Der Viertklässler wechselt im Sommer auf eine weiterführende Schule. Doch das Gymnasium, auf das seine Klassenkameraden und Freunde gehen, will ihn nicht aufnehmen. Das Beispiel zeigt, wie schwierig die Inklusion geistig behinderter Kinder ist.

In diesen Tagen sprechen die Politiker in Nordrhein-Westfalen viel über die Inklusion. So nennt man das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. Ab dem kommenden Schuljahr sollen Eltern für ihre behinderten Kinder zum ersten Mal einen Platz in einer normalen Schule bekommen können. Das soll zunächst für die Klassen 1 und 5 gelten.

Ein Beispiel dafür, dass Inklusion ein schwieriges Thema ist, ist Henri. Er ist ein Junge mit Down-Syndrom, der gern auf ein Gymnasium gehen möchte.

Andere Kinder sind schneller

Henri ist elf Jahre alt und geht in die vierte Klasse einer Grundschule. Dort hat er vier Jahre lang gemeinsam mit seinen Klassenkameraden gespielt und gelernt. Seine Freunde wechseln im Sommer aufs Gymnasium. Henri will das auch. Weil er aber geistig behindert ist, wird er das Abitur dort nicht schaffen können. Der Lernstoff ist zu schwer für ihn, und die anderen Kinder lernen viel schneller als er.

Das Gymnasium, auf das seine Freunde gehen, will Henri deswegen nicht aufnehmen. Der Schulleiter sagt, Henri könne dem Unterricht nicht folgen und daher das Lernziel nicht erreichen. Für die Inklusion von körperlich behinderten Kindern tut das Gymnasium seit Jahren viel. Aber geistig behinderte Kinder brauchen eine andere Förderung, sagt der Rektor.

Ein Sonderpädagoge hilft

Henris Mutter weiß, dass ihr Sohn nie Abitur machen kann. Ihr geht es aber um etwas anderes. Sie sagt: „Er soll mit den Kindern zusammenbleiben, die er kennt. Die Normalität, die wir jetzt vier Jahre lang aufgebaut haben, würde sonst verloren gehen.“ Henri würde an der Schule einen Sonderpädagogen haben, der ihm zur Seite steht.

An einer Förderschule würde Henri dagegen andere Dinge lernen als auf dem Gymnasium. Zum Beispiel, wie man kocht, wie man einen Busfahrplan liest oder wie man eine Fahrkarte kauft. Manche sagen, das sei besser für ihn als Latein und Mathematik. Henris Grundschullehrer hofft trotzdem sehr, dass Henri eine Regelschule findet, die ihn aufnimmt. Er sagt: „Wir haben in ihn viel Zeit, Herzblut und Nerven reingesteckt.“

Die Inklusion

Deutschland hat sich verpflichtet, die Inklusion an den Schulen umzusetzen.

Kinder mit Behinderung sollen genauso gefördert werden wie Lernschwache, Mi-granten und Hochbegabte.

In Deutschland ist Bildung Sache der Länder. Die Umsetzung der Inklusion gelingt je nach Land unterschiedlich gut.