Drei Kinder erzählen, wie sie sich in der Corona-Krise fühlen. Eine Psychologin gibt Tipps und erklärt, warum am Anstecken niemand Schuld ist.

Greta und Luzie dürfen erst seit einigen Tagen wieder raus. „Wir hatten Corona!“, erzählen die beiden. Für unsere Kindernachrichten-Seite haben wir mit ihnen darüber gesprochen, wie es ihnen in der Corona-Pandemie ergangen ist und wie sich gerade fühlen. Wie die allermeisten Kinder waren Greta (7) und Luzie (7) zum Glück nicht schlimm krank. Aber gut gefühlt haben sie sich auch nicht. „Ich hatte Fieber“, erzählt Greta. Und Luzie sagt: „Mir war total schlecht.“

Wenn man sich krank fühlt und weiß, dass es Corona ist, macht das vielen Menschen Angst. Die Kinderpsychologin Viktoria Vergara Ruiz sagt: „Es kann helfen, sich zu erinnern, wie man sich bei einer anderen Krankheit schonmal gefühlt hat. Man kann überlegen: Was habe ich damals gemacht, damit es mir besser ging? Das lässt einen erleben, dass man selbst auch etwas tun kann, damit es einem besser geht.“

Niemand steckt mit Absicht an

Mathilda (8) hat sich bisher nicht mit dem Coronavirus angesteckt. „Aber wenn ich Corona hätte, würde ich mir Sorgen machen, ob ich jemanden anstecke“, sagt sie. So geht es vielen Kindern. Viktoria Vergara Ruiz sagt: „Die Sache mit dem Anstecken kann man sich vorstellen, wie die herumfliegenden Pollen einer Pusteblume.“ Sie meint damit: Niemand kann beeinflussen, wohin die Pollen fliegen.

So ähnlich ist es auch mit Coronaviren. Oft kann man sich gut gegen die Ansteckung schützen, zum Beispiel mit Masken. Aber immer klappt es eben nicht. „Jemanden anstecken hat nichts mit Schuld zu tun“, sagt Frau Vergara Ruiz. „Die Voraussetzung für Schuld ist ja, dass man etwas extra gemacht hat. Das ist bei Corona aber nie so.“

Das macht eine Psychologin

Viktoria Vergara Ruiz ist Kinderpsychologin beim Jugendpsychologischen Institut in Essen (JPI). Dort spricht sie mit Kindern und Jugendlichen, die sich schlecht fühlen, weil sie traurige Gedanken haben.

Sie erklärt ihren Beruf so:

„Wenn du ein gebrochenes Bein hast, gehst du zu einem Arzt, der sich um deinen Körper kümmert. Eine Psychologin ist eine Expertin, die sich um dich kümmert, wenn es deiner Gefühlswelt nicht gut geht, und sich das auch in deinem Verhalten zeigt. Psychologen kümmern sich um die Abwehrkräfte der Seele. Wie die Abwehrkräfte des Körpers, kann man sie trainieren.“

Greta und Mathilda sind beste Freundinnen. Als Greta Corona hatte, war für die beiden besonders schlimm, dass sie sich nicht treffen durften. Viktoria Vergara Ruiz sagt: „Wer sich zuhause von der Langeweile ablenken möchte, kann eine Liste machen – mit all den Dingen, für die sonst keine Zeit bleibt. Ältere Kinder können per Chat oder Video miteinander sprechen. Das hilft ein bisschen gegen das Vermissen.“

Genau das haben Mathilda und Greta gemacht. Sie haben sich per Video verabredet und ihre Eltern rausgeschickt, damit sie ungestört sprechen konnten. Für alle, die sich in der Quarantäne langweilen, hat Mathilda noch einen Tipp: „Wenn ich jetzt wegen Corona zuhause bleiben müsste, könnte ich endlich mal in Ruhe mit all meinen Spielsachen spielen!“, sagt sie. Und auch Luzie fand an der Zeit zuhause eine Sache gut: „Ich konnte jeden Tag ausschlafen!“

Positive Gedanken helfen

Mathilda, Greta und Luzie haben etwas gemacht, das Vergara Ruiz eine Superkraft nennt: Sie haben gute Seiten an einer blöden Situation entdeckt. Die Expertin sagt: „Wir nennen das Resilienz. Das bedeutet innere Widerstandskraft. Resilienz ist sozusagen unser seelisches Immunsystem! Und das kann man stärken und trainieren. Wenn angstmachende Gedanken zu groß werden, kann man zum Beispiel zu sich selbst ganz laut „Stopp“ sagen.“ Oder man überlegt jeden Abend: Was ist mir heute Gutes passiert?“ Aber die Expertin findet auch: Wenn Traurigkeit oder Ärger sich ganz groß anfühlen, dann darf man sie rauslassen: „Wer wütend ist, kann auch mal in ein Kissen boxen!“

Viktoria Vergara Ruiz weiß, dass die Corona-Zeit für viele Kinder schwer ist. Sie sagt aber: „Leider gehören Krisen zum Leben dazu. Ich glaube, dass viele Kinder gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen werden! Damit das klappt, sollte man mit jemanden über seine Sorgen reden. Das können Verwandte oder Freunde sein, aber auch Vertrauenslehrer. Sorgen werden nämlich kleiner, wenn man sie teilt!“

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