Bagdad/Berlin. Das Zweistromland war Heimat früher Hochkulturen. Schätze von damals lagerten in Iraks Nationalmuseum. Während der US-Invasion verschwanden 15 000 Stücke. Nun öffnet das Museum wieder.
Zwölf Jahre nach seiner Plünderung ist das Irakische Nationalmuseum in Bagdad mit einzigartigen Schätzen aus altorientalischer und islamischer Zeit wiedereröffnet worden. Damit wolle man auf die Zerstörung von wertvollen assyrischen Kulturgütern durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reagieren, teilte das irakische Antikenministerium mit. Seit Sonntag ist das Museum wieder für Besucher zugänglich.
Aus dem Irakischen Nationalmuseum im Herzen Bagdads waren während der US-Invasion im Frühjahr 2003 rund 15 000 wertvolle archäologische Fundstücke gestohlen worden. Rund ein Drittel davon ist nach Angaben von irakischen Experten bis heute wieder aufgetaucht. Unterdessen hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz dem Irak Unterstützung bei der Rettung zerstörter Kulturgüter angeboten.
Museum dokumentiert die Geschichte der Babylonier
Das einst von der britischen Orientalistin Gertrude Bell gegründete Museum dokumentiert die wechselvolle Geschichte des Zweistromlandes, in dem einst die Kulturen der Sumerer und Babylonier ihre Blüte erlebten. Das Haus zeigt Stücke von der prähistorischen Zeit bis zum islamischen Mittelalter.
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Bereits 2009 war es auf Druck des damaligen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki wieder eröffnet worden. Allerdings konnte es nur zu gelegentlichen Anlässen besucht werden. Experten bemängelten damals unzureichende Sicherheitsmaßnahmen.
Das Museum zeige nicht nur die Erzeugnisse der irakischen Kultur, sondern das Erbe der gesamten Menschheit, sagte Iraks Regierungschef Haidar al-Abadi bei der Eröffnungszeremonie am Samstag. Die IS-Extremisten wollten dieses zerstören. Er schwor, die Dschihadisten würden "bis zum letzten Tropfen Blut" verfolgt und bestraft.
IS-Anhänger zerstören assyrische Statuen
Ein Internetvideo der Extremisten hatte in dieser Woche gezeigt, wie IS-Anhänger im Museum der nordirakischen Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive assyrische Statuen von unschätzbarem Wert zertrümmern. Nach Angaben von Experten sind viele der zerstörten Stücke echt. Bei anderen soll es sich um Kopien gehandelt haben.
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"Wir müssen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten", sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Schon jetzt ermögliche das Vorderasiatische Museum in Berlin Restauratoren aus Krisengebieten, besondere Restaurationstechniken zu erlernen. Geplant seien zudem bilaterale Programme zur Vermittlung von Know-how. "Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Kollegen in Syrien und dem Irak", sagte Parzinger, der selbst Archäologe ist. (dpa)