In diesem Sommer schmilzt das Eis auf den süddeutschen Bergen schneller als sonst. Warum das so ist und was Sand aus Afrika damit zu tun hat.

Eis schmilzt in der Sonne. Das kennen wir mit Erdbeer, Vanille und Schokolade. In groß funktioniert das auch: etwa mit Eis und Schnee in den Bergen. Dort erneuert sich das geschmolzene Eis eigentlich durch frischen Schnee. Doch der Klimawandel lässt die Gletscher in Deutschland schrumpfen. Zuletzt passierte das noch schneller als erwartet. Das liegt auch an Sand aus Afrika.

Was sind eigentlich Gletscher und wo liegen sie in Deutschland?

Gletscher sind große, dicke Eismassen. Deutschland hat fünf davon. Die liegen in den Bergen in Süddeutschland. Sie heißen: Nördlicher und Südlicher Schneeferner, Höllentalferner, Watzmanngletscher und Blaueisgletscher.

Was haben die Fachleute entdeckt?

Die Gletscher schmelzen dieses Jahr noch schneller als bisher. Fachleute erwarten, dass sie bei uns bald ganz verschwinden. Statt in 30 Jahren könnte es in zehn Jahren oder früher soweit sein. Das gilt zuerst für den Südlichen Schneeferner: „Der ist extrem zusammengeschmolzen und zusammengeschrumpft. Es könnte sogar sein, dass der zum Ende des Jahres schon Vergangenheit ist, da ist fast nichts mehr da“, sagte der Forscher Christoph Mayer. Er arbeitet an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Für die Menschen in den Bergen ist es ein Problem, dass das Eis so schnell schmilzt. Denn die Gletscher liefern wichtiges Trinkwasser für die Täler. Das könnte knapp werden.

Warum geht das jetzt so schnell?

Der Nördliche Schneeferner am 11.08.2021.
Der Nördliche Schneeferner am 11.08.2021. © dpa | Angelika Warmuth

Die Fachleute sehen drei Gründe: Erstens hat es vergangenen Winter wenig geschneit. Die Gletscher bekamen keine frische Schneeschicht. Zweitens ist dieser Sommer sehr heiß, kühlere Tage fielen bisher aus. Drittens kommt eine Besonderheit hinzu: Aus der Sahara-Wüste in Afrika wurde im Frühling rot-brauner Sandstaub auf die Gletscher geweht. Der beschleunigt das Schmelzen des Eises.

Warum ist das so?

Wenn Sonnenstrahlen auf eine helle Schneeoberfläche treffen, wird der größte Teil reflektiert, also zurückgeworfen. Der Staub aber ist dunkler als Schnee. Er nimmt dadurch viel mehr Energie auf, die er dann als Wärme an den Schnee abgibt. Außerdem erwärmt sich der Staub auch auf höhere Temperaturen als Schnee. Und er pappt noch dazu auf dem feuchten Schnee fest. Der Wind kann ihn daher nicht wegtragen.

Kann man die Gletscher retten?

Ganz aufhalten lassen wird sich die Schmelze kaum. Es gibt jedoch Versuche zum Schutz einiger Gletscher. Im Land Schweiz wurde eine Anlage zum künstlichen Beschneien getestet. Teilweise werden Eisflächen im Sommer auch mit spezieller Folie abgedeckt, um sie vor Wärme zu schützen.