Berlin. Der internationale Kunstauktionsmarkt ist im vergangenen Jahr rasant gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Umsatz um 26 Prozent gesteigert.

Spekulation, Investment und eine gehörige Portion Gier: Der weltweite Kunstauktionsmarkt ist 2014 nach Angaben des Kunstinformationsdiensts Artprice auf ein neues historisches Hoch katapultiert worden. Vergangenes Jahr habe der Umsatz der Auktionen weltweit bei 15,2 Milliarden Dollar (13,7 Mrd. Euro) gelegen - das entspreche einer Steigerung um 26 Prozent gegenüber 2013, heißt es im neuen Jahresbericht. Grund sei eine "überschäumende Mischung aus Investmentlogik, Spekulation, Sammelleidenschaft und unersättlicher Nachfrage nach den gefragtesten Künstlern der neuen Museumsindustrie".

Das Wachstum beruht nach Angaben des Artprice-Geschäftsführers Thierry Ehrmann größtenteils auf dem chinesischen Markt. Nicht in den USA und in Großbritannien wurden die höchsten Auktionserlöse erzielt. Vielmehr führt China mit einem Gesamterlös von 5,6 Milliarden US-Dollar den Markt weiter an, obwohl es in der Volksrepublik im Vergleich zum Vorjahr fünf Prozent Einbußen gab. Dennoch hat China immer noch einen Anteil von 97 Prozent am asiatischen Kunstauktionsmarkt.

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Wurden 2005 nur 18 Werke weltweit für mehr als zehn Millionen Dollar auf Auktionen verkauft, waren es neun Jahre später schon 116 Werke. Die Top 10 der ertragreichsten Künstler - gemessen am Gesamtumsatz ihrer Werke auf Auktionen - führten 2014 mal wieder Andy Warhol und Pablo Picasso an. Der deutsche Kunstsuperstar Gerhard Richter steht auf Platz 4.

Moderne Kunst bleibt angesagt

Richter und Picasso brachen zwar keine Preisrekorde - das jeweilige Topauktionsergebnis lag bei "nur" etwa 28 Millionen Euro. Aber der Kunstmarkt reißt sich um sie. Von Picasso kamen 2014 fast 2900 Werke weltweit unter den Hammer. Und allein 23 Bilder von Gerhard Richter erzielten 2014 Erlöse in Millionenhöhe - bei Warhol waren es sogar fast 60.

Führendes Segment des westlichen Marktes bleibt die moderne Kunst, was sich auch an der Hitliste der Auktionsergebnisse ablesen lässt. Die höchsten Einzelerlöse wurden demnach 2014 für Giacomettis Skulptur "Chariot", Barnett Newmans "Black Fire I" und Andy Warhols "Triple Elvis" erzielt. Das Warhol-Bild hatte der NRW-eigene Casinobetreiber Westspiel verkauft.

Täglich eröffnen Museen

Der spekulativste Sektor ist laut Artprice die zeitgenössische Kunst. Bei einigen Künstlern sei es gelungen, die Auktionspreise in die Höhe zu treiben. Dazu gehörten etwa Jean-Michel Basquiat, Peter Doig, Christopher Wool, Martin Kippenberger und natürlich Jeff Koons. Allein sechs Werke von Koons nahmen 2014 die 10-Millionen-Dollar-Hürde. "Er ist ein Symbol für die Exzesse des zeitgenössischen Kunstmarktes", heißt es in dem Bericht.

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Die teuersten Geschäfte werden allerdings privat gemacht und tauchen in keinem Kunstmarkt-Bericht offiziell auf. Nur selten wird öffentlich, um welche Summen es dabei geht. Laut "New York Times" sei im Februar dieses Jahres mit dem privaten Verkauf des Bildes "Nafea" von Paul Gauguin an einen Käufer aus dem Golfemirat Katar die Schwelle von 300 Millionen US-Dollar überschritten worden, schreibt Artprice.

Der Markt für Kunst wird inzwischen sogar mit einer Industrie verglichen. Der Informationsdienst schreibt etwa von einer "boomenden Museumsindustrie". Das dürfte besonders in Deutschland, wo Museen mit eisernen Sparauflagen zu kämpfen haben, bitter aufstoßen. Zwischen 2000 und 2014 wurden laut Artprice weltweit mehr Museen gegründet als im gesamten 19. und 20. Jahrhundert zusammen. "Heute wird, insbesondere in Großasien, pro Tag ein Museum eröffnet." (dpa)