Nach dem Hochwasser im Juli läuft der Unterricht an der Aloisius-Grundschule inzwischen wieder normal. Aber Sporthalle und Mensa fehlen noch.
Im Juli 2021 gab es im Tal des Flusses Ahr ein schlimmes Hochwasser. In vielen Orten stand das Wasser meterhoch in den Häusern, vieles wurde zerstört, es gab auch Tote. Für die Orte und die Menschen, die dort leben, war es eine Katastrophe.
In einer neuen Serie wollen wir im Jahr 2022 monatlich Schulen vorstellen, die vom Hochwasser im Juli schlimm getroffen wurden. Wie sieht der Unterricht dort heute aus? Was wurde schon repariert? Und was muss noch gemacht werden?
Zum Start haben wir die Aloisius-Grundschule in Bad Neuenahr-Ahrweiler besucht. Im Juli stand hier der Schulhof zwei Meter unter Wasser. Eine braune Brühe lief ins Haus und flutete das Untergeschoss. Die Küche, die Mensa, der Klassenraum der 3d, die Ganztagsräume, der Computerraum mit Dutzenden iPads – alles zerstört. Im Erdgeschoss, das ein paar Stufen höher als die Eingangshalle liegt, hatten die Klassen Glück. Dort stand das Wasser nur 20 Zentimeter hoch. Im Sekretariat erinnert die fehlende Raufasertapete unten an den Fußleisten noch daran.
Das Zuhause von vielen ist zerstört
Wochenlang schippten Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und freiwillige Helfer den Schlamm aus dem Gebäude. Sie brachten alles, was kaputt war, zur Entsorgung nach draußen, sie wischten und putzten und schafften es, dass die Kinder nach den Sommerferien wiederkommen konnten.
„Es war schön, mit den anderen am ersten Schultag wieder zusammen zu sein“, erinnert sich Hanna aus der 3c. Die Kinder haben viel Schlimmes erlebt und gesehen. Von den 320 Kindern an der Schule sind etwa 250 vom Hochwasser betroffen. Das Zuhause von vielen ist zerstört, manche Kinder wohnen noch immer in einer Ferienwohnung. Überall rechts und links der Ahr wird gebaut, repariert, renoviert. Für die betroffenen Familien ist alles noch ziemlich stressig. Marie erzählt: „Ich wohne noch nicht wieder da, wo wir vorher gewohnt haben. Im April/Mai ziehen wir wieder ein.“
Der Schulweg war anfangs gefährlich
Peter sagt: „Ich fand die Flut richtig doof, weil sie zwei Tage vor meinem Geburtstag war. Meine Geschenke wurden zerstört.“ Der Drittklässler hatte danach aber Glück: „Wir waren das erste Haus mit warmem Wasser und das erste Haus, das wieder fertig war.“ Hanna und Lena erinnern sich noch an den schlimmen Schulweg: „Überall lagen kaputte Autos herum, ich habe sogar ein Auto im Baum gesehen“, sagt Hanna. Durch die Straßen zu laufen, war für die Kinder gefährlich, denn die Gullydeckel fehlten und es fuhren viele Fahrzeuge herum, auch Traktoren und sogar Panzer des Bundeswehr. Um die Ahr zu überqueren, gab es nur eine Notbrücke. Und überall Schlamm, Schutt und Scherben.
Auch Fenia und Mia erzählen davon, wie ungewöhnlich alles wirkte und wie traurig sie waren, die zerstörte Schule zu sehen. „Alles war ganz dreckig!" Schön war dagegen, dass die Bücher in der Bibliothek gerettet werden konnten. Die Regale standen nur mit den Füßen im Wasser. „Seitdem haben wir außerdem viele Bücherspenden bekommen“, erzählt Christina Thiel, die Klassenlehrerin der 3c.
Ein neuer Boden für die Sporthalle
Sportunterricht ist noch immer nur eingeschränkt möglich. „Der Boden der Sporthalle muss komplett neu gemacht werden“, sagt der Schulleiter Klaus Mührel. Das Wasser hat sogar die Betonplatte nach oben gedrückt. Besonders tragisch ist, dass der Hallenboden im Jahr 2020 gerade erst erneuert worden war. Nun sind nur die Dinge, die oben hängen, unversehrt - die Seile, die Sprossenwand, die Basketballkörbe. Ansonsten blickt man auf Steine und Sand. Arbeiter stemmen gerade lautstark die Fliesen im Gang zu den Umkleiden heraus. In einer Ecke stehen noch die Überbleibsel der Aufräumaktion im Sommer: Schaufeln, Besen und Eimer voll getrocknetem Schlamm. „Wir hoffen, dass wir die Sporthalle im Herbst wieder nutzen können“, sagt Klaus Mührel. Auch Charlotte sagt erwartungsvoll: „Ich freue mich, wenn wir wieder auf den Schwebebalken dürfen oder Parkour machen können.“
Sportunterricht haben die ersten und zweiten Klassen jetzt in der renovierten Aula, die seit Dezember fertig ist. Die Älteren laufen zu einem extra Sportzelt, das der Verein „AHRche“ für die Schulen und die umliegenden Vereine an der Ahr aufgebaut hat. „Bei schönem Wetter gehen wir auf den Schulhof“, sagt Pascal.
Mittagessen im Klassenraum
Dort ist der Kunstrasen auf dem Soccer-Court, einem kleinen Fußballfeld, schon erneuert worden. Auch die weichen Platten unter dem Klettergerüst sind wieder da, die Flut hatte sie alle weggespült. Der Bauwagen, in dem die vielen Spielgeräte waren, schwamm auch davon. Roller, Dreiräder und Schubkarren wurden inzwischen von Spenden-Geldern wieder angeschafft, die alten waren total verschlammt.
In der Mensa zu Mittag essen – das geht noch nicht. Die Betreuungskinder essen stattdessen im Klassenraum. Manche haben sich auch umgestellt. Adam sagt: „Ich gehe jetzt immer um 13 Uhr nach Hause und esse da.“ Die Mensa soll aber nicht genauso wie vorher wiederaufgebaut werden. „Weil es ab 2026 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung geben wird, brauchen wir ein neues Raumkonzept“, sagt Schulleiter Klaus Mührel. Auch neue Förderräume sind erwünscht.
Über Treppen geht es noch tiefer in den Keller. Hier wurde die Heizung von der Flut komplett zerstört, deswegen arbeitet nun draußen vor dem Schulgebäude eine mobile Heizung, die mit Diesel betrieben wird, daran, dass die Klassenräume warm sind.
Dankbar für die Spenden
Eliana und viele andere Kinder sind dankbar, dass so viele Menschen Geld gespendet haben. „Es haben so viele mitgeholfen! Und die freiwilligen Helfer wollten alle kein Geld“, sagt Eliana. Sogar ein Klavier wurde abgegeben, damit in der Aula wieder Musik gemacht werden kann. „Der Zusammenhalt in der Schule ist deutlich größer geworden“, sagt auch Klassenlehrerin Christina Thiel. „Und in der Nachbarschaft haben wir durch die ganze Hilfe jetzt mehr Kontakt“, sagt Mia. „Da sind neue Freundschaften entstanden.“
„Durch die vielen Spenden haben wir auch Ausflüge machen können“, so Christina Thiel. Das war wichtig, damit die Kinder mal etwas anderes sehen als die verschlammten Straßen im Ort. „Wir waren einen Tag im Wald und außerdem im Theater und im Museum König in Bonn. Langsam kann man nun aber auch hier wieder gehen, ohne traurig zu werden.“
Und so gibt es unverhofft an der Aloisius-Schule viele kleine Dinge, die die Kinder positiv in die Zukunft blicken lassen.
Spendenaufruf!
Der Förderverein der Aloisius-Grundschule bittet um Spenden für drei Bereiche:
1. Unterstützung betroffener Familien
2. Ausflüge für Schulklassen
3. neue Spiel- und Sportgeräte
Das Förderverein-Konto bei der Volksbank RheinAhrEifel: IBAN: DE90 5776 1591 0503 0786 00
In den Betreff bitte schreiben: Fluthilfe-Aktion Kinderredaktion