Im Talentcamp Ruhr konnten rund 40 Jugendliche zehn Tage lang ihre Stärken entdecken und ganz viel ausprobieren. Gut für ihr Selbstbewusstsein!
Was interessiert dich ganz besonders? Und was kannst du besonders gut? Kinder und Jugendliche wissen das manchmal gar nicht so genau. Im Talentcamp Ruhr, einem Sommerferien-Angebot der Talentmetropole Ruhr, können rund 40 Schülerinnen und Schüler aus dem Ruhrgebiet einmal im Jahr ihre Stärken entdecken und dadurch mehr Selbstbewusstsein entwickeln. Zehn Tage lang haben sie in der Stadt Hattingen spannende Themen bearbeitet, aber auch gemeinsam gegessen und übernachtet. Für alle eine kreative Zeit mit ganz viel Spaß.
Marmelade und Pesto gemacht
Chantal (16) und Mirko (16) haben sich für den Workshop „Kreatives Gärtnern“ entschieden. Besonders beeindruckt hat Chantal der Besuch im Gemeinschaftsgarten „Hof Bergmann e.V.“ in Bochum. „Wir haben dort Marmelade und Pesto gemacht“, erzählt sie. „Und wir haben viel über Pflanzen gelernt“, ergänzt Mirko. Die Gruppe baute aber auch Insektenhotels und Fenstergärten. Sie pflanzte Samenbomben und Erdbeeren und ließ Frühlingszwiebeln und Lauch neu heranwachsen. Und es wurde überlegt: Warum ist uns Natur wichtig? Was kann ich tun, um nachhaltiger zu leben?
Eine andere Gruppe startete ein besonderes Buchprojekt. Darin geht es um sechs Jugendliche aus verschiedenen Ländern, die an einem Sprachcamp in Deutschland teilnehmen. „An bestimmten Stellen dürfen die Leser mitentscheiden, wie die Geschichte weitergeht“, sagt Victoria Katharina (15). „Mit der Entscheidung wechseln dann auch die Sichtweisen.“ Geschrieben wurde sogar zweisprachig. „Das ist hilfreich für Menschen, die Deutsch lernen müssen.“ Alle Workshop-Teilnehmer sind vom Schreiben so begeistert, dass sie sich nach dem Camp privat treffen und weiter an der multilinearen Geschichte arbeiten wollen.
Hörspiel zum Thema Freundschaft
Eine dritte Gruppe produzierte ein Hörspiel zum Thema Freundschaft. In der Geschichte geht es um eine Gruppe von Jugendlichen, die in einer Bibliothek einen alten Computer entdecken und mit ihm in eine Videowelt gelangen, in der sie sich beweisen müssen. Nicht nur das Drehbuch, auch die Geräusche wie Schritte oder eine zufallende Tür wurden von den Jugendlichen vertont. Selbst ein Fechtkampf wurde akustisch nachgestellt - mit Winkellinealen.
Schließlich wurden in einem Upcycling-Workshop zwei kreative Seifenkisten gebaut. Auf eine haben die Jugendlichen viele verschiedene Flaggen gemalt. „Das soll zeigen, dass jeder aus jedem Land akzeptiert werden sollte“, erklärt Alexandra (15). Toleranz und gegenseitige Wertschätzung sind wichtige Themen im Talentcamp. „Das Camp ist wie eine große Familie“, sagt Julian (15).
Aus Syrien nach Deutschland
Das empfand auch Lina so, als sie vor zwei Jahren am Camp teilnahm. In diesem Jahr kehrte die 18-jährige Syrerin als Praktikantin zurück und half den Gruppenleitern, Teamer genannt, bei der Arbeit. „Ich mag die positive Stimmung hier. Manche Kinder schämen sich am Anfang noch, aber am Ende sind sie viel selbstbewusster. Hier gibt es auch Regeln, aber es ist nicht so streng wie in der Schule.“
Nach dem Abitur möchte Lina, die erst seit April 2016 in Deutschland lebt, vielleicht Soziale Arbeit studieren. Ihre Schwester studiert bereits Medizin. Lina trifft regelmäßig frühere Camp-Teilnehmer, um sich auszutauschen. Viele glauben, dass ihnen das auf dem Weg in den Beruf hilft.
Im Arbeitsleben zählt oft mehr als Wissen und Erfahrung. Diese sogenannten „social skills“ (übersetzt: soziale Fähigkeiten) werden im Talentcamp besonders gefördert. Dabei geht es zum Beispiel darum, dass man zuhören und sich in andere hineinfühlen kann. Dass man Kompromisse eingehen und auch Kritik einstecken kann. Vor allem aber dass sie gut im Team arbeiten können, haben die Jugendlichen im Talentcamp auf jeden Fall gezeigt.
DAS TALENTCAMP RUHR
Das Talentcamp Ruhr wird von der Talentmetropole Ruhr organisiert. „Teilnehmen können Jugendliche, die ihren Lehrkräften durch besondere Motivation auffallen oder die sich in bestimmten Bereichen engagieren“, erläutert Campleiterin Larissa Närdemann. „Wir wollen diejenigen erreichen, deren Bildungsweg nicht so geradlinig verläuft wie bei Kindern, die durch ihre Familie unterstützt werden.“
Am Talentcamp darf man nur einmal teilnehmen, aber für die Zeit danach bietet die Talentmetropole Ruhr ein Alumni-Programm an. Dabei werden die ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihrem Weg in den Beruf beraten. Infos gibt es hier.