Viele Kinder haben gerade Fragen zu den Corona-Regeln an Schulen. Die Kinderredaktion hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer einige gestellt.
Die Corona-Krise hat das Leben ganz schön durcheinandergewirbelt! Das merken Kinder nicht nur zuhause, sondern auch in der Schule. Die Kinderredaktion hat einige Fragen von Kindern zum Schulalltag gesammelt und sie von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer beantworten lassen:
Andreas (10):
Warum kommen die neuen Regeln für die Schulen immer erst im letzten Moment? So hat doch niemand Zeit, sich vorzubereiten.
Yvonne Gebauer:
„Das stimmt, das hätte auch ich mir als Schulministerin oft anders gewünscht. Aber besonders am Anfang der Coronavirus-Pandemie war die Situation sehr dynamisch. Viele Entscheidungen mussten sehr eilig getroffen und dann auch möglichst schnell umgesetzt werden. Dazu kam, dass wir als Schulministerium abhängig davon waren, was die Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten besprochen hat. Die haben sich immer mittwochs getroffen, und bis daraus dann Entscheidungen in den einzelnen Bundesländern wurden, war schon Donnerstagabend. Und dann mussten wir in Windeseile schauen, was daraus für die Schulen folgt.
Wir achten jetzt aber noch stärker darauf, die Schulen frühzeitig zu informieren. Und mit unserer Schulmail haben wir dazu ein bewährtes Mittel zur Kommunikation mit den Schulen.“
Warum fragen Sie für die Digitalisierung der Schulen nicht die Unis, an denen Informatik studiert wird, ob sie den Schulen helfen?
Yvonne Gebauer:
„Ich finde, das ist grundsätzlich eine sehr schöne Idee! Tatsächlich helfen uns bereits Informatik-Expertinnen und Experten dabei, die Digitalisierung an den Schulen umzusetzen.
Und mit Fortbildungen machen wir die Lehrerinnen und Lehrer fit: Damit die Schulleitungen sowie die Lehrerinnen und Lehrer sich im Bereich Digitalisierung fortbilden können, haben wir 18 Millionen Euro bereitgestellt. Mit diesem Geld werden zum Beispiel Online-Seminare angeboten, in denen Lehrerinnen und Lehrer in der Gestaltung des digitalen Unterrichts geschult werden. Diese Angebote werden stark nachgefragt. Außerdem stehen dem Land Nordrhein-Westfalen rund 105 Millionen Euro zur Verfügung, um die Schulen bei der Einrichtung und Wartung der Technik zu unterstützen.“
Antonia (11):
Ist es möglich, die Klasse in zwei Gruppen zu teilen und abwechselnd eine Gruppe in der Schule und eine zuhause zu unterrichten? Ich fände gut, wenn die Kinder, die zuhause sind, über Video zugeschaltet werden.
Yvonne Gebauer:
„Unter allen Bundesländern sind wir uns einig, dass es am Besten im Präsenzunterricht gelingt, für alle Kinder das Recht auf gute Bildung sicherzustellen. Nicht alle Kinder haben bei sich zu Hause die Möglichkeit gut zu lernen oder dem digitalen Unterricht zu folgen. Sie brauchen vielleicht mehr persönliche Unterstützung oder haben kein eigenes Zimmer. Auch Kinderärzte bestätigen, dass der Lockdown im März vielen Kindern nicht gut getan und sie in ihrer Entwicklung zurückgeworfen hat. Deswegen bleibt Präsenzunterricht unser Ziel, aber Schulen können vor Ort entscheiden, zeitweilig Distanzunterricht anzubieten, wenn an ihrer Schule das Infektionsgeschehen das erfordert.“
Wie hätten Sie sich als Kind in der Corona-Krise gefühlt?
Yvonne Gebauer:
„Ich kann mir vorstellen, dass die Unsicherheit mich so wie euch auch belastet hätte. Das ist ja eine komplett neue Situation. Ich denke, ich hätte mir vorher gar nicht vorstellen können, wie sehr ich die Schule und meine Lehrerinnen und Lehrer vermissen würde. Das ist vielen jetzt bewusst geworden, welchen hohen Wert offene Schulen haben.“
Frederick (13):
Beim Distanzlernen haben wir übers Handy Matheunterricht geführt. Warum sind Schulen technisch schlecht ausgestattet?
Yvonne Gebauer:
„Die Schulen sind unterschiedlich gut ausgestattet, das stimmt. Um das zu ändern haben wir als Landesregierung rund 350 Millionen Euro bereitgestellt – so viel wie noch nie zuvor. 103 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, dass Lehrerinnen und Lehrer Computer oder Tablets bekommen.
Und weitere 178 Millionen Euro sind für digitale Endgeräte für Schülerinnen und Schüler eingeplant. Aus vielen Städten und Gemeinden, die für die Ausstattung zuständig sind, erreichen uns positive Signale, sodass wir hoffen, dass bis Ende des Jahres die Schulen bestmöglich ausgestattet sind.“
Darf der Schulleiter Ersatzlehrer einstellen, wenn Lehrer Risikopatienten sind und deshalb nicht kommen?
Yvonne Gebauer:
„Für diesen Fall hat das Schulministerium vorgesorgt: Zu Schuljahresbeginn haben wir neben vielen anderen Maßnahmen auch 400 zusätzliche Stellen für befristete Beschäftigungen zur Verfügung gestellt. Das heißt, dass genau für solche Situationen zusätzliches Personal eingestellt werden kann, damit der Unterricht in den Schulen sichergestellt ist.“
Eric (8) und Pascal (11):
Wann dürfen wir die Masken auf dem Schulhof wieder absetzen?
Yvonne Gebauer:
„Die Coronavirus-Pandemie wird uns wohl leider noch einige Zeit begleiten. Und deshalb müssen wir weiterhin besonders gut aufeinander Acht geben. Um uns und andere zu schützen. Dabei hilft das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Ich bin sehr stolz darauf, wie toll ihr Schülerinnen und Schüler das macht, obwohl es oft anstrengend ist und euch viel abverlangt. Dafür möchte ich euch ausdrücklich mein Lob aussprechen! Am Ende hängt diese Frage aber auch von der Regel zum Abstand halten ab, und das wird nicht im Schulministerium entschieden.“
Haben Sie vor, die Schulen wieder zu schließen?
Yvonne Gebauer:
„Als Schul- und Bildungsministerin bin ich dazu verpflichtet, die Schulbildung auch in Coronazeiten sicherzustellen. Komplett wieder alle Schulen landesweit zu schließen kommt für mich deshalb nicht in Frage. Wir müssen uns aber in diesem Winter darauf einstellen, dass Schülerinnen und Schüler oder sogar einzelne Jahrgangsstufen zeitweilig im Distanzunterricht lernen. Grundsätzlich aber möchten wir die Schulen offen halten, weil Schulen einen Bildungsauftrag haben und für die Entwicklung der Kinder elementar wichtig sind. Und mit dem Präsenzunterricht setzen wir das Recht auf Bildung am besten um – natürlich immer mit den notwendigen Maßnahmen des Infektionsschutzes.“