Essen. Das neue „Grüne Klassenzimmer“ der Münsterschule in Essen soll ein Vorbild für andere sein. Finanziert wird das Projekt von der Kinderstiftung.

Draußen im Grünen zu lernen, macht viel mehr Spaß als im Klassenzimmer. Da sind sich Julian, Stephan, Emilia und Vanessa einig. Bald können sie auf dem Gelände neben ihrer Schule im „Grünen Klassenzimmer“ herumrennen, Blumen und Tiere unter die Lupe nehmen und, ja, auch lernen.

In vielen Schulen gibt es ein solches „Klassenzimmer“ in der Natur schon – mit Tischen und Bänken unter freien Himmel, Hochbeeten fürs Gemüse und einem Schulgarten voller Blumen. Die Idee dahinter ist: Gerade in der Stadt bekommen Kinder von der Natur viel zu wenig mit. In einem „Grünen Klassenzimmer“ sind aber echte Naturerlebnisse möglich.

Das hatte auch die Kinderstiftung Essen im Blick, die nun für die große Stadt im Ruhrgebiet ein Pilotprojekt gestartet hat. Die Kinder der Münsterschule freuen sich, dass sie mit einer Forscherstation, einer Duftecke, Hochbeeten, einer Altholzinsel und einem Barfußpfad starten dürfen.

Die Schulleiterin Annette Sonius freut sich mit, denn, so sagt sie: „Es gibt wenig Grün auf unserem Schulgelände, und vor allem die Klassenräume in der obersten Etage heizen sich im Sommer stark auf.“ Sie träumt schon seit vier Jahren von einem „Open air-Klassenzimmer“ an der Münsterschule.

Die Pläne des Büros für Landschaftsarchitektur Hoff & Koch für das Grüne Klassenzimmer nehmen jetzt Gestalt an.
Die Pläne des Büros für Landschaftsarchitektur Hoff & Koch für das Grüne Klassenzimmer nehmen jetzt Gestalt an. © Stadt Essen | Moritz Leick

Die Schulkinder durften bei der Planung des neuen Geländes, einer Rasenfläche neben dem Schulgebäude, ihre Ideen und Wünsche sagen und aufmalen. Die achtjährige Emilia sagt: „Ich freue mich, dass wir hier forschen werden. Wir gucken uns zum Beispiel Regenwürmer, Rosen, Tulpen oder Gänseblümchen an.“ Vanessa (7) denkt schon an den Barfußpfad, auf dem die Kinder über Erde, Matsch und Holzschnitzel laufen können. Und der siebenjährige Julian hat einen Wunsch: „Wenn die Sonne scheint, möchte ich hier gern grillen und die Eltern sollen auch dabei sein.“

„Ich möchte mehr über die Natur lernen“, sagt Noah. Auch seine Mitschülerin Pania freut sich darauf, bald im Hochbeet Tomaten, Kohlrabi und Obst zu pflanzen. Die kleine Nele findet es toll, dass sie zum Lernen nach draußen gehen kann, wenn es im Schulgebäude zu warm wird. Rebecca und Jule – Gummistiefel an den Füßen – können es kaum erwarten, endlich über den Barfußpfad zu laufen. Die Markierung dafür, ein Hinweisschild aus Holz, haben einige Kinder gemeinsam mit dem Tischlermeister Björn Weidemann bereits eingepflockt. „Vor 30 Jahren bin ich selbst hier zur Schule gegangen“, sagt Björn Weidemann, der die Schilder angefertigt und gespendet hat. Auch er freut sich sichtlich darauf, an „seiner“ Münsterschule ein grünes Wunder zu erleben.

Umwelt und Ernährung ganz anders erleben

Schon jetzt huscht ein Eichhörnchen durch die Bäume, bald werden duftende Pflanzen auch summende Insekten anlocken. Mit dem „Grünen Klassenzimmer“ will die Essener Grundschule ein Vorbild für weitere Schulen sein. Denn so kann man Umwelt, Klimaschutz und Ernährung ganz anders erleben.

Das Pilotprojekt „Grünes Klassenzimmer“ wurde von der Kinderstiftung Essen finanziert und mit der Stadt Essen (den Abteilungen Grün und Gruga sowie der Immobilienwirtschaft) umgesetzt. Die Kinderstiftung beauftragte ein Büro für Landschaftsarchitektur (Hoff & Koch) mit der Planung. Auf dem Gelände gibt es Sitzgruppen für zwei Klassen. An der Forscherstation sind weitere Sitzgelegenheiten für die kleinen Forscherinnen und Forscher – große Quader aus Naturstein – schon aufgebaut.

„Was wünscht ihr euch von eurem Grünen Klassenzimmer?“, fragen Annette Sonius und Oberbürgermeister Thomas Kufen die Kinder.
„Was wünscht ihr euch von eurem Grünen Klassenzimmer?“, fragen Annette Sonius und Oberbürgermeister Thomas Kufen die Kinder. © Stadt Essen | Moritz Leick

Für den Spatenstich mit Oberbürgermeister Thomas Kufen haben die Kinder der Münsterschule den Ort des Geschehens hübsch mit Girlanden aus bunten Pappblumen und -schmetterlingen dekoriert. Thomas Kufen zeigte sich dankbar für das Engagement der Kinderstiftung bei diesem „Vorzeigeprojekt“. „Hier kann man den Umgang mit Lebensmitteln und den Respekt vor Lebewesen spielerisch lernen“, sagte er.

Die Verantwortung für das Grüne Klassenzimmer wollen nach der Fertigstellung Schulteam, Kinder und Eltern gemeinsam übernehmen. Die „Schule Natur“ und Elke Remiorsch, bei der Kinderstiftung Essen verantwortlich für das Teilprojekt „Essbare KiTa“, stehen dabei beratend zur Seite. Die Kinderstiftung hat 20.000 Euro mithilfe von Geldgebern wie der Peter-Weiler-Stiftung, Allbau GmbH, Bezirksvertretung 1, BNP Paribas, Inner Wheel Club und Förderverein der Kinderstiftung für das Projekt aufgebracht.