Es gibt Schimpfworte, die man den Erwachsenen verbieten sollte. „Sozialtourismus“ ist so eins. Es wurde zum Unwort des Jahres gewählt. Eine Jury fand, das Wort beleidige hilfesuchende Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen. “Sozialtourismus“ wurde aus 1300 Vorschlägen ausgesucht.

Typisch, wenn Kinder Schimpfworte benutzen, bekommen sie Ärger mit den Eltern oder ihren Lehrern. Aber die Großen dürfen reden, wie sie wollen... Falsch, mindestens einmal im Jahr sollen sich auch die Erwachsenen und ganz besonders die Politiker schämen, wenn sie etwas Schlimmes gesagt haben. Deshalb wählt eine Jury das „Unwort des Jahres“.

Diesmal ist es das Wort „Sozialtourismus“. Das lange Buchstabenmonstrum klingt nicht nur kompliziert - es ist bösartig, man könnte sagen, es beißt.

Zuwanderer fliehen aus armen Regionen zu uns

Vier Sprachwissenschaftler, ein Journalist und ein Schriftsteller haben das Wort aus 1300 Vorschlägen ausgesucht. Sozialtourismus... das klingt fast hübsch, nach Sonne und Meer und Urlaub.... Aber leider ist der Begriff ganz und gar unentspannt. Denn er tut so, als ob unzählige Menschen nach Deutschland kommen, um sich mit Hilfe von sozialen Leistungen (Arbeitslosengeld, Kindergeld, Wohngeld) ein schönes Leben zu machen.

Man könnte meinen, sie reisten zur Erholung über die Grenze. Dabei geht es um Zuwanderer (meistens aus Osteuropa), die aus armen Regionen zu uns fliehen, weil sie ihren Kindern nicht genug zu essen kaufen können und im Dreck leben müssen - wie auf dem Foto oben.

Die Jury findet das Wort „Sozialtourismus“ scheußlich, weil es nicht nur die hilfesuchenden Menschen aus Osteuropa beleidigt. Manche Wörter können noch mehr - sie vergiften die Welt, weil sie das Denken der Menschen verseuchen, sie lösen einen kleinen Kinofilm im Kopf aus. Wer „Sozialtourismus“ sagt, will, dass wir Bilder von Faulpelzen vor uns sehen, die unter Palmen liegen, während wir schuften müssen. So etwas nennt man auch „Hetze“, denn mit geschickt gewählten Giftwörtern kann man ganze Gruppen gegen Unschuldige aufhetzen.

Politiker trauen sich nicht mehr, das Wort auszusprechen

Wer ein „Unwort des Jahres“ benutzt, wird natürlich nicht von der Polizei bestraft. Aber die meisten Politiker trauen sich nicht mehr, es auszusprechen. Wenn doch, dürft ihr die Erwachsenen ausschimpfen und auch mal sagen: Klappe halten!