Biologin und Imkerin Pia Aumeier beschreibt, welche Zutaten Bienen für die Honigproduktion brauchen.
Hast du in diesem Jahr schon oft draußen gespielt? Wahrscheinlich nicht. Das Frühjahr war kalt, nass und windig. Da verbringt man seine Zeit lieber drinnen in der warmen Stube. Bienen machen es genauso. Regen, Wind und Kälte finden sie doof. Die gute Nachricht: Die Bienenvölker haben sich trotzdem prächtig entwickelt. Die schlechte: Für Imker war es bis jetzt ein ganz mieses Jahr.
Nachwuchs ist gut versorgt
Die meisten Honigräume in ihren Bienenstöcken sind leer geblieben. Die Bienen versorgen ihren Nachwuchs, „sie haben gerade das eingetragen, was sie selbst wieder verbrauchen und für den Imker ist nichts übrig“, sagt Pia Aumeier. Die Frühtracht, das ist der Honig, der im Frühjahr geerntet wird, fällt also mehr oder weniger ins Wasser. Pia weiß als Imkerin und Biologin aber auch: Weil es so stark geregnet hat, können viele Pflanzen jede Menge Nektar produzieren. Sie erwartet eine gute Sommertracht.
Pia hatte Glück: Einige ihrer Bienenvölker haben ganze Arbeit geleistet und Honigwaben gefüllt. Aber wie genau machen sie das eigentlich? Die wichtigste Zutat für den Honig ist der Blütennektar. Den süßen Pflanzensaft nehmen die Bienen mit ihrem Rüssel auf, wenn sie von Blüte zu Blüte fliegen. Sie sammeln auch Honigtau. Das ist ein Zuckersaft, den Blattläuse produzieren. „Läusepipi“ sagt Pia dazu.
Mit Nektar und Läusepipi kehren die Sammlerinnen in den Bienenstock zurück. Hier wird der Saft von einer Biene zur anderen weitergegeben. Die eine spukt ihn aus, die nächste saugt ihn wieder auf. Im Speichel der Bienen sind Stoffe, die ihn haltbar machen. Mit Wärme im Bienenstock sorgen die Insekten außerdem dafür, dass der Saft eindickt. „Die Bienen müssen aus drei Litern Tracht zwei Liter Wasser verdunsten, damit der Honig reif ist“, beschreibt Pia.
Den fertigen Honig verteilen die Bienen in den Zellen und verdeckeln alles mit Wachs. Jetzt ist Pia dran. Sie hat die vollen, schweren Honigwaben mit zum Lehrbienenstand nach Witten gebracht. Hier steht eine automatische Honigschleuder. Honig ernten ist anstrengend, sagt Pia. Da ist so eine elektrische Schleuder eine große Hilfe. Aber zuerst muss der Wachsdeckel wieder runter von den Waben. Viele Imker machen das mit einer breiten Gabel. Profi Pia hat einen Heißluftföhn. Der wird nur kurz an die Waben gehalten, das schont den Honig. Das Wachs verkrümelt sich an den Zellrand und wird nicht mitgeschleudert.
Süße Luft im Raum
Vier Waben passen in die große Trommel. Kaum hat Pia auf den Einschaltknopf gedrückt, lässt die schnelle Bewegung den Honig aus den Waben spritzen. Er sammelt sich auf dem Trommelboden. Süße Luft erfüllt den kleinen Raum. Die Schleuder ändert die Richtung, um zum Schluss noch mal so richtig aufzudrehen. Nach nur sechs Minuten fließt jede Menge süßer Saft in einen großen Eimer. Immerhin. Mal sehen, was die Sommertracht bringt.