Essen. Sophie (12) singt in der neuen Familienoper „Geisterritter“ im Essener Aalto-Theater mit. Die Musik ist alles andere als langweilig.

Es ist zwölf Jahre her, dass der Roman „Geisterritter“ von Cornelia Funke erschienen ist. „Als ich es vor ein paar Jahren als Hörbuch gehört habe, fand ich es ein bisschen gruselig“, sagt Sophie. „Aber da war ich ja auch noch klein.“ Heute ist Sophie zwölf Jahre alt und steht in der Familienoper „Geisterritter“ als Mitglied des Kinder- und Jugendchors auf der Bühne des Essener Aalto-Theaters. Am Sonntag ist die Premiere und Sophie ist schon etwas aufgeregt.

In „Geisterritter“ geht es um den Jungen Jon Whitcroft. Seine Mutter und ihr neuer Freund schicken ihn auf ein Internat in der englischen Stadt Salisbury. Das Haus ist düster und obendrein regnet es in Strömen. Dann erscheinen auch noch drei Geister unter Jons Zimmerfenster. Es ist eine spannende Geschichte, die im Aalto-Theater musikalisch erzählt wird.

Jazz, Rap und Filmmusik

Ungewöhnlich ist, dass „Geisterritter“ kein Schauspielstück, sondern eine Oper ist. Bei einer Oper wird eine Geschichte gesungen und nicht mit Worten erzählt. Der amerikanische Komponist John Reynolds machte aus dem Buch von Cornelia Funke eine solche Oper und baute ganz viele verschiedene Musikstile ein. Es kommen Jazz, Rap, Musical- und Filmmusik vor, ja sogar mittelalterliche Musik. „Das klingt ungewöhnlich, aber es ist wirklich etwas Besonderes“, sagt Christoph Dittmann vom Aalto-Theater. „Es wird nicht langweilig.“

Chorleiter Patrick Jaskolka und Sophie (12) knien im Bühnenbild der Familienoper „Geisterritter“ im Aalto-Theater in Essen.
Chorleiter Patrick Jaskolka und Sophie (12) knien im Bühnenbild der Familienoper „Geisterritter“ im Aalto-Theater in Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Das ist auch das Vorurteil, mit dem Opern bei jungen Leuten zu kämpfen haben. Langweilig! Deswegen haben sich vor zehn Jahren drei Opernhäuser zusammengetan und ein Projekt gestartet. Sie nennen sich „Junge Opern Rhein Ruhr“. Es sind die Oper Dortmund, die Deutsche Oper am Rhein in Duisburg und Düsseldorf und das Theater Bonn. Seit dieser Spielzeit ist das Aalto-Theater in Essen auch mit dabei.

Die Idee dahinter ist: Kinder, junge Leute und ihre Familien sollen für das Musiktheater begeistert werden. So kam es auch zur Uraufführung von „Geisterritter“ im Jahr 2017. Zum ersten Mal schaffte es eine Geschichte der berühmten Cornelia Funke auf die Opernbühne. Mit dabei sind elektronische Einspielungen, zum Beispiel Herzklopfen, und Videoelemente, aber auch Explosionen, Nebel und Lichteffekte.

In Essen unterstützen Sophie und andere Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendchor die professionellen Opernsängerinnen und Opernsänger. „Wir proben schon lange“, erzählt Sophie. „Erst waren die musikalischen Proben, dann die szenischen.“ Das bedeutet, wenn die Musik sitzt, können sich die Jugendlichen darauf konzentrieren, wie sie sich auf der Bühne bewegen müssen.

Eine Szene ist besonders schwierig. In der Geschichtsstunde im Internat rollen alle in blauen Schuluniformen rechts und links auf die Bühne, sie sitzen dabei an Tischen. „Wir müssen uns drehen und dabei den richtigen Zeitpunkt und die richtige Schnelligkeit erwischen“, erzählt Sophie. Gar nicht so einfach, trotz der Markierungen auf dem Boden!

Erst bei den „Spätzchen“, später im Konzertchor

Fünf Mädchen und zwei Jungen vom Kinder- und Jugendchor stehen bei einer „Geisterritter“-Vorstellung auf der Bühne. Die Besetzungen wechseln sich ab, denn es kann immer mal jemand krank werden. „Insgesamt singen in unserem Chor über 120 Kinder und Jugendliche mit“, sagt Chorleiter Patrick Jaskolka.

Ab fünf Jahren sind sie bei den „Spätzchen“, dann bei den „Spatzen“, ab der 4. Klasse im Vorchor und schließlich im Konzertchor. Sophie ist mit ihren zwölf Jahren die Jüngste bei den „Geisterritter“-Aufführungen. Weil sowohl Proben als auch Vorstellungen teilweise vormittags sind, bekommt sie ab und zu eine Beurlaubung von der Schule.

Das Singen macht Sophie großen Spaß, sie ist schon lange dabei und tritt gern auf der Bühne auf. Bei den „Geisterrittern“ ist sie allerdings etwas aufgeregter als sonst, denn in der kleinen Gruppe von sieben Sängerinnen und Sängern kommt es auf jeden einzelnen an. „Es ist auch schwieriger, die Töne zu finden, weil man die anderen manchmal nicht so gut hört“, sagt sie.

Sechs Vorstellungen für Familien und zwei Schulvorstellungen sind geplant, bis Februar. Die Oper dauert zwei Stunden, Karten kosten 12 Euro für Kinder und Jugendliche und 16 Euro für Erwachsene.