Moers.. Warum sagen Jugendliche „yolo“? Wie entwickelt sich Jugendsprache? Wann wird ein Wort zum Trend? Diesen Fragen ist Zeus-Reporterin Lara Klimas nachgegangen.
Peeta kommt nach Hause. Er schmeißt seine Tasche in die Ecke und spielt mit seinem Kumpel, den er mitgebracht hat, X-Box. Dabei essen sie Chips und verschwinden als Peetas Mutter nach Hause kommt. Als sie das Durcheinander sieht, möchte sie ihren Sohn zur Rede stellen. Sie geht wütend in sein Zimmer und hört, wie die beiden Jungen reden: „Boar, voll sief“ und „Verpiss dich mal von meinem Zeug“, sagen sie.
Die Mutter ist geschockt. Sie steht vor der Tür und versteht kein Wort. Mit welchen Wörtern reden die beiden? Es klingt fast wie eine andere Sprache. Sie reden so, als ob sie sich nur selbst verstehen können. Sie haben ihre eigene Sprache. Die Jugendsprache.
Bei der Jugendsprache handelt es sich eigentlich um eine Sprechweise, die in Jugendgruppen verwendet wird. Dabei gibt es keine normale Definition. Die Jugendsprache wird von jeder Gruppe neu entwickelt. Dabei tauchen verschiedene Muster auf. Oft ist auch Umgangssprache dabei, außerdem wird oft übertrieben. Sie ist oft ironisch und Emotional geprägt.
Soziolekt – für Erwachsene eine andere Sprachwelt
Seine Freunde reden alle so. Worte wie „sief“, „yolo“ oder „swag“ kennen sie alle. Manche Wörter erfinden die Freunde selbst. Peetas Clique benutzt das Wort „sief“ häufig, wobei es sich um einen Soziolekt handelt. Die Gruppe benutzt dabei eine Wortwahl, die sich von der normalen Sprache unterscheidet. Dies ist für Außenstehende nicht deutlich zu erkennen. Daher leben diese Leute für Erwachsene in einer anderen Welt.
Im Deutschunterricht fällt es ihm schwer, die Jugendsprache abzuschalten. In seinen Arbeiten benutzt er die Jugendsprache. Dabei auch Abkürzungen, wie „´nem“. Eigentlich sollte das „einem“ heißen oder auch Metaphern, welche die meisten Außenstehenden auch nicht verstehen. Dabei werden oft witzige oder provokante Wörter genommen – Cry-Baby, Wasserwerk oder Weltertränker bedeutet dann Heulsuse.
Als Peeta heute nach Hause kommt, darf er sich schon wieder eine Moralpredigt anhören. Ein Brief von der Schule ist gekommen. Es geht um seine absinkende Deutsch-Note und die Prügelei in der Schule. Letztere hatte er mit einem Mitschüler mit Migrationshintergrund. Denn Peeta hat ein Problem: Er benutzt häufig Fremdwörter, weil er findet, dass sie sich cool anhören, er weiß aber nicht, was sie bedeuten. Dabei tauchen auch ein paar Beleidigungen auf, die er in seinem Umfeld hört, weiter verwendet, aber den Sinn nicht kennt.
Probleme mit der Jugendsprache
Aber es gibt nicht nur Probleme mit der Jugendsprache. Sie enthält auch viele Abkürzungen. Beim Chatten werden sie benutzt, damit man nicht so viel schreiben muss und es sich auch besser liest. Dabei sind diese Wörter auch nur kurz im Gebrauch. Wenn die Wörter von zu vielen Menschen benutzt werden, ist es zu „Mainstream“ und ein anderes Wort muss für den selben Gebrauch her. Entweder werden die Wörter auf diese Art weiter entwickelt oder sie verändern sich einfach mit der Zeit. Die Wörter, die früher „In“ waren, finden die meisten Jugendlichen peinlich.
Das passiert bei Peeta auch immer. Früher hat er in seinem Freundeskreis das Wort „knorke“ benutzt. Doch nach einiger Zeit haben alle in seinem Umfeld „knorke“ gesagt. Damit verlor das Wort seinen Wert. Es hat sich daraus das Wort cool – oder auch geil – entwickelt, das Peeta auch immer benutzte. Und so entwickeln sich Wörter immer weiter.
Dieses Wochenende war Peeta in der Stadt. Er hat sich mit seiner Freundin getroffen. Ihr macht die Sprachweise nichts aus, denn sie benutzt die Sprache auch.
Beliebte Wörter wie „yolo“
In den letzten Jahren sind Füllwörter wie „yolo“ (You only live once) besonders häufig vorgekommen. Die Entwicklung hat auch viel mit den Prominenten zu tun. Wenn jenen etwas schreckliches oder witziges passiert, dauert es nicht lange, bis es ein neues Wort mit jener Bedeutung weiterverbreiten – zum Beispiel über Twitter. 2011 war das Wort „guttenbergen“ („abschreiben“) unter den ersten drei beliebten Wörtern der Jugendsprache.
Im Jahr 2012 sind die Wörter „Hipster“, „yolo“, „fu“ und „yalla“ sehr beliebt gewesen. In diesen tauchen die Grundideen von der Jugendsprache auf – Abkürzungen, wie yolo und fu und fremdsprachige Wörter, wie yalla.
Peeta hat wegen des Briefs viel Ärger bekommen. Er musste sich über das Thema informieren. Dabei hat er die eigentlichen Hintergründen der Jugendsprache erkannt. Mit seinen Freunden redet er immer noch in ihrer eigenen Sprache, doch dabei benutzt er nicht mehr die ausländischen Beleidigungen. Seine Mutter hat sich auch über das Thema informiert und hat den Sinn hinter der Sprache erkannt. Sie denkt diese Sprache hat nichts gefährliches, solange man nur die bekannten Wörter benutzt und es nicht übertreibt.
Lara Klimas, 8e, Gymnasium Adolfinum, Moers