Dortmund..
Obwohl Deutschland eine freies Land ist, in dem jeder seine Religion so ausüben kann, wie er möchte, frage ich mich oft, warum ich wegen meines Kopftuchs diskriminiert oder ausgrenzt werde. Ein Artikel von Hatice Kahraman.
Oft höre ich Beleidigungen auf der Straße oder muss zusehen, wie mich die Menschen komisch angucken. Sie können einfach nicht begreifen, dass das Kopftuch zu mir gehört und ich keineswegs unterdrückt werde. Ich meine: Was ist daran Unterdrückung, wenn ich mich bedecke? Wenn meine weiblichen Reize nicht zur Geltung kommen oder wenn ich meine Haare nicht zeige? Der Sinn des Kopftuchs besteht genau darin, nicht unterdrückt zu werden.
Denn meiner Meinung nach werden die Frauen in dieser Gesellschaft unterdrückt. Sie werden als Objekte angesehen, die nur mit ihrem Körper auffallen. Die Frau wird in allen Medien als schönes Objekt dargestellt. Nur ihr Körper spielt eine Rolle. Ihr Charakter ist völlig egal – Hauptsache, sie sieht gut aus.
Charakter zählt – nicht das Äußere
Das Kopftuch hingegen möchte, dass auch der Charakter der Frau eine Rolle spielt. Ich trage kein Kopftuch, um unterdrückt zu werden – nein, denn dafür wäre ich zu stark. Ich möchte, dass die Menschen sich für meine Charaktereigenschaften interessieren. Ich möchte, dass die Menschen versuchen, mich kennen zu lernen, bevor sie mein Äußeres beurteilen.
Doch genau das macht die Gesellschaft nicht. Die Menschen versuchen ständig, mit ihrem Äußeren aufzufallen, anstatt mit den wichtigeren inneren Werten. Doch ich als Muslima möchte durch mein Kopftuch die inneren Werte betonen, damit die menschlichen Werte nicht ganz aus der modernen Gesellschaft verschwinden.
Dadurch, dass das Kopftuch in dieser Gesellschaft nicht akzeptiert wird und ich ständig zu kämpfen habe, bin ich durch mein Kopftuch stärker geworden. Ich trage mein Kopftuch als Schutz. Ich möchte nicht wie ein Objekt gesehen werden. Der Islam ist keine Religion, die Frauen unterdrückt; der Islam macht die Frauen stärker. Er macht sie so stark, dass Mädchen wie ich ständig gegen die Diskriminierungen zu kämpfen haben und dadurch fester an ihrem Glauben halten.
Warum dürfen Frauen mit Kopftuch keine Beamte werden?
Ich kann einfach nicht begreifen, warum die Menschen nicht bereit sind, uns so zu akzeptieren, wie wir sind. Warum die Menschen Frauen mit Kopftuch ausgrenzen. Zum Beispiel dürfen Frauen mit Kopftuch keine Beamten werden. Doch warum? Nur weil sie so stark sind und an ihrem Glauben festhalten? Weil eine muslimische Frau nicht in der Lage ist in Schulen zu unterrichten?
Ich finde, dass genau das Unterdrückung ist. Ich werde von der Gesellschaft ausgrenzt, weil ich Kopftuch trage. Genau dadurch fühle ich mich unterdrückt – durch die Gesellschaft, die mir nicht erlaubt, an Schulen zu unterrichten. Warum also werde ich wegen meines Kopftuchs ausgegrenzt? Das Problem liegt in der Kommunikation zwischen den Religionen. Anstatt uns an Vorwürfen festzuhalten, sollten wir Hand in Hand gehen und für ein friedliches Zusammenleben sorgen.
Hatice Kahraman, Klasse 10b, Droste-Hülshoff-Realschule Dortmund