Bottrop. . Das hat Kult-Format: Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel legt die Schlager-Revue in Bottrop neu auf.

Dass „Der Mond von Wanne-Eickel“ auch über Bottrop aufgeht: wunderbar. Die kultigen „Liebesperlen“ rocken derzeit die Halde Haniel. Für alte und neue Fans der Kultshow ein Ereignis. Das wurde bei der Premiere in der Bergarena über dem Revier vom Publikum nun kräftig bejubelt.

Hits von damals und rauer Pottslang

Für alle im westlichen Ruhrgebiet, die von den „Liebesperlen“ noch nichts gehört haben: Die Revuetruppe unter Federführung der Dortmunder Urgesteine Heinrich Huber und Jürgen Uter füllt seit über 25 Jahren die Theater in Dortmund und Umgebung. Was als musikalische Einlage für ein Theaterfest entstand, entwickelte bald ein erstaunliches Eigenleben.

Die letzte Vorstellung der "Liebesperlen" in Lünen

Erinnerung an Sgt. Pepper's Lonely Hearts-Club Band.
Erinnerung an Sgt. Pepper's Lonely Hearts-Club Band. © Diethelm Textoris
Mit viel Glück bekam das Ehepaar Mario und Barbara Herkt mit Freundin Karin Schulz aus Berlin von Mechthild Nolden (Kulturbüro, r.) die letzten Karten für die "Liebesperlen".
Mit viel Glück bekam das Ehepaar Mario und Barbara Herkt mit Freundin Karin Schulz aus Berlin von Mechthild Nolden (Kulturbüro, r.) die letzten Karten für die "Liebesperlen". © Diethelm Textoris
Dominik Freiberger (l.) und Günter Burchert als Angler am Rhein-Herne-Kanal.
Dominik Freiberger (l.) und Günter Burchert als Angler am Rhein-Herne-Kanal. © Diethelm Textoris
Impressionen der großen Abschieds- und Silvestergala der Liebesperlen im Heinz-Hilpert-Theater.
Impressionen der großen Abschieds- und Silvestergala der Liebesperlen im Heinz-Hilpert-Theater. © Diethelm Textoris
Horst Häger hat allein die Lüner Aufführungen 15 mal gesehen.
Horst Häger hat allein die Lüner Aufführungen 15 mal gesehen. © Diethelm Textoris
Verena und Tim (l.) aus Dortmund: "Nach der Show wünscht man sich, dass man zur Zeit der Lieder gelebt hätte."
Verena und Tim (l.) aus Dortmund: "Nach der Show wünscht man sich, dass man zur Zeit der Lieder gelebt hätte." © DiethelmTextoris
Impressionen der großen Abschieds- und Silvestergala der Liebesperlen im Heinz-Hilpert-Theater.
Impressionen der großen Abschieds- und Silvestergala der Liebesperlen im Heinz-Hilpert-Theater. © Diethelm Textoris
Zeitweise schwamm das Ensemble auf der maritimen Welle.
Zeitweise schwamm das Ensemble auf der maritimen Welle. © Diethelm Textoris
Auch bei der Abschiedsgala kam der Humor nicht zu kurz.
Auch bei der Abschiedsgala kam der Humor nicht zu kurz. © Diethelm Textoris
Barbara Höpping schmiedete als Vorsitzende des Theaterfördervereins die Ehe zwischen den Liebesperlen und dem Heinz-Hilpert-Theater.
Barbara Höpping schmiedete als Vorsitzende des Theaterfördervereins die Ehe zwischen den Liebesperlen und dem Heinz-Hilpert-Theater. © Diethelm Textoris
Liebesperlen, eine Revue offenbar für alle Generationen, wie das Bild dieser Besucher zeigt.
Liebesperlen, eine Revue offenbar für alle Generationen, wie das Bild dieser Besucher zeigt. © Diethelm Textoris
Bei der großen Abschieds- und Silvestergala nahm das Liebesperlen-Ensemble die Zuschauer im Heinz-Hilpert-Theater noch ein letztes Mal mit auf eine musikalische Zeitreise.
Bei der großen Abschieds- und Silvestergala nahm das Liebesperlen-Ensemble die Zuschauer im Heinz-Hilpert-Theater noch ein letztes Mal mit auf eine musikalische Zeitreise. © Foto Diethelm Textoris
"Fly on Silverbird": Erinnerungen an Woodstock.
"Fly on Silverbird": Erinnerungen an Woodstock. © Diethelm Textoris
ABBA einmal anders, nämlich im Monteurlook.
ABBA einmal anders, nämlich im Monteurlook. © Diethelm Textoris
Auch eine Hommage an Udo Jürgens fehlte nicht.
Auch eine Hommage an Udo Jürgens fehlte nicht. © Foto Diethelm Textoris
Marie-Luise Meier aus Lünen (l.) fühlte sich bei "Hello Mary-Lou" immer direkt angesprochen.
Marie-Luise Meier aus Lünen (l.) fühlte sich bei "Hello Mary-Lou" immer direkt angesprochen. © Diethelm Texoris
Horst Häger, der die Liebesperlen allein in Lünen 15 mal sah, im Kreis des Ensembles.
Horst Häger, der die Liebesperlen allein in Lünen 15 mal sah, im Kreis des Ensembles. © Foto Diethelm Textoris
Günter Burchert und Simone Witt mit ihrer Hommage an den großen Udo Jürgens.
Günter Burchert und Simone Witt mit ihrer Hommage an den großen Udo Jürgens. © DiethelmTextoris
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Die „Liebesperlen“ erlebten unzählige Neu- und Wiederauflagen und sind jetzt – wieder mit Heinrich Huber als Regisseur und Arrangeur – als Neuproduktion des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel und dessen fabelhaftem Ensemble zu erleben. Geschlagene zwei Stunden Schlager-Revue: Frei nach dem Motto „Musik ist Trumpf“ arrangierte Huber eine Best-of-Sause der 50er- bis 70er-Jahre, die jede Jukebox bis an ihre Grenzen getrieben hätte. Die fesche Irma – Stefanie Kirsten mit Tupfenkleid, Ballonfrisur und unnachahmlichem Stimmtimbre von betörend bis schmutzig – ist die „Spange von Crange“. Die Herrin der Raupe, deren Rückwärtsgang klemmt, löst Sehnsucht, Verwirrung, manchmal auch Hormonstress bei den Jungs auf der Kirmes aus.

Die Verortung ist gegeben, rauer Pottslang schimmert durch. Eine Story? Fehlanzeige. Macht aber nichts, schließlich will man bald nur noch schwelgen – im blauen Meer der Caprifischer, unter jenem Mond von Wanne-Eickel oder leicht ironisch (aber nur, wer’s hören will) in die Ferne schweifen. New York, Athen, die Mausefalle Pigalle in Paris: In süffig-originellen Huber-Arrangements schickt das bestens erprobte Lippe-Saiten-Orchester unter Tankred Schleinschock wenn nötig sogar mit flirrender Mandoline unterfütterte Klänge in den Sommerhimmel.

Tanzen und Singen in bester Showmanier

Daniel Printz als frauenumschwärmter Manni, der Schrauber mit verführerischer Samtstimme, Dominik Freiberger, der „Italiener“ Giovanni, als Koselwosky dann doch eher im Pott wurzelnd, oder Thomas Zimmer als Ansgar Treudel, der Schaustellerschreck vom TÜV, verbreiten als Männerensemble schmachtendes Retro-Feeling mit Augenzwinkern. Tanzen und Singen in bester Showmanier – das Markenzeichen von Tina Podstawa und Samira Hempel.

Kein Wunder, dass am Ende zu „Marmor, Stein und Eisen bricht“ beim Publikum kein Halten mehr war. „Thank you for the Music“: eine letzte Verbeugung vor dem Orchester musste sein.