„Gesund werden – gesund bleiben“ heißt der neue Film von Willi Weitzel. Wegen Corona drehte er bei sich zu Hause, mit Filmmaterial aus Afrika.
Bald ziehen die Sternsinger wieder von Tür zu Tür und sammeln Geld für Kinder auf der ganzen Welt, die Hilfe brauchen. Jedes Jahr dreht der Reporter Willi Weitzel für die Sternsinger einen Film und berichtet über Projekte, für die gespendet werden kann. Wegen der Corona-Pandemie konnte Willi diesmal nicht reisen. Er hat aber trotzdem einen Film gemacht. Im Interview erzählt er davon.
In diesem Jahr ist alles anders, auch für Sie. Normalerweise reisen Sie für die Sternsinger... aber diesmal sind Sie zu Hause geblieben, wegen der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie. Trotzdem gibt es wieder einen Film, wo haben Sie denn gedreht?
Wo dreht man einen Film über Afrika, ohne nach Afrika zu reisen? Irgendwann kam mir dann die Idee, nach dem Motto „das Gute liegt oft ganz nah“. Und wir haben den Film quasi hinter unserem Haus gedreht, da habe ich nämlich das Sternsingermobil geparkt. Also für alle, die das Sternsingermobil nicht kennen: Das ist eine Art Wohnmobil mit ausfahrbarer Bühne. Normalerweise reist das Mobil quer durch Deutschland und besucht Gemeinden und Sternsingergruppen – es ist ein Ort, an dem man sich über die vielseitigen Aktivitäten der Sternsinger informieren kann.
Um in diesem Jahr zumindest ein wenig „Unterwegs für die Sternsinger“ zu sein, habe ich mir das Sternsingermobil ausgeliehen und es als Bühne oder Basis genutzt, um zumindest virtuell in verschiedene Länder Afrikas zu reisen. Also ich selbst bin nur mit dem Finger auf der Landkarte nach Afrika gereist, aber ich habe eine Kamerafrau und zwei Kameramänner, die in Afrika leben, kontaktiert und die waren vor Ort unterwegs und haben mir und damit auch den Sternsingern und allen, die sich dafür interessieren, sehr eindrückliche Bilder aus Afrika geschickt.
Im Film schauen wir nach Ägypten, Ghana und dem Südsudan. Warum gleich drei Länder?
Wir hatten uns das Thema „Gesundheit in Afrika“ vorgenommen. Nun ist Afrika ein riesig großer Kontinent, viel größer als Europa, genau genommen drei Mal so groß wie Europa mit über 50 Ländern. Da kann man sich gut vorstellen, dass Afrika sehr vielfältig und unterschiedlich ist. Und um möglichst viele unterschiedliche Menschen, Kulturen und Lebenssituationen und Probleme in Sachen Gesundheit einzufangen, haben wir uns für drei unterschiedliche Gegenden bzw. Länder entschieden: Also Ägypten im Norden, Ghana im Westen und Südsudan mehr oder weniger im Osten. Die drei Länder unterscheiden sich wirklich sehr voneinander. Und zeigen die Vielfalt Afrikas.
Um welches Thema geht es diesmal?
Ich habe es grad als „Gesundheit in Afrika“ dahingesagt, aber genau genommen lautet das Thema des diesjährigen Films und auch der diesjährigen Aktion Dreikönigssingen „Gesund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit“. Und mein wunderbares Team und ich haben uns zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie die Kinder in den drei erwähnten Ländern leben und was passiert, wenn sie krank werden und welche Möglichkeiten es dort vor Ort gibt, um Kinder gesund zu machen.
Und wir haben auch unter die Lupe genommen, was alles nötig ist, damit Kinder in diesen Ländern gesund bleiben und nicht krank werden. Denn zum Beispiel die Armut in den Ländern, der Mangel an Hygiene und auch der Mangel an Ärzten führt zu großen Herausforderungen, was die Gesundheit betrifft. Außerdem haben die Menschen in vielen Ländern Afrikas mit besonderen Problemen zu kämpfen, die wir hier in Europa nicht kennen, zum Beispiel müssen die sich mit den fiesen Anopheles-Mücken herumplagen, die die Krankheit Malaria übertragen.
In Wau im Südsudan gibt es ein Krankenhaus, das von den Sternsingern unterstützt wird. Sie haben jemanden kennengelernt, der dort arbeitet. Wer ist das?
Ja, das war eine spannende Begegnung, ohne, dass wir uns wirklich begegnet sind. Mit Tatjana Gerber habe ich eine spannende Interviewpartnerin gefunden. Sie lebt seit vielen Jahren im Südsudan und macht sich dort für Kinder stark. Mit ihr habe ich per Video ein Gespräch geführt. Und Tatjana erklärt dann auch im Film sehr lebensnah, wie der Alltag der Kinder dort ist, zum Beispiel, dass es nur wenig zu essen gibt und dass die Eltern immer vor der großen Frage stehen: Soll ich meinen Kindern neue Klamotten kaufen oder soll ich ihnen etwas zu essen kaufen.
Natürlich fällt die Entscheidung in der Regel auf das Lebensnotwendige, aufs Essen, weswegen die Kinder im Südsudan wochen- und monatelang immer die gleiche Kleidung tragen. Und sie schildert auch sehr anschaulich, wie viel die Kinder mitarbeiten müssen, zum Beispiel, wenn es darum geht Mangos zu ernten und was beim Pflücken in den hohen Bäumen alles passieren kann. Denn das Krankenhaus, für das sie arbeitet, kümmert sich immer auch um Kinder, die von den Bäumen fallen. Und diese Hilfe ist möglich, weil die Sternsinger das Krankenhaus und die Arbeit von Tatjana insgesamt unterstützen.
Obwohl Sie diesmal ja nicht gereist sind, haben Sie dennoch Sand aus Afrika dabei. Warum? Und was können Sie über das Sternsinger-Engagement in dem Land erzählen?
Den Sand habe ich vor einigen Jahren auf einer Reise quer durch die Sahara für meinen Kinofilm „Willi und die Wunder dieser Welt“ eingesammelt. Ägypten ist ja auch ein Sahara-Land. Und das sind ja häufig die Bilder vorm inneren Auge, wenn man an Ägypten denkt: Wüste, Sand, Pyramiden und Kamele. Wir haben aber ein Projekt besucht, dass damit nichts zu tun hat, sondern eine traurige Seite des Alltags zeigt. Dieses Projekt kümmert sich um Kinder, die unter Verbrennungen leiden. Diese Verbrennungen rühren daher, dass die Kinder meist unter gefährlichen Bedingungen leben, in denen Strom- oder Gasleitungen nicht fachgerecht verlegt sind, weil sie in Erwachsenenberufen mitarbeiten müssen oder weil bei ihnen zu Hause auf wackeligen Gaskochern gekocht wird. Und da passieren immer wieder schlimme Unfälle.
Verbrennungen gehören zu den schlimmsten Verletzungen, sie sind jahrelang sehr schmerzhaft. Und wenn irgendwann mal alles überstanden ist, müssen die Opfer damit zurechtkommen, dass ihre Narben für alle anderen sichtbar sind. Und wenn man immer den Blicken der Menschen ausgesetzt ist, belastet das diese Kinder. Also: Diesen Kindern auf allen Ebenen zu helfen, ist ein Herzensanliegen eines tollen Projekts in Ägypten und auch ein Herzensanliegen der Sternsinger. Und für mich auch ein Thema, das mich – auch wenn ich nicht dort war – ganz schön mitgenommen hat.
In Ghana haben Sie in einer Schule eine Bastelidee kennengelernt und sie auch selber nachgebaut. Was ist das?
Bastelidee, das klingt so nach Schere, Papier und Kleber! Aber für das, was da gebastelt wird und was ich auch selbst ausprobiert habe, braucht es andere Materialien wie Holzstöcke, Kanister und ein Seil und auch einen Hammer und einen Bohrer. Und wenn alles gut geht, hat man zum Schluss ein Tippi Tap gebastelt. Ein Tippi Tap ist eine simple aber geniale Erfindung, um sich mit wenig Wasser die Hände sehr gründlich zu waschen. Und in Ghana werden diese Tippi Taps vor allem in Gegenden aufgestellt, in denen es nicht an jeder Ecke Wasserhähne gibt und die Menschen oft kilometerweit laufen müssen, um Wasser zu holen.
In Ghana haben wir uns unter anderem auf das Thema „Gesundheitsvorsorge“, also „wie bleibe ich gesund und werde erst gar nicht krank“ konzentriert. Und da spielt Hygiene eine große Rolle. Und das Tippi Tap ist dabei ein wichtiger Schlüssel.
Das ist Ihr zehnter Film für die Sternsinger. Wollen Sie ein kleines Resümee ziehen?
Also, das habe ich jetzt vor lauter Afrika und Kinder und so weiter ganz aus dem Blick verloren. Aber das zaubert mir spontan ein breites Lächeln ins Gesicht. Denn ich freue mich, dass ich schon so lange für die Sternsinger unterwegs sein darf. Oh Gott, da muss ich gleich nachher mal ins Netz gehen und mir den Film „Willi in Tansania“ anschauen, das war die erste Reise und sehr aufregend. Und dann kamen so viele weitere Reisen in die ferne Welt, und ich habe mit meinen Kolleginnen und Kollegen Filme zu schwierigen Themen gemacht, wie Kinderarbeit in Indien, Mangelernährung auf den Philippinen, Ausgrenzung von Kindern mit Behinderung in Peru oder das bedrückende Leben von Kindern in der Dürre durch den Klimawandel oder in Flüchtlingslagern in Afrika oder an der syrischen Grenze. Natürlich kommt man von solchen Reisen nicht zurück wie von einem Mallorca-Urlaub. Mein Kamerateam und ich sind ja an die Ränder der Welt gereist, da wo es um alles geht, ums Überleben.
Wenn ich für mein ganzes Team sprechen darf: Wir sind alle dankbar dafür, dass wir als Filmemacher einen kleinen Beitrag dazu leisten können, die Probleme von Menschen in die Welt hinauszurufen. Mit unseren Filmen wollen wir Brücken bauen zwischen den Menschen in Not und Menschen, die helfen können und helfen wollen. Dieser Zusammenhalt über Grenzen hinweg tut unserer Welt gut. Und mein Team und ich haben das Gefühl mittendrin zu sein. Also eine dankbare Arbeit. Aber es gibt immer noch viel zu tun und an immer neuen Orten der Welt tun sich neue große Probleme auf, unter denen meistens die Kinder leiden. Also: Diese Reisen haben mein Herz nicht härter gemacht, sondern eher weicher. Und ich bin immer noch hoffnungsfroh, dass wir die Welt zum Guten verändern können! Wenn wir nur wollen. Zuletzt danke ich den Sternsingern und dem Kindermissionswerk für das Vertrauen, mich in die Welt hinauszuschicken.
Sie sind ja Fan der Sternsinger in Deutschland. Was wünschen Sie den Mädchen und Jungen für die aktuelle Sternsingerzeit?
Ich bin nicht nur Fan, sondern ich war ja früher auch selbst Sternsinger und deswegen weiß ich, worauf es ankommt. Habt einfach viel Spaß mit Euren Freunden. Lernt Eure Sprüche so gut wie möglich auswendig oder schreibt sie hinten auf den Stern drauf und spickt zur Not und genießt es, und klimpert ordentlich mit der Spendendose und nehmt auch immer noch einen zusätzlichen Rucksack mit, denn man weiß ja nie, was einem sonst noch so zugesteckt wird.
Den 25-minütigen neuen Film von Willi Weitzel seht ihr auf www.sternsinger.de/kinder/videos.