Auf den ersten Blick scheint es bei den Bienen drunter und drüber zu gehen. Aber hier herrscht Ordnung, erklärt die Biologin Pia Aumeier.

Im Frühjahr wird es eng im Bienenstock. „Das Bienenvolk explodiert“, sagt Imkerin und Biologin Pia Aumeier. Das hört sich nach Chaos an, und sieht ehrlich gesagt auch ein bisschen so aus. Was aber auf den ersten Blick wie ein wuseliges Durcheinander wirkt, hat System und folgt ungeschriebenen Regeln. Honigbienen sind super organisiert. Und damit ist nicht nur das Bauen, Putzen und Füttern gemeint! Zwei Beispiele:

Früher dachte man, dass die Königin im Bienenstock das Sagen hat. Schließlich legt sie ja auch als Einzige Eier und sorgt für Nachwuchs. „Heute wissen wir, nö, das stimmt gar nicht“, erklärt Pia, die seit Jahren Bienen erforscht. Eigentlich sagen die Arbeiterbienen, wo es lang geht: „Sie bestimmen, wann die Königin wo welche Eier hinlegt.“

2000 Eier am Tag

Das funktioniert so: Die Bienenkönigin erkundet die Zellen auf einer Wabe mit ihren Fühlern. Wenn die Arbeiterinnen eine große Zelle vorbereitet haben, legt sie ein unbefruchtetes Ei hinein. Daraus schlüpfen männliche Bienen, die Drohnen. In die vielen kleineren Zellen legt die Bienenkönigin ein befruchtetes Ei, daraus wird eine Arbeiterin. Das Ganze geschieht gerade bis zu 2000 Mal am Tag in einem Bienenstock.

Eine Bienenkönigin legt ein Ei in eine vorbereitete Wabe.
Eine Bienenkönigin legt ein Ei in eine vorbereitete Wabe. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Die Imkerin holt eine Wabe hervor. „Macht mal bitte Platz, meine Damen“, schubst sie die Bienen freundlich zur Seite und zeigt: Es ist jede Menge Brut da, und genug Futter für den Nachwuchs auch. Das haben die Honigbienen super geschafft, obwohl es oft sehr kalt war. Außerdem fällt auf, dass die Königin in der Mitte der Wabe anfängt, ihre Eier, genannt Stifte, abzulegen. Verblüffend: Auf der Rückseite der Wabe wird sie später genau die gegenüberliegenden Zellen füllen. So befindet sich auf beiden Wabenseiten gleich alte Brut und wärmt sich gegenseitig. Wie macht die Bienenkönigin das? „Das haben bisher weder Imker noch Forscher genau verstanden“, sagt Pia.

Eine Vorratskammer

Sicher ist nur: Die Bienen erledigen alle anfallenden Jobs perfekt und erhalten so letztlich ihre Art. Denn Honigbienen haben etwas sehr Wertvolles: Eine riesige Gemeinschaft, die sie pflegen und schützen!

Und dann gibt es noch die Regeln, die die Imker im Bienenstock eingeführt haben. Viele Imker nutzen zum Beispiel ein Absperrgitter, das die Brutzargen vom Honigraum trennt. Der Honigraum ist eine Art Vorratskammer, mit der die Bienenbehausung aufgestockt wird. Aber erst, wenn das Volk fleißig wächst. „Hilfsmittel wie das Absperrgitter bringen noch etwas mehr Ordnung ins eh schon gut organisierte Volk“, beschreibt Pia, „sie ermöglichen dem Imker so, ohne die Bienen zu sehr zu stören, alles dafür zu tun, dass es ihnen gut geht und er trotzdem etwas Honig ernten kann.“

Weder die dickere Königin noch die großen Drohnen passen durch die Gitterstäbe. So bleibt der Honigraum frei von Nachwuchs. In den Zellen wird also nur der Honig gelagert. Hier ist ist allerdings noch wenig los. Das ist auch in Ordnung, sagt Pia. Es ist so kalt, dass Sammelbienen schlauerweise nicht fliegen. Um Honig zu kosten, müssen wir wohl noch mal wiederkommen.