Kinder und Jugendliche besuchten im Rahmen der Talenttage Ruhr ein Spielzeuggeschäft. Dort lernten sie viel darüber, wie Einzelhändler arbeiten.

Wie teuer darf ein Armband mit Holzkugeln sein? Daniela, Melissa, Revang, Blend und Imram sagen: „75 Cent!“ Uschi Lausberg schüttelt den Kopf: „Viel zu wenig!“ Und dann rechnet die Besitzerin des Spielzeugladens Lausberg in Oberhausen vor, was ein Händler alles beachten muss, wenn er seine Preise festlegt. Denn sie muss Kugeln und Gummibänder nicht nur einkaufen, sondern auch ihre Mitarbeiter und die Ladenmiete bezahlen. Am Ende verstehen die Kinder der Internationalen Kinderakademie, dass das Armband fünf Euro kosten muss, damit ein guter Gewinn dabei herausspringt.

Immer nett zu den Kunden

Im Rahmen der Talenttage Ruhr haben drei Kinder- und Jugendgruppen einen Ausflug in die Welt der Puppen, Kuscheltiere und Kinderbücher gemacht. Sie sahen sich vor Ort an, was im Einzelhandel wichtig ist, um erfolgreich zu sein. Ein paar gute Ideen haben sie bereits mitgebracht: „Man muss immer nett zu seinen Kunden sein!“ Auch wenn sie unhöflich sind. Und: „Man muss für seine Produkte Werbung machen!“

Uschi Lausberg führt ihr Geschäft seit über 30 Jahren. Sie möchte ihren jungen Besuchern zeigen, dass gutes Spielzeug einen Wert hat und dass der sich auch im Preis zeigt. „Puppenmöbel sind zum Beispiel deshalb so teuer, weil alle kleinen Teile ganz besonders gefertigt sind“, erklärt sie und nimmt einen winzigen Plüschsessel in die Hand.

Holzkettchen, Karten und Figuren

Bei einem Vortreffen haben die Kinder selbst Spielsachen gebastelt, die sie nun verkaufen dürfen, nicht nur Holzkettchen, sondern auch Karten und bunte Holzfiguren. Melissa (14) hatte das Thema Wirtschaft schon mal im Fach Politik. „Aber ich wusste nicht, wie man Preise gestaltet. Das ist auf jeden Fall nicht einfach“, meint sie.

Der volle Lagerraum im Keller versetzt die ganze Gruppe in Erstaunen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so ein großes Lager gibt“, sagt Daniela (10).

Über die Preise zu verhandeln, ist in Deutschland eher nicht üblich. Das lernt die Gruppe in einem Rollenspiel. „Man kann jemandem aber einen Rabatt einräumen, wenn er ganz viel kauft“, sagt die Ladenbesitzerin und erklärt dann auch noch den Unterschied zwischen den Einnahmen und dem Gewinn.

Zwei Kakerlaken aus Plastik

Am Ende des Besuchs dürfen sich die Jugendlichen für fünf Euro etwas aussuchen und die Kasse bedienen. Imram (14) nimmt Knicklichter und zwei Kakerlaken aus Plastik. Er will seine Familie erschrecken. „Ich hab hier gelernt, dass das Geld nicht kommt, wenn man nichts dafür tut“, sagt er. „Man muss als Verkäufer Gewinn machen. Damit man Miete, Essen, Strom, Wasser und die Mitarbeiter bezahlen kann! Und damit man wieder Neues einkaufen kann!“

Die Internationale Kinderakademie fördert Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 14 Jahren in Oberhausen und unterstützt sie dabei, ihre Stärken zu entdecken. Sie erkunden bei Exkursionen die vier Themenfelder Kultur, Politik/Soziales, Wissenschaft und Wirtschaft. Auch die Eltern werden miteinbezogen. Die Internationale Kinderakademie ist ein gemeinsames Projekt der TalentMetropole Ruhr und der ZIB-Bildungsoffensive. Projektleiterin ist Serap Tanis. Kontakt: 0208 – 99 42 461

>> DIE TALENTTAGE RUHR

Elf Tage lang haben sich Kinder und Jugendliche bei den Talenttagen Ruhr an spannenden Orten umgesehen und dabei viel gelernt. Grundschul- und Kita-Kinder aus Essen und Gelsenkirchen waren etwa als „kleine Mülldetektive“ unterwegs und besuchten ein Kinderlabor in Marl.

Wegen der Corona-Pandemie fanden die Angebote in kleineren Gruppen statt als sonst. Trotzdem gab es deutlich mehr neue Angebote für jüngere Kinder als in der Vergangenheit. Es sollen in Zukunft noch mehr werden.

Die Talenttage Ruhr fördern seit Jahren immer mehr Kinder und Jugendliche durch gezielte Bildungsangebote.

www.talenttageruhr.de