Essen. Eine Mindestquote für deutschsprachige Musik im Radio, wie Junge-Union-Politiker Franz-Robert Liskow sie fordert, lehnen der WDR und Radio NRW ab.
Der WDR und Radio NRW wollen sich nicht vorschreiben lassen, wie viel Raum sie welcher Musikrichtung einräumen. Eine entsprechende Forderung nach mehr deutschsprachiger Musik im Radio, insbesondere Schlager, kam zuvor vom Vorsitzenden der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern, Franz-Robert Liskow. Er will, dass jede dritte gespielte Lied deutschsprachig ist.
Liskow bemängelt, dass nur zehn Prozent der aktuellen Top-100-Charts deutschsprachige Songs seien. Insbesondere mehr deutschen Schlager solle die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern von den Radiosendern einfordern. Dem Online-Portal der "Bild"-Zeitung sagte Liskow: "Durch Helene Fischer hat der Schlager ein frisches Image bekommen. Der NDR glaubt noch immer, junge Leute wollen nur internationale Popmusik hören. Die sollen mal in Helenes Konzerte gehen."
Bei Radio NRW ist beinahe jeder fünfte Song in deutscher Sprache
Bei Radio NRW, Rahmenprogrammanbieter für 45 NRW-Lokalradios, stößt Liskows Forderung nach mehr Schlager à la Helene Fischer jedenfalls auf wenig Gegenliebe: „Deutscher Schlager verfügt in unserer Zielgruppe über wenig Zustimmung und Akzeptanz. Das ist auch der Grund, warum er in unserem Programm keinen Platz findet", sagt Jens Kopel, Leiter der Musikredaktion von Radio NRW. Deutschsprachige Popmusik von Künstlern wie Mark Forster, Adel Tawil, Revolverheld oder Andreas Bourani hingegen sei bei den Hörern durchaus beliebt und mache derzeit ungefähr 20 Prozent im Musikmix bei Radio NRW aus.
Einer Mindestquote für deutschsprachige Musik steht Radio NRW kritisch gegenüber: „Quotenforderungen im Radio gab es in der Vergangenheit immer wieder mal, sie haben sich aber nie durchgesetzt. Grundsätzlich sind wir der Meinung, man solle der Hörermeinung oberste Beachtung schenken und ihr in der strategischen Musikplanung folgen. Denn was nutzt einem Radiosender eine Quote, wenn der Hörer das durch sie gesetzte Musikgenre nicht in seinem bevorzugten Radioprogramm hören will“, so Roman Loeber, Programmdirektor und Leiter On-Air-Promotion.
Der WDR will keine Mindestquote für deutschsprachige Musik festschreiben
Ganz ähnlich auch die Reaktion beim WDR. "Die Medienforscher der ARD ermitteln durch Befragungen der Hörerinnen und Hörer deren musikalische Vorlieben. Daraus ergibt sich aktuell kein Handlungsbedarf, den Anteil deutschsprachiger Musik in den Radioprogrammen der ARD zu erhöhen oder per Quote festzuschreiben", sagt WDR-Pressesprecherin Lena Schmitz auf Anfrage. Sie verweist auf das WDR-4-Programm, das den Hörern "einen verlässlichen Mix aus internationalen Oldies und deutscher Musik" biete.
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Liskow fordert, dass die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern beim Rundfunkrat eine "freiwillige Selbstverpflichtung" für eine Mindestquote an deutschsprachiger Musik, insbesondere Schlager, durchsetze. Der WDR-Rundfunkrat sieht keine Benachteiligung von deutschem Schlager. "Nach meinem Eindruck wird die Vielfalt der musikalischen Ausdrucksformen in den Hörfunkangeboten des WDR sehr gut abgebildet – und dazu gehört in den jeweiligen Angeboten der populären Wellen auch der deutsche Schlager", sagt Ruth Hieronymi, Vorsitzende des WDR-Runkfunkrates.
Außerdem sei die Forderung nach einer "freiwilligen Selbstverpflichtung" der öffentlich-rechtlichen Radiosender verfassungsrechtlich gar nicht möglich, sagt Nina Heil, Sprecherin des Landesministeriums für Bundesangelegenheiten. "Das wäre ein unerlaubter Eingriff in die Programmgestaltung."