Bochum..

Zeus-Reporterin Leonie beschäftigte sich mit schwarzem Humor und ging zur Lesung auf einen Friedhof. Als sie am Ende des Seminars ihre selbst verfasste Geschichte vortragen musste, war sie ganz schön aufgeregt.

Montag, in den Sommerferien, 8:10 Uhr. Gemeinsam mit meinen zwei Zimmergenossinnen Jojo und Valentina stelle ich mich in der Schlange an, um mir Frühstück zu holen. Gut gedeckt ist die Tafel in der katholischen Akademie Schwerte, die seit gestern für sechs Tage mein Zuhause ist, da ich dort einen Kurs zum kreativen Schreiben mit den Themen Spannung und Komik belegt habe. Wir sind äußerst gespannt.

Nach dem Essen gehen wir zum Kursraum, wo wir von Kurt Wasserfall in Empfang genommen werden, der für die erste Hälfte unserer Zeit hier unser Leiter und Ansprechpartner in Sachen Literatur sein wird. Der Ablauf soll für den Rest der Zeit hier in etwa immer der gleiche sein: Wir bekommen eine Aufgabe gestellt, können diese drinnen oder auf dem Gelände rund um die Akademie erledigen, werden hereingerufen und besprechen die Ergebnisse gemeinsam.

Jeder Text wird vorgelesen, um anschließend gemeinsam diskutiert und verbessert zu werden, so dass das Schreiben plötzlich gar keine einsame Tätigkeit mehr ist, sondern auch gemeinsames Arbeiten, Verbessern, Vorschlagen. Die Aufgaben sind immer wieder neu, immer etwas anders, sowohl bei Kurt Wasserfall als auch bei Birgit Hölscher, die uns in der zweiten Hälfte betreut.

Arbeit mit literarischen Vorlagen

Wir formulieren aus langweiligen Zeitungsberichten spannende Geschichten, schreiben jeweils fünf Begriffe zum Thema „Spannung“auf eine Karteikarte, die eingesammelt, mit denen der anderen gemischt und neu verteilt wird, damit ein anderer eine spannende Geschichte daraus formuliert, schreiben die Geschichtenanfänge anderer weiter und noch vieles mehr.

Wir lernen den schwarzen Humor kennen, indem wir Sätze, wie „Mama, im Keller liegt eine Leiche!“ in eine Geschichte einbauen müssen. Oder wir arbeiten mit literarischen Vorlagen, etwa dem Gedicht „Vergnügen“ von Bertolt Brecht, das wir erst untersuchen, um anschließend selbst einen ähnlichen Text zum Thema „Mein spannender Alltag“ zu schreiben.

An einem Tag besuchen wir die Stadt, wo wir Personen beobachten und Kleidung, Bewegungsart und Gespräche notieren. Nachher stapfen wir tuschelnd durch den Abend, bis wir schließlich am Friedhof ankommen, stellen uns dort im Kreis auf und die, die vorlesen, erhalten eine Kerze, mit der sie sich zwischen den Gräbern positionieren.

Unaufhaltsam rückt die Abschlusspräsentation näher

An einem Abend dürfen wir die Texte, die wir vor oder während der Akademiezeit produziert haben, vorlesen, ich bin begeistert von dem, was die anderen geschrieben haben und überwinde schließlich meine Scheu, lese selbst eine kurze Geschichte vor. Trotz der Unsicherheit bin ich schließlich doch ganz glücklich, immerhin war das eine Übung für die große Abschlussveranstaltung.

Langsam rückt das Ende näher, unaufhaltsam kriecht der Zeitpunkt der Abschlusspräsentation, bei der wir einen der hier entstandenen Texte vor den Eltern der Kursmitglieder vorlesen müssen, näher. Nervös sitze ich im Publikum, lese mir noch ein letztes Mal den Anfang meines Textes durch, atme tief durch, dann ist der letzte Applaus verklungen, ich erhebe mich.

Ich werfe meiner Partnerin Jojo, die mit mir den von mir verfassten Text liest, einen Blick zu, sehe dann schnell wieder nach vorn, gemeinsam gehen wir zum Podium. Es ist ganz still, nur leises Rascheln und Husten ist zu hören, dann beginnt Jojo zu lesen. „Ein shitnormaler...“

Oh Gott, hoffentlich werde ich meinen Einsatz nicht verpassen, ich sehe mir noch einmal Jojos letzten Satz an, der schließlich ausgesprochen wird. Ich beginne zu lesen. Zunächst mit leiser Stimme, aber rasch lauter, langsam fällt die Nervosität von mir ab, ich werde ruhiger, zwischendurch ein paar Lacher. Ich bemühe mich, so oft wie möglich hoch zu sehen, manche Sätze kann ich dank langen Übens am Abend zuvor bereits auswendig.

Die Stille dauerte nur einen winzigen Augenblick

Schließlich bin ich fertig - leider erst vorerst, denn dann ist Jojo dran, nach der ich wieder lesen muss. So tragen wir unsere streitbare Geschichte, die Drogen mit Komik mixt, vor, dann der letzte Satz: „...und im Himmel weiter kiffte.“

Die Stille dauert nur einen winzigen Augenblick, das Tausendstel einer Millisekunde, doch ich werde sofort nervös, dann kommt der Applaus. Uff. Ich bin erleichtert, ich habe es hinter mir. Mit dem Gedanken an die Leute, die Jojo angesprochen hat und von denen wir vieles über Drogen erfahren haben, gehe ich zurück zu meinem Platz.

Ich habe viel gelernt bei dem Schreibkurs, viel Neues entdeckt und ausprobiert. Dieser Workshop ist schreibbegeisterten Jugendlichen jedenfalls zu empfehlen! Über die nächsten Ferienkurse könnt ihr mehr erfahren beim Westfälischen Literaturbüro Unna: www.wlb.de.


Leonie Buderus, Klasse 8c, Schiller-Schule Bochum