Essen. . Der Arzt Dietrich Grönemeyer, der in Bochum eine Klinik leitet, hat fünf neue Bücher für Kinder geschrieben. Gesundheitsvorsorge ist ihm sehr wichtig. Die Kinderreporter Lisa, Lea, Greta, Florian und Simon haben ihn interviewt.

Dietrich Grönemeyer ist ein berühmter Arzt. Er leitet in Bochum eine Klinik, hat aber auch schon viele Bücher geschrieben. Gerade hat er mehrere neue Bücher für Kinder herausgebracht. Die fünf Kinderseiten-Reporter Florian, Simon, Lea, Lisa und Greta haben Dietrich Grönemeyer in Bochum interviewt:

Florian: Was gehört zu einer gesunden Ernährung dazu?
Man sollte grundsätzlich nicht zu viel, dafür aber ausgewogen essen. Und lieber mehrmals kleinere Mahlzeiten. Besonders gesund sind Obst und Gemüse, da stecken viele Vitamine drin. Wir brauchen aber auch Kohlehydrate. Die bekommen wir zum Beispiel durch Brot. Und durch Käse, Milch und Fleisch nehmen wir Eiweiße auf.

Simon: Welche Krankheiten kann man bekommen, wenn man sich nicht gesund ernährt und ausreichend bewegt?
Wenn man auf Dauer nicht gesund und vor allem zu viel isst, macht sich das in der Gewichtszunahme bemerkbar: Man wird leider dick. Und das wiederum kann alle möglichen Folgeerscheinungen nach sich ziehen, beispielsweise Gelenksveränderungen. Auch können die Gefäße verkalken, das heißt, sie werden enger. Das Herz wird dann nicht mehr so gut durchblutet. Wenn man sich nicht bewegt, kann man Herz-Kreislauf-Krankheiten bekommen, aber auch Diabetes und anderes.

Lisa: Wie kamen Sie auf die Idee, Kinderbücher über das Thema Gesundheit zu schreiben?
Ich war oft bei Schulklassen und Kinderuniversitäten eingeladen. Da verstand ich, dass viele Kinder gern lesen, aber wenig Sachbücher zu Gesundheit zu finden sind, die Spaß machen. Ich möchte, dass Kinder früh den Körper, aber auch die Seele verstehen. Beides steht miteinander in Verbindung.

Dietrich Grönemeyer unterhält sich mit Simon (rechts) und Florian.
Dietrich Grönemeyer unterhält sich mit Simon (rechts) und Florian. © WR

Greta: Wie haben Sie sich als Kind ernährt?
Damals wurde noch sehr fett gegessen, zum Beispiel viel Schweinefleisch. Aber das hat mir nicht besonders geschmeckt. Stattdessen war ich als Kind ganz begeistert von Quark und Milch, und ich habe auch viel Obst und Gemüse gegessen. Unsere Familie hatte nämlich einen kleinen Schrebergarten, da habe ich gern geholfen und geerntet.

Greta: Welche Süßigkeiten haben Sie als Kind gern gegessen?
Schaumküsse. Und Hoppelpoppel. So hieß das bei uns zu Hause.

Lea: Was ist heute Ihr Lieblingsessen?
Nudeln. Ich mag auch Salate aller Art, ich mische sie gern mit Obst, zum Beispiel Salat mit Paprika und Erdbeeren. Außerdem esse ich gern thailändische Currygerichte mit Kokosmilch und Gelbwurz.

Florian: Gibt es bestimmte Lebensmittel, die gut für die Gesundheit sind?
Natürlich, wie schon gesagt, Obst und Gemüse, auch Nüsse beispielsweise. Aber der Körper braucht nicht nur Vitamine, sondern auch andere Stoffe. Eiweiße braucht man, um die Muskulatur stark zu machen. Zucker liefert Energie, zum Beispiel für den Stoffwechsel oder um sich schnell bewegen zu können. Und Fette sind als Energiespeicher und zum Aufbau von Zellen und Hormonen wichtig. Wenn möglich naturbelassene oder Bio-Lebensmittel verwenden.

Simon: Warum ist Bewegung so wichtig?
Weil die Muskulatur trainiert werden muss, um richtig arbeiten zu können. Auch das Herz ist ja ein Muskel. Wusstet ihr, dass das Herz drei bis vier Milliarden Mal im Leben schlägt? Wenn man sich bewegt, werden die Gefäße stärker durchblutet, so dass die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen besser funktioniert und auch Schadstoffe besser abtransportiert werden.

Florian: Was halten Sie von sogenannten Kinderlebensmitteln?
Für Kinderlebensmittel, die voll sind mit Zucker, Fett und Aromastoffen und vor allem schön verpackt werden, bin ich nicht zu haben. Babynahrung ist natürlich etwas anderes.

Simon: Was ist wichtiger? Bewegung oder gute Ernährung?
Beides ist wichtig, es muss ausgewogen sein. Nach „Ayurveda“, einer alten Gesundheits-Lehre aus Indien, gibt es drei Säulen. Erstens: sich gut ernähren, zweitens: sich viel bewegen, drittens: fürs eigene Wohlbefinden sorgen.

Dietrich Grönemeyer im Gespräch mit Florian. Lisa, Greta und Lea (von links) hören zu.
Dietrich Grönemeyer im Gespräch mit Florian. Lisa, Greta und Lea (von links) hören zu. © WR

Lisa: Was ist Ihr Lebensmotto? Aktiv sein, Verantwortung übernehmen für sich und andere. Dazu gehört auch, manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Und mit Spaß leben.

Greta: Wie sah die Ernährung Ihrer eigenen Kinder aus, und wie alt sind Ihre Kinder heute?
Sie sind 26, 32 und 34 Jahre alt. Wir haben zu Hause meist alle zusammen gegessen, viel Obst und Gemüse, Nudeln, auch mal selbstgebackenes Brot. Ich habe meine Kinder sehr früh dazu angehalten, selbst zu kochen. Das hat ihnen großen Spaß gemacht. Das habe ich selbst auch von meiner Mutter gelernt.

Lea: Was denken Sie über die dünnen Mädchen bei „Germany’s Next Topmodel“?
Schrecklich. Sie hungern, damit sie eine Idealfigur bekommen, die die Gesellschaft, die Mode und die Medien vorgeben. Extremes Untergewicht und Magersucht sind gefährlich, Krankheiten dieser Art müssen dringend körperlich und seelisch behandelt werden.

Simon: An welches Alter richten sich Ihre neuen Bücher mit den Zwillingen Erwin und Rosi?
An drei- bis sechsjährige Kinder. Der „Körperatlas“ ist auch noch für Zehnjährige gut zu lesen. Sogar Erwachsene lernen dabei noch etwas, zum Beispiel, wie das Herz oder das Ohr funktionieren. In den vier kleinen Pixi-Büchern geht es darum, was man als Kind selbst machen kann, wenn man Schmerzen hat oder sich verletzt hat.

Lisa: Was ist die beste Art, Gewicht zu verlieren?
Bewegen, bewegen, bewegen. Jeder Mensch kann und sollte bis ins hohe Alter in Bewegung bleiben.

Lea: Seit wann wussten Sie, dass Sie Arzt werden wollten?
Als Kind hatte ich große Angst vor Spritzen oder der Blutabnahme. Im Alter von etwa 20 Jahren hatte ich eine Mandel- und eine Nasenscheidewand-Operation. Danach steckten einige Tage Wattetampons in meiner Nase. Als der Arzt mir diese Wattetampons zog, tat das so weh, dass ich mir gesagt habe: Jetzt werde ich Arzt und helfe mit, dass das in der Medizin anders wird und nicht so weh tut. Mit 13 wollte ich übrigens Pastor werden, mit 16 Journalist, auch Fußballer und Schiffsbauer, aber schließlich bin ich Arzt geworden.

Greta: Was ist für Sie das perfekte Frühstück für Schüler?
Erst einmal geht es darum, überhaupt zu frühstücken! 30 Prozent der Schüler gehen ohne Frühstück in die Schule. Doch dann ist man abgeschlagen, müde und lustlos, man hat keine Energie. Man sollte Kohlehydrate essen, zum Beispiel Müsli mit Obst und ausreichend trinken, zum Beispiel Orangensaft, Tees oder Milch. Als Brot sollte man anstelle von Weißbrot Vollkornbrot wählen, das Korn muss man nicht sehen, es kann auch fein gemahlen sein. Eine Basis mit Ballaststoffen und Kohlehydraten ist das Beste am Morgen. Kinder mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten wählen dann statt normaler Milch laktosefreie Milch oder verzichten beispielsweise auf Nüsse im Müsli, falls sie diese nicht vertragen.

Bei einem Rundgang durch sein Institut erklärte der Mediziner unter anderem, wie die Mikrotherapie funktioniert.
Bei einem Rundgang durch sein Institut erklärte der Mediziner unter anderem, wie die Mikrotherapie funktioniert. © WR

Lisa: Wie bilden Sie Gesundheitsbotschafter aus? Und warum?
Schüler können sich bei uns zu Gesundheitsbotschaftern ausbilden lassen. Die Jugendlichen sind 13 bis 18 Jahre alt und sind dann an ihrer jeweiligen Schule Ansprechpartner zum Thema Gesundheit für die anderen Schüler, aber auch die Lehrer. Ein Teil der Gesundheitsbotschafter will Arzt werden. Die Ausbildung bei uns dauert zwei Tage, alle erhalten ein Zertifikat.

Lisa: Wohin muss ich mich wenden, wenn ich oder meine Klasse Gesundheitsbotschafter werden will?
An die Dietrich-Grönemeyer-Stiftung in Witten. Die Ausbildung zu Gesundheitsbotschaftern haben wir im Jahr 2008 begonnen. Inzwischen haben wir um die 1000 Schülerinnen und Schüler ausgebildet.

Simon: Was ist der „Medi-Circus“?
Das ist ein Gesundheits-Mitmachtheater mit vier Schauspielern zu meinem Musical „Der kleine Medicus“. Jetzt gerade ist es entlang der Nord- und Ostsee getourt. Wir suchen übrigens noch Schulen aus NRW, die wir bei der Tour im Herbst besuchen können. Nach dem Medi-Circus werden in der Schule Workshops angeboten. In Hessen tourte der Medi-Circus im letzten durch 52 Schulen.

Lisa: Ist Leistungssport oder normaler Sport besser?
Beides ist sinnvoll und hat seine Berechtigung, aber Leistungssport ist nicht für jeden gut. Es ist wichtig, überhaupt so viel wie möglich in Bewegung zu sein. Man sollte sich fragen, welcher Sport zu einem passt. Wichtig ist, dass es Spaß macht.

Lea: Hören Sie gern die Musik Ihres Bruders Herbert, und welches ist Ihr Lieblingslied?
Ja, wir sind Fans voneinander. Mein Lieblingslied ist „Männer“.