daniel Printz als frauenumschwärmter Manni, der Schrauber mit verführerischer Samtstimme, Dominik Freiberger, der „Italiener“ Giovanni, als Koselwosky dann doch eher im Pott wurzelnd, oder Thomas Zimmer als Ansgar Treudel, der Schaustellerschreck vom TÜV, verbreiten als Männerensemble schmachtendes Retro-Feeling mit Augenzwinkern. Tanzen und Singen in bester Showmanier – das Markenzeichen von Tina Podstawa und Samira Hempel.
Kein Wunder, dass am Ende zu „Marmor, Stein und Eisen bricht“ beim Publikum kein Halten mehr war. „Thank you for the Music“: eine letzte Verbeugung vor dem Orchester musste sein.