Ruhrgebiet. Lesen macht Spaß. Vorlesen fast noch mehr, gerade bei Kontaktsperre. Hier einige Kinderbüchertipps, mit denen das Osterfest zum Hit wird.
Eltern lesen ihren Kindern zu wenig vor: ein Drittel von ihnen nur einmal in der Woche, acht Prozent gar nicht – Ergebnis einer Studie der Stiftung Lesen aus dem vergangenen Jahr. Die Autoren empfehlen: 15 Minuten täglich. Denn: „Kinder, denen regelmäßig vorgelesen worden ist, lernen selbst leichter das Lesen, sie lesen später intensiver und lieber als Kinder ohne diese Erfahrung“. Weitere Erkenntnis der Forscher: „Väter finden Vorlesen zwar wichtig, tun es aber selten, weil sie sich nicht in dieser Rolle sehen.“ Nach einer Studie der Uni Chicago profitieren schon 20 Monate alte Kinder vom Vorlesen: Sie kennen im Durchschnitt 131 mehr Wörter als Gleichaltrige, die auf Gute-Nacht Geschichten verzichten müssen.
Also: Los! Hier sind unsere Buch-Empfehlungen für die Ostertage.
Wie Maus Frederick mit Geschichten das Herz erwärmt
Frederick ist eine Feldmaus mit Mohnblüte im Arm und der Schweiger in seiner schwatzhaften Familie. Da schaffen die anderen Futter heran für den Winter und Stroh, nur Frederick sitzt und guckt und tut vermeintlich nichts. Doch dann ist der Winter da, der Vorrat alle und die Mäusehöhle kalt. Frederick packt aus, was er gesammelt hat: Geschichten! Von Sonnenstrahlen und Farben. So erzählt er, dass es den Mäusen warm wird, nicht nur ums Herz. Der Künstler Leo Lionni hat seine Mäuse so gemalt, dass sie aussehen wie aus Papier gerissen, 1967 schon schaffte es seine Parabel über die Kraft der Kunst auf die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Und wärmt die Seele bis heute. Leo Lionni: Frederick. Beltz & Gelberg 1967, 36 Seiten, 13,95 Euro
Familie: Alles ist möglich in diesem Bilderbuch
Das Bilderbuch „Alles Familie“ zeigt alles, was heute Familie ausmacht, aber kaum eine Bilderbuchfamilie: Vater, Mutter, zwei Kinder in ständiger Harmonie. Autorin und Illustratorin belegen mit Herzenswärme, dass Kinder auch dann Familie haben, wenn sie adoptiert sind, die Eltern sich trennen, gleichgeschlechtlich sind. Das gibt Kindern das schöne Gefühl: Jede Familie ist einzigartig. So wie du bist, so bist du richtig. A. Maxeiner, A. Kuhl: Alles Familie – Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten, Klett 2010, 40 S., 14 €., ab 5.
Reggae, bis der Bär steppt – und Hase Boooo
„Es war einmal ein Hase, und dieser Hase hieß Boooo. Und weil der Hase so gerne Reggaemusik hörte, nannte die ganze Welt ihn den Reggaehasen Boooo.“ Na, das fängt ja heiter an. Und so bleibt es auch, das Märchen vom immer lockeren Hasen, dessen Lieblingslichtung gleich neben dem Proberaum liegt. Doch der ist plötzlich zu – nicht wegen Corona, sondern weil der König die Lust am Tanzen verloren hat. Das Quest ist gesetzt. Boooo geht per Audio-CD, die dem Buch beiliegt, auf eine musikalische Reise, die Eltern entspannt und Kinder ebenso. Bis der Bär steppt ... und nicht nur der. Natürlich macht Vorlesen am meisten Spaß, aber das kann man getrost abgeben an diese wunderbar sonore Stimme. Dafür tanzt man vielleicht lieber mit den Kids. Yellow Umbrella (Hg.): Der Reggaehase Boooo, Vol and & Quist, 17,90 Euro
Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?
Die Geschichte der beiden Hasen ist wunderbar herzerwärmend. „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“, fragt der kleine Hase und lenkt damit den großen Hasen gerissen ab, denn er möchte noch nicht ins Bett.
Als Kind liebte ich es, mir das Buch vorlesen zu lassen und mir die schönen Illustrationen einzuprägen. Abend für Abend – auch wenn ich den Inhalt der wenigen Seiten schon längst in- und auswendig kannte. Vielleicht, weil ich mich selbst in dem kleinen Hasen wiedererkannte? Auch ich drückte mich oftmals vor dem Schlafengehen und wollte zu gerne hören, wie lieb man mich hatte.
S am MacBratney: Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?, Sauerländer Verlag, ab 6,99 Euro
Der fremde Pinguin: Eigentlich heißen wir hier alle Meier . . .
Herr Müller ist kleiner und sein Schnabel kürzer als der der Herren Meier. Es ist nicht zu übersehen: Er gehört nicht dazu, ist bloß ein Zugereister in dieser idyllischen Kaiserpinguin-Kolonie in der Antarktis. Die Meiers fürchten sich vor dem Fremden, schließen ihn eiskalt aus. Als ein Ei ins Wasser plumpst, nimmt die Geschichte eine Wendung. Damit ist sie eine herrliche zum Thema Integration, nie aktueller als heute. Auch wenn die Frage ungeklärt bleibt, wie die Kinder von Frau Meier und Herrn Müller heißen sollen: Müller-Müller-Meier oder Meier-Meier-Müller?
D.Haentjes, P. Waechter: Alles Pinguin, oder was?, Ellermann Verlag, München, nur gebraucht erhältlich.
Häwelmanns Reise ans Ende der Weltweckt die Sehnsucht
Der kleine Häwelmann kann nicht einschlafen. Aus seinem Nachthemd baut er sich ein Segel und fährt in seinem Bett davon – in der Hoffnung, spannende Dinge zu erleben. Doch mitten in der Nacht ruht die Stadt, selbst im Wald mit den vielen Tieren ist nichts los. So macht sich der kleine Häwelmann in seinem Bett auf bis zum Ende der Welt, fährt dem Mond über die Nase und hinein ins All, dass die Sterne nur so auf die ferne Erde purzeln. Ein faszinierendes Abenteuer, als hätte es Theodor Storm 1849 für unsere Gegenwart geschrieben. Wer sehnt sich angesichts von Corona, Reiseverbot und Kontaktsperre nicht nach einem unbeschwerten Ausflug in die Galaxie.
Theodor Storm: Der kleine Häwelmann, z.B. Verlag Betz / Ueberreuter, 24 Seiten, 12,95 Euro
Einfach vorlesen: Geschichten online
Alle Büchereien dicht und die daheim vorhandenen Bücher oft genug vorgelesen? Auf „www.einfachvorlesen.de“ finden Elternwöchentlich drei neue Vorlesegeschichten, die Kinderbuchverlage kostenfrei zur Verfügung stellen. Die Geschichten eignen sich für Kinder ab 3, 5 und 7 Jahren und sind jeweils vier Wochen lang online. Sie können auf Smartphoneoder Tablet angeschaut oder ausgedruckt werden und sind mit vielen Illustrationen versehen. „Einfach vorlesen“ ist ein gemeinsames Projekt von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung.