Der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz, lange Jahre Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, hat nie im Verdacht allzu großer Bescheidenheit gestanden. Nicht wenige Beobachter führen darauf sogar einen Teil seines Erfolges zurück, der mindestens so groß sei wie sein malerisches Talent.

Nun aber wird der Mann, der Gelsenkirchen den blauen „Herkules“ und auch anderen Städten umstrittene Skulpturen bescherte, im Pariser Museum für Moderne Kunst ausgestellt, da muss Lüpertz’ Hochachtung vor sich selber noch einmal gewachsen sein. Jedenfalls bekannte er jetzt in einem Interview: „Wir sind Auserwählte. Ich glaube, dass der Künstler einen Auftrag von Gott hat und keinen aus dieser Welt.“ Aus dem Gottesgnadentum leitet Lüpertz dann auch das Recht auf „bestimmte Freiheiten“ ab, dazu gehört nicht nur das Recht auf Unmoral und „gewisse Respektlosigkeiten“, sondern auch „das Recht zu lügen“.

Solange Lüpertz das nur in seiner Kunst tut, dürfte kein Problem darin bestehen, schon der Surrealist Louis Aragon sprach mit Blick darauf vom Wahrlügen. Heikel wird es nur, wenn es Markus Lüpertz selber sein sollte, der uns da angelogen hat.