Viele Kinder haben uns Fragen zum Krieg in der Ukraine geschickt, auch zu den Ursachen und Folgen. Hier lest ihr einige Antworten.

Überall in den Nachrichten hört man gerade das schreckliche Wort Krieg. Russland hat die Ukraine angegriffen. Viele Kinder haben uns ihre Fragen geschickt. Die meisten verstehen nicht, warum es diesen Krieg gibt. Leonard (8) hat Angst, dass der Krieg sich ausbreiten könnte. Klara (8) hat ein Plakat gemalt: „Kinder wollen keinen Krieg!“ Wir beantworten einige eurer Fragen.

Jan (6) fragt: „Wieso gibt es generell Krieg?“

Die meisten Staaten versuchen, ihre Konflikte friedlich zu lösen. Manchmal streiten zwei Staaten aber so sehr, dass einer den Streit nicht mehr friedlich, sondern mit Gewalt lösen will. Dann werden Waffen und Soldaten eingesetzt. Oft geht es dabei um Macht, um Land oder um Rohstoffe, etwa Erdöl. Auch ein Konflikt zwischen religiösen Gruppen kann zu einem Krieg führen. In Deutschland haben wir seit über 75 Jahren Frieden – zum Glück.

Leonard (8) fragt: „Warum handelt Putin so?“

Da gibt es verschiedene Aussagen: Wladimir Putin selbst sagt, die Ukraine habe keine gute Regierung. Seine Soldaten sollen dafür sorgen, dass das Land eine neue Regierung bekommt. Putin hat außerdem schon lange gesagt, dass er nicht will, dass die Ukraine in die Nato aufgenommen wird. Die Nato ist ein westliches Verteidigungsbündnis. In der Vergangenheit hat die Nato Länder aufgenommen, die im Osten Europas liegen. Teilweise grenzen sie an Russland. Putin sagt, er wolle Sicherheit für Russland. Die Regierungen der meisten anderen Länder sagen aber: Der russische Präsident lügt. Die Regierung in der Ukraine ist demokratisch gewählt. Es ist deutlich, dass Putin vor allem seine Macht und die seines Landes vergrößern will.

Tim (9) fragt: „Putin besitzt schon so ein großes Land. Warum sind manche Menschen so gierig?“

Das hat Gründe, die in der Geschichte liegen. Früher war Russland Teil der Sowjetunion und dort das mächtigste Land. Die Sowjetunion war viel größer, als Russland heute ist. Die Ukraine gehörte auch dazu – und 13 weitere Länder. Im Jahr 1991 wurde die Sowjetunion aufgelöst. Die Länder wurden unabhängig. Wladimir Putin hat einmal gesagt, das Ende der Sowjetunion vor 30 Jahren sei für ihn die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Für ihn war es ein Fehler, den er am liebsten rückgängig machen würde.

Leonard fragt: „Darf Putin das?“

Nein. Mit dem Einmarsch russischer Soldaten in die Ukraine verstößt er gegen das Völkerrecht. In Vereinbarungen, die für fast alle Länder der Welt gelten, steht unter anderem: Kein Land darf einen Angriffskrieg beginnen. Streit soll durch friedliche Mittel beigelegt werden. Gewalt darf nicht angedroht oder angewendet werden. Die Grenzen eines unabhängigen Staates dürfen nicht angetastet werden. Wladimir Putin hat diese Regeln alle gebrochen.

Paula (13) fragt: „Es gibt jetzt Sanktionen. Können die überhaupt helfen?“

Die EU und andere westliche Staaten haben Strafmaßnahmen (Sanktionen) gegen Wladimir Putin und gegen Russland beschlossen. Die deutsche Regierung hat zum Beispiel verboten, dass eine neue Gas-Leitung durch die Ostsee starten darf, durch die Russland Gas nach Europa leiten wollte. Die EU hat auch harte Strafen gegen russische Banken und Firmen beschlossen. Das wird der russischen Wirtschaft und damit dem ganzen Land schaden. Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew hat gesagt, Russland werde den Einmarsch trotzdem nicht abbrechen. Das ist leider so. Damit die Ukraine sich besser verteidigen kann, werden aber Waffen an das Land geliefert.

Klara (8) fragt: „Wohin können die Menschen gehen, um in Sicherheit zu sein?“

Viele Menschen in der Ukraine verlassen das Land. Sie überqueren die Grenzen zu den Nachbarländern. Andere, die bleiben wollen, suchen sich Orte, wo sie sicherer sind als in ihren Wohnungen – zum Beispiel im Keller oder in der U-Bahn. Auf dem Land ist es im Moment auch sicherer als in den großen Städten und in der Hauptstadt Kiew.

Paula (11) fragt: „Kann es auch in Deutschland zum Krieg kommen?“

Das ist sehr unwahrscheinlich, sagen Fachleute. Deutschland ist Mitglied der Nato. Die Nato-Länder, vor allem die USA, haben viele Waffen und sind zusammen militärisch sehr stark. Das soll andere Länder davon abschrecken, eins der Nato-Länder anzugreifen. Das hat in der Vergangenheit geklappt. Die Nato hat auch jetzt wieder gesagt, dass sie sehr stark ist und dass es niemand wagen sollte, sie anzugreifen.

Das hilft gegen Ängste und Sorgen

Sabine Marx kümmert sich um Kinder, die Sorgen haben. Sie leitet ein Kummer-Telefon und sagt: „Jetzt Angst zu empfinden, ist erst mal normal. Uns Erwachsenen geht es genauso. Das ist eine normale menschliche Reaktion auf so eine außergewöhnliche Situation.“

Sabine Marx empfiehlt, mit anderen lieben Menschen über diese Angst zu reden. „Dann bekommst du ein Gefühl von Verbundenheit und merkst: Ich bin nicht alleine damit, anderen geht es ähnlich.“ Das können Freundinnen oder Freunde sein, Geschwister, Eltern, Großeltern oder auch Lehrkräfte.

Einige Kinder können vor lauter Sorgen vielleicht abends nicht einschlafen. „Da kann es helfen, sich bewusst zu entscheiden und zu sagen: Ich denk jetzt an was Schönes“, sagt Sabine Marx. Vielleicht gab es an diesem Tag einen leckeren Kakao oder man hat mit der Freundin zusammen gelacht? „Wenn es gar nicht weggehen will: zu den Eltern kuscheln und die Nacht zusammen verbringen“, rät sie.

Es gibt auch Möglichkeiten, den Menschen in der Ukraine zu helfen. Das geht zum Beispiel über Städtepartnerschaften oder Vereine. An einigen Orten kommen die Leute auch zu Demonstrationen gegen den Krieg zusammen. Wichtig ist: Wenn es euch zu viel wird mit den Nachrichten, solltet ihr den Fernseher ausmachen, das Handy weglegen und mal abschalten. (dpa)