Castrop-Rauxel.. Die “vorübergehende Komödie“ mit dem Titel “Nicht ganz drei Tage“ wurde am Westfälischen Landestheater in Castrop-Rauxel unter Jubel uraufgeführt.
Dass Fritz Eckenga pointensatt und bühnenwirksam zu schreiben versteht, beweist er seit Jahrzehnten. Aber ein abendfüllendes Theaterstück, in dem er gar nicht mitspielt – kann das funktionieren? Die kurze Antwort: ja. Die längere: ganz vorzüglich.
Die Details: Als das Westfälische Landestheater (WLT) anfragte, ob der Dortmunder Autor sich vorstellen könne, ein Stück zu schreiben, beschloss er, seine in vielen Sketchen bewährten Handelsvertreter („Nehmwe noch einen?“ – „Ja sicher“) auf die Langstrecke zu schicken. Statt nächtlicher Absacker an der Hotelbar nun „Nicht ganz drei Tage“. Die „vorübergehende Komödie“ erlebte am Samstagabend im WLT-Studio in Castrop- Rauxel ihre vom Publikum gefeierte Uraufführung.
Spätestens als das WLAN ausfällt, liegen die Nerven blank
Advent in Selgentrup, Münsterland: Pensionswirtin Guddi (Vesna Buljevic) erwartet ihre Stammgäste Bernd Strohmeyer (Burghard Braun) und Dirk Hambacher (Guido Thurk). Die treffen gerade noch rechtzeitig ein, bevor der heftige Wintereinbruch die Straßen unpassierbar macht. Sie beginnen, sich warm zu trinken, als ein unerwarteter Gast auftaucht: Dr. Julia Fassbender (Julia Gutjahr), Unternehmensberaterin, vom Schnee an der Weiterfahrt zum wichtigen Meeting gehindert. Die Begegnung der jungen Karriereschnepfe mit den eher brüderlemäßig eingestellten mittelalten Vertretern beschert erwartbaren Wortwitz und entsprechende Situationskomik.
Und dann fallen WLAN und Handynetz aus. Das nervt auch den ohnehin bedrückten Strohmeyer. Bei dem haben sich nicht nur die Probleme mit dem Verkauf seiner Sicherheitstechnik verschärft, er kann auch seine Tochter nicht erreichen. Die studiert in Frankreich und will Weihnachten nicht nach Hause kommen.
Und außerdem fragt Strohmeyer sich schon länger, woher sie eigentlich ihre Intelligenz hat. Von ihm doch wohl nicht. Ist er etwa gar nicht der Vater? Hatte seine Frau nicht einmal etwas mit Hambacher? Der protzt wie gewohnt mit seinem Convenience-Food-Absatz. Und wie sich im Laufe des eingeschneiten Folgetages herausstellt, ist Julia Fassbender gerade dabei, Strohmeyers Firma abzuwickeln.
Reichlich Konflikte also und viel Schnaps, Slapstick und Lebenslügen, Sentimentalität und satirische Spitzen. Die Dialoge funkeln.
Höchst lebendiger Theaterabend
Ralf Ebeling inszeniert komödiantische Kabinettstückchen, Guido Thurk ist fulminant überdreht. Julia Gutjahr meistert die Wandlung zur Fast-Menschlichkeit souverän, Burghard Braun gibt den Strohmeyer eher getragen. Das passt nicht immer zusammen, manchen Szenen würde mehr Tempo gut tun und in anderen könnte der Zuschauer sich erschließen, was sehr direkt ausgesprochen wird.
Am Gesamtbild eines höchst lebendigen Theaterabends, der souverän zwischen Flachwitz und Geistesblitzen, turbulenten Absurditäten und tieferen Gefühlen pendelt, ändert das nichts. Da dürfte gerne noch mehr von Eckenga kommen.