Seit der Wiedervereinigung gab es einen steten Wechsel bei Take That: Im September verabschiedete sich auch Jason Orange. Im Interview spricht das jetzige Trio über das neue Album, die geplante Arenentour und „The Body“.
Sie waren zu fünft, dann zu viert, dann wieder zu fünft, und nun sind Take That erstmals als Trio unterwegs. Denn Jason Orange hat die Band verlassen. Sorgen muss man sich um Take That aber keine machen. Denn mit „III“ haben die Briten sich und uns eine Platte mit Gute-Laune-Popsongs geschrieben. Und Eye-Candy ist schließlich auch noch ausrechend vorhanden. Katja Schwemmers sprach mit dem Trio über den Abschied und die kommende Arenentour.
Meine Herren, im September mussten Sie den Ausstieg von Take-That-Mitglied Jason Orange verkünden. War das ein Schock für Sie?
Mark Owen: Das kam nicht überraschend für uns. Wir wussten schon seit einigen Jahren, dass Jay keine neue Platte mehr machen will. Erst haben wir die Albumproduktion immer wieder aufgeschoben. Anfang des Jahres haben wir uns dann entschlossen, zu dritt ins Studio zu gehen und Songs zu schreiben, immer in der Hoffnung, dass Jason seine Meinung ändert. Wir haben ihm die Lieder vorgespielt. Er hat sich für uns gefreut, aber er selbst war nicht mehr mit dem Herzen dabei. Einen Tag bevor wir die neue Platte angekündigt haben, mussten wir der Realität ins Auge sehen.
Gary Barlow: Immerhin hat er eine Entscheidung getroffen. Wir sprechen fast täglich mit ihm. Er ist glücklich, und wir sind es auch. Auch wenn er uns fehlt.
Kam Ihnen auch mal kurz der Gedanke, Take That ganz aufzulösen?
Gary Barlow: Das hätte sich nicht richtig für uns angefühlt. Ich hoffe, in zehn Jahren schauen wir als Quartett oder vielleicht sogar wieder als Quintett auf diese Zeit zu dritt zurück und betrachten sie als ein weiteres Kapitel in unserer Bandgeschichte. Unser Publikum und auch wir müssen uns daran gewöhnen, dass Take That eine Drehtür hat, durch die Mitglieder immer wieder rein- und rausgehen. So lange das keine neuen Leute sind, hat das auch etwas Großartiges: Es verändert die Dynamik, lässt die Fans rätseln und hält es spannend.
Und Robbie Williams für ein Duett in die Platte miteinzubinden war keine Option?
Gary Barlow: Es geht nicht darum, ihn für einen Song zurückzuholen. Wir haben ja ganze Alben mit ihm gemacht.
Die Karriere des Robbie Williams
Entweder ist Rob zurück oder nicht. Und so wird es auch in Zukunft sein. Außerdem lass ich doch nicht zu, dass er zurückkommt und mir wieder meinen Platz als Leadsänger streitig macht! Das ist sowieso das Beste am Trio: Dass ich wieder im Mittelpunkt stehe! (lacht)
Take That haben Zweifler immer wieder eines besseren belehrt und auch ohne Robbie Williams Rekorde gebrochen. Ist bei euch der Ehrgeiz geweckt, es der Welt nun als Trio zeigen zu wollen?
Gary Barlow: Schon. Auch wenn wir uns nicht mehr so unbesiegbar fühlen wie mit 19, als wir hinaus in die Welt zogen und die ganzen Rockbands uns zu verstehen gaben, dass sie uns für Müll halten. Es ist nicht mehr diese Art von Energie. Es ist eher ein Gefühl von: Wir wissen, dass wir immer noch gute Songs schreiben können. Bei dieser Platte geht es nur um uns drei. Wir kennen uns seit Teenager-Tagen und sind wie Brüder.
Mit „These Days“ haben Sie eine von mitreißenden Disco-Beats infizierte Single veröffentlicht. Auch die Albumtracks „Let In The Sun“ und „Lovelife“ dürften mit den Dance-Einflüssen einige Ihrer Fans überraschen.
Mark Owen: Hoffentlich! Am Anfang der Albumaufnahmen nahmen wir bei jedem Song die Akustikgitarren in die Hand, um die Musik organisch klingen zu lassen. Das hat uns aber eher runtergezogen. Aber irgendwann fragten wir uns: „Wird das hier die Platte für unseren Ruhestand?“ Das wollten wir nicht. Wir zogen in Studios nach New York und Los Angeles um, arbeiteten auch wieder mit Stuart Price zusammen und fanden zurück zur Positivität. Wir mussten uns nach Jasons Weggang auch selbst aufmuntern, deshalb die Beats und Grooves.
Howard Donald: Vielleicht habe ich auch einfach zu viel Calvin Harris gehört und alle damit angesteckt! (lacht)
An wem darf sich die Frauenwelt nach dem Ausstieg von Jason Orange denn nun satt sehen?
Gary Barlow: Das ist einfach! Howard nennen wir nur noch „The Body“. Dummerweise führt er uns seinen brillant gestählten Körper auch ständig vor. Als wir das Video zu „These Days“ gedreht haben, lief er den ganzen Tag leicht bekleidet mit Kaffeebecher in der Hand durch die Kulissen.
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Mark Owen: Stimmt. Er hat es sichtlich genossen, von jedem auf seinen guten Körper angesprochen zu werden.
Und fürs Video wurde nichts gephotoshopped?
Gary Barlow: Das ist das Problem: nein! Er sieht wirklich so gut aus für sein Alter. (lacht)
Howard Donald: Ich habe aber auch gelitten für den Clipdreh. Eine Stunde lang haben sie mich von oben bis unten mit Make-up eingeschmiert, damit ich diesen bronzenen Teint bekomme.
Im Clip sieht es allerdings aus, als hätten Sie eine Bräunungsdusche bekommen!
Howard Donald: Ich erinnere mich noch gut daran, als wir 2006 nach zehn Jahren Pause zu viert auf Reunion-Tour gingen. Wir hatten ständig Bräunungsduschen!
Mark Owen: Kein Witz! Wirklich jeden Tag!
Gary Barlow: Oh ja, das war irre. Die Bettlaken waren immer voll davon, und es stank fürchterlich. Aber sie sagten uns, dass das Popstars heutzutage nun mal so machen. Also glaubten wir ihnen. (lacht)
Howard Donald: Guck dir mal Fotos von Jason aus besagtem Jahr an, der sah aus, als würde er zu den Oompa Loompas gehören! (Gelächter)
Mark Owen: Ich glaube, Jason wollte damit die Schlüpfer, die uns ein Sponsor gegeben, einfach nur besser zur Geltung bringen.
Im nächsten Jahr wollen Sie mit Ihrer Arenen-Tour auch nach Deutschland kommen. Howard, Sie waren ja Jury-Mitglied bei der deutschen Tanzshow „Got To Dance“. Werden Sie davon etwas miteinbringen?
Howard Donald: Mir haben besonders die zeitgenössischen Tänze gefallen, damit würde ich gerne in unseren Bühnenshows spielen. Mir wird da schon was Schönes einfallen.
Gary Barlow: Ich und Contemporary Dance? Geht’s dir noch gut? (lacht)
Howard Donald: Gary sagt immer, dass er nicht tanzen kann, aber er ist normalerweise derjenige, der das Thema Tanz als erster aufgreift.
Gary Barlow: Ich mag die Tanzroutinen zu den alten Songs: Die Drehungen bei „Pray“ bringen Spaß! Aber ich hasse es, neue Choreographien einzustudieren.
Was können wir denn von der Tour erwarten?
Gary Barlow: Unsere Tourneen sind ja immer das Herzstück. Jede soll besser sein als die letzte. Wir sind sieben Jahre nicht mehr durch Arenen getourt, für unsere Verhältnisse wird die Tour also geradezu intim. Es soll ein rauschendes, farbenfrohes Spektakel mit allen Hits werden. Wir werden uns da nicht lumpen lassen!