Essen. Die Bertha-Krupp-Realschule in Essen sammelt Geld für Misereor. Jugendliche sind schockiert über die Armut vieler Kinder in Indien.

In Indien gehen viele Kinder nicht zur Schule. Stattdessen arbeiten sie – zum Beispiel auf Teeplantagen, Märkten, als Haushaltshilfe oder in der Teppichindustrie. Sie müssen Geld verdienen, weil ihre Familie sonst nicht genug zum Leben hätte. Deswegen tragen auch Kinder etwas zum Einkommen der Familie bei.

Manchmal ist die Arbeit der Kinder gefährlich und sogar gesundheitsschädlich. Drei Beispiele: Viele Kinder suchen auf Müllhalden im Abfall nach verwertbaren Stoffen, zum Beispiel Glas oder Aluminium. Dafür bekommen sie ein wenig Geld. Sie können sich bei der Arbeit aber verletzen oder mit Giftmüll in Kontakt kommen.

Gefährliche Arbeit im Steinbruch

Auch in der Glas- und Schmuckindustrie ist die Arbeit gesundheitsschädlich. Die Kinder, die dort zum Beispiel Armreifen aus Glas herstellen, haben oft Augenentzündungen, Tuberkulose oder Asthma. Und wenn Kinder in einem Steinbruch arbeiten, kann ihnen ein Stein auf den Fuß fallen – oder sie quetschen sich die Hand. Sie tragen auch keinen Mund- oder Gehörschutz.

Die Hilfsorganisation Misereor kämpft gegen die Kinderarbeit in Indien. Sie setzt sich mit Projektpartnern dafür ein, dass Kinder die Schule besuchen können und die armen Familien auf andere Weise Geld bekommen.

In Deutschland gibt es immer wieder Schulen, die die Arbeit von Misereor unterstützen. An der Bertha-Krupp-Realschule in Essen läuft gerade ein solches soziales Projekt. Die Schülerinnen und Schüler der fünften bis zehnten Klassen haben sich viel mit Indien beschäftigt. Der pensionierte Lehrer Wilhelm Wölting, der die Projektpartner in Indien persönlich besucht hat, beantwortete viele ihrer Fragen. Insgesamt besuchen 575 Schülerinnen und Schüler die Bertha-Krupp-Realschule.

Die Arbeit in einem Steinbruch ist besonders gesundheitsschädlich für die indischen Kinder und Jugendlichen.
Die Arbeit in einem Steinbruch ist besonders gesundheitsschädlich für die indischen Kinder und Jugendlichen. © Misereor

Manches hat die Schülerinnen und Schüler schockiert. Jill (15) sagt: „Alles war natürlich ein großer Schock, aber am schlimmsten fand ich, dass die Kinder in den Räumen schlafen, in denen sie arbeiten müssen. Dadurch atmen sie die ganzen Chemikalien ein.“ Und Evelina (14) ergänzt: „Besonders schockiert hat mich, dass kleine Kinder ohne Schutzkleidung gefährliche Arbeiten im Steinbruch verrichten müssen, wie zum Beispiel Steine mit einem Hammer zerschlagen.“ Für Blessing (15) war einiges neu: „Ich habe gewusst, dass es Kinderarbeit in Indien gibt, aber ich habe nicht gewusst, dass die Kinder unter solchen Umständen arbeiten müssen.“

Für den Nachbarn einkaufen

Während des zweiwöchigen Projekts an der Schule helfen die Schülerinnen und Schüler an vielen Orten. „Zum Beispiel unterstützen wir Nachbarn beim Einkaufen oder arbeiten in Firmen und Geschäften. Außerdem sind viele Waffel- und Kuchenverkäufe geplant“, erzählt Evelina. „Das Geld wird dann am Ende an die Kinder in Indien gespendet“, sagt Blessing. Auch die Essener Schülerinnen und Schüler haben etwas davon: Die Klasse mit den meisten Einnahmen wird belohnt!

Den Kindern und Jugendlichen ist klar geworden, wie wichtig das Lernen ist. „Bildung ist der einzige Weg aus der Armut heraus“, sagt auch Marc Steinhoff, der stellvertretende Schulleiter der Bertha-Krupp-Realschule. Gleichzeitig sei auch der Ansatz von Misereor, die wirtschaftliche Situation der Familien zu verbessern, sehr wichtig. Das soziale Projekt an der Bertha-Krupp-Realschule findet im Rahmen des Sozialen Lernens statt. „Die Schülerinnen und Schüler lernen, Verantwortung zu übernehmen“, so Marc Steinhoff. „Die Selbstwirksamkeit ist dabei ganz wichtig.“ Den Kindern und Jugendlichen werde bewusst, dass sie durch ihr Handeln etwas bewirken und verändern können.

„Uns wird bewusst, wie viel Glück wir haben“

„Kinder sollten das Recht auf Bildung haben. Sie sollten nicht arbeiten müssen“, findet Blessing. „Die Kinder in Indien tun mir leid, dass sie es nicht so einfach haben wie wir.“ Sie sollten ihre Kindheit genießen dürfen, ist Jills Meinung, so wie Kinder in Deutschland es auch können. Die soziale Aktion ihrer Schule finden alle gut. „Dadurch wird uns bewusst, wie viel Glück wir haben“, sagt Jill. Auch Evelina ist dankbar: „Ich kann persönlich von Glück reden, dass ich in Deutschland lebe und die Schule besuchen darf. Das ist ein Privileg, das für mich alles andere als selbstverständlich ist. Ich hoffe, dass es bald auch in Indien so sein wird.“

Das Spendenkonto:

Misereor
IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10
BIC GENODED1PAX
Stichwort: Indien: Kinderarbeit wirksam bekämpfen