Köln. Auch Durchschnittsverdiener könnten sich gute Kunst leisten, sagt der Direktor der Art Cologne. Denn gerade gute Kunst koste oft nur wenig.

Qualität und Erfolg sind in der Kunstwelt nicht zwangsläufig aneinandergekoppelt, sagt Daniel Hug, der Direktor der Kunstmesse Art Cologne, im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Viele Sammler, die auf der Art Cologne einkaufen, sehen ihre Kunstsammlung als eine Art Wertdepot. Sie lassen sich beim Einkauf beraten und haben selbst keine Ahnung. Stört Sie das nicht?

Daniel Hug: Warum sollte es? Umgekehrt habe ich als Kunsthistoriker ja auch keine Ahnung, in welche Aktien ich investieren soll, deswegen geh' ich da auch zu einem Profi. Eine Kunstsammlung ist einem Depot von Aktien und Anleihen durchaus vergleichbar. Mit einigen verdient man Geld, mit anderen vielleicht nicht.

Studien zufolge erlebt der Kunstmarkt ein weltweites Allzeit-Hoch. Demnach müssten die Geschäfte zurzeit besonders gut laufen.

Hug: Ja, kann man so sagen. Wobei eine Recherche des Bundesverbands Deutscher Galerien ergeben hat, dass man den deutschen Kunstmarkt in drei Kategorien einteilen kann:

Einem Drittel geht's sehr gut, die verdienen enorm viel Geld. Einem Drittel gehts so lala. Und ein Drittel verkauft kaum etwas, die hängen an einem sehr dünnen Faden. Man darf aber nicht glauben, dass die etablierten Galerien immer die erfolgreichen sind.

Wer sind denn die erfolgreichen - die mit der guten Kunst?

Hug: Markterfolg hat leider nicht immer etwas mit guter Kunst zu tun. Was historisch wichtig ist für die Kunst, ist nicht unbedingt das, was sich auf dem Markt verkauft. Da liegt das Problem.

Dann kann man gute Kunst also unter Umständen ganz preiswert erstehen?

Hug: Ja. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass alles, was auf der Art Cologne gezeigt wird, schon etabliert ist und dementsprechend viel kostet. Das ist wirklich nicht so.

Leute, die in Kunst investieren wollen, lassen sich unter anderem von Künstler-Rankings leiten. Ranglisten mit den Namen der bedeutendsten Künstler. Macht das Sinn?

Hug: Klar, warum nicht? Ich will einmal Folgendes sagen: Wir hier sind auch eine Art Ranking-System. Eine Kunstmesse wie die Art Cologne ist ein Kunst-Ranking ähnlich wie der Kunstkompass. Denn nicht jede Galerie, die Interesse hat, wird zur Art Cologne zugelassen.

Sie müssen sich bei uns bewerben, und wir haben einen Beirat von acht Galeristen, die entscheiden, wer zugelassen wird. Die untersuchen zum Beispiel: Wie lange ist die Galerie schon aktiv? Welche Künstler vertritt sie?

Woran erkennt man eine gute Galerie?

Hug: Nehmen Sie eine Galerie wie Nagel/Draxler. Die baut Künstler oft über viele Jahre hinweg auf, vom Start an. Künstler wie Kader Attia, Keren Cytter, Kai Althoff oder Heimo Zobernig. Die wurden von der Galerie Nagel entdeckt und aufgebaut und haben jetzt ein weltweites Renommee. Der Mann hat also schon ein gutes Auge.

Und die nicht so guten Galerien, wie gehen die vor?

Hug: Es gibt einige Händler, die einfach die angesagten Künstler auf Auktionen oder von anderen Galerien kaufen und sie dann wieder weiterverkaufen. Das heißt, sie haben das Kunstwerk schon zum Marktpreis gewonnen und wollen es jetzt mit Aufschlag wieder los werden. Das wollen wir vermeiden. Wir wollen nicht, dass unsere Besucher zuviel Geld bezahlen.

Das ist also die Leistung, die die Kunstmesse für die Besucher erbringt?

Hug: Genau. Das Gute an Kunstmessen ist: Wenn sie stringente Zulassungskriterien haben, hat's auch eine Glaubwürdigkeit für den Nicht-Kunstkenner. Das ist auch eine Beruhigung. (dpa)