Velbert..
Im Geschichtsunterricht haben wir vor kurzem über Homosexualität im Bezug auf die Kirche diskutiert.
Ich war über die Meinungen einiger meiner Mitschüler schockiert. Die Mehrheit hält „schwul sein“ für eine Sünde. Ihr einziges Argument ist: „In der Bibel steht, dass Männer nur mit Frauen eine Liebesbeziehung eingehen dürfen.“
Für einen Moment hielt ich dies für einen schlechten Scherz. Dem war aber nicht so. Sie meinten das ernst. In meinem Kopf waren sofort tausende Fragen. Zum Beispiel diese: „Wie können Menschen, die angeblich an Gott glauben, so u n m e n s c h l i c h sein?“
Oder „Wieso macht ihr solche Unterschiede zwischen Schwulen und Nicht-Schwulen?“ Darauf hin bekam ich folgende Antwort: „Wir haben nichts gegen Homosexuelle, nur in unserer Gemeinde wollen wir sie nicht haben.“
Hat Gott das wirklich gewollt ?
Es gab noch viele weitere dieser Erklärungen, die sich für mich eigentlich nur widersprachen. Da dachte ich dann an Diskriminierung. Doch dies wiesen sie natürlich ab. Ich versuchte sie mit meiner eigenen Meinung zu überzeugen. Denn ich war mir so sicher, dass mich doch jemand verstehen muss. Ein paar aus meiner Klasse sahen das auch so wie ich, aber das waren wirklich nicht sehr viele.
„Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel.“(3. Buch Mose, 18,22);
Ich finde das einfach nur traurig. Gott wollte sicher nicht, dass wir solche Meinungen über Menschen haben, die anders sind. Wo ist da die Toleranz? Eine andere Mitschülerin sagte: „ Wenn ein Mensch süchtig ist, dann gibt Gott diesem auch die Chance aus dieser Sucht rauszukommen.“
Homosexualität ist keine Krankheit
Kann man Homosexualität mit einer Sucht vergleichen? Ja, vielleicht. Jemand ist süchtig nach seinem Partner. Nach seiner Liebe. Ist das schlimm??? Ist Liebe nicht was Gutes?
Die Sucht, die meine Mitschülerin meinte, ist ein Problem, das man lösen sollte. Doch die Liebe, die ist kein Problem. Sie ist schön, selten und wertvoll. Man sollte sie nicht für „Menschen“ aufgeben, die kein Verständnis aufbringen können.
Gott will, dass wir glücklich sind! Wenn wir nicht glücklich mit einem Menschen sein dürfen, nur weil es so in der Bibel steht, wie sollen wir denn dann überhaupt glücklich sein bzw. werden? Ich bin mir sicher, dass Gott es nicht so gemeint hat, wie meine Mitschüler und auch noch andere Menschen verstehen.
In der Bibel geächtet
„Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers - gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen. Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung.“ (Röm 1,25-27)
Als die Frage „Dürfen pädophile Menschen in eure Gemeinde eintreten?“ auftauchte kam diese Antwort: „ Auch wenn Pädophile in unsere Gemeinde eintreten wollen, würden wir dies nicht zulassen.“ Sind also Homosexualität und Pädophilie auf derselben Stufe? Ist es gleich schlimm? Beides eine Sünde?
Andere Meinung von den Mitschülern
Die Antwort auf meine Frage war lang. Zu lang. Doch die Kurzfassung lautete: „ Ja!“ Da war ich dann einfach nur noch wütend. Ist das zu fassen? Das sollen Gläubige sein? Menschen die so über Andere urteilen?
Das ist nicht richtig. Wie kann man so etwas ohne schlechtes Gewissen sagen? Ist da überhaupt ein Gewissen? Das Gute ist, dass Homosexuelle sicher nicht mit solchen Menschen, die voll von Klischees sind, ihren Glauben gemeinsam leben wollen.
Das Schlechte daran ist, dass ich nun eine ganz andere Meinung über meine Mitschüler habe. Unsympathisch, unmenschlich, traurig, und bemitleidenswert. Das fällt mir dazu nur ein. Bei meinen Recherchen stieß ich auf eine Seite, die mich sofort in ihren Bann zog.
Platos Gleichnis überzeugt
Da stand genau das, was ich denke. „Lsvd.de“ – Lesben - und Schwulenverband Deutschland. Dort wird unter anderem geschrieben, dass es niemandem schadet, wenn zwei Männer oder auch zwei Frauen glücklich miteinander sind. Deshalb gibt es ihrer Meinung auch keinen Grund, sie zu ächten oder zu bestrafen.
Des Weiteren fand ich Platos Gleichnis von der Entstehung der Liebe.
In diesem Gleichnis geht es um Zeus, der die Menschen entzwei machte, weil sie Kugeln mit vier Armen, vier Beinen, und zwei Gesichtern waren. Es gab drei Geschlechter, das Männliche, das Weibliche und das Gemischte.
Seitdem sucht jede Hälfte mit sehnsüchtigem Verlangen die andere Hälfte. Denn dies ist ihre ursprüngliche Naturbeschaffenheit, weil sie einst ungeteilte Ganze waren. Aber jeder sucht nicht nur irgendeine Hälfte, sondern „seine andere Hälfte“.
Seine andere Hälfte finden
Die Schnittstücke von einem Weibe „richten ihren Sinn nur wenig auf die Männer, sondern wenden sich weit mehr den Frauen zu, und die mit Weibern buhlenden Weibern stammen von dieser Art. Die Männer, welche ein Stück von einem Mann sind, die gehen dem Männlichen nach.“
„Auf Ehe und Kindererzeugung dagegen ist ihr Sinn von Natur nicht gerichtet, sondern sie werden nur vom Gesetz dazu gezwungen.“
Kim Budau, Klasse 12b, Berufskolleg Bleibergquelle Velbert