Wie funktioniert eigentlich Schule ohne Schule? Ein Schulleiterin, eine Lehrerin und ein Schüler aus Moers berichten von ihrem neuen Alltag.
Jan ist Langschläfer. Er findet es gut, dass er seit über einer Woche nicht mehr um 8 Uhr in der Schule sein muss. Das ist aber auch das Einzige, was ihm daran gefällt, dass wegen der Corona-Krise die Schule geschlossen ist. „Ich vermisse meine Freunde und meine Lehrerin“, sagt der Zehnjährige. Wie er seinen Lerntag plant und wie der Unterricht überhaupt organisiert wird, erzählen der Schüler, seine Lehrerin und die Leiterin der Schule.
„Wichtig ist es gerade jetzt, mit den Eltern in Kontakt zu bleiben“, sagt Sylvie Sterz. Die Schulleiterin der Gemeinschaftsgrundschule Hülsdonk in Moers schreibt zwei Mal pro Woche eine E-Mail an die Mütter und Väter der Schüler, um nachzuhören, ob alles gut läuft. Vor einer Woche hatten die 14 Lehrerinnen der 210 Schüler ein Aufgabenpaket für die drei Wochen geschnürt. Für die jüngeren Schüler enthielt es Arbeitsblätter und Aufgaben aus den Schulbüchern.
Lernen mit Anton
Jan gehört zu den Viertklässlern, die mit dem Lernprogramm Anton arbeiten. Sein Unterricht zu Hause beginnt um 10 Uhr. In Mathe ist gerade die schriftliche Division dran. „Ich mache da vier Aufgaben, dann gibt es einen Test.“ So funktioniert es in den verschiedenen Schulfächern. Außerdem lesen die Viertklässler das Kinderbuch „Die Vorstadtkrokodile“ von Max von der Grün und müssen dazu Arbeitsblätter ausfüllen. „Ich habe das Buch schon gelesen, ich find es ganz cool“, erzählt Jan.
Etwa drei Stunden am Tag lernt er für die Schule. Wie bei allen anderen Kindern, fällt sein Vereinssport aus. Über die gewonnene Freizeit freut sich sein Jack Russel Terrier Link, mit dem Jan jetzt häufiger Gassi gehen kann.
Neue Regeln
Nicole Fleck-Hell ist die Klassenlehrerin von Jan. Sie kontrolliert im Lernprogramm Anton seine Aufgaben. Außerdem hat sie extra für die Zeit der Corona-Krise eine neue E-Mail-Adresse eingerichtet, um für Schüler und Eltern immer erreichbar zu sein. Hier schreiben die Kinder an ihre Lehrerin und erzählen, dass sie nun bei der Gartenarbeit helfen oder mehr zeichnen.
Wie die anderen Lehrerinnen der Schule auch, ist Nicole Fleck-Hell im täglichen Wechsel dafür eingeteilt, einige Kinder in der Schule zu betreuen. Das war in der vergangenen Woche nicht nötig, könnte sich jetzt aber ändern.
Bisher wurde die Betreuung in der Schule nur für Eltern angeboten, die beide in Berufen arbeiten, die gerade jetzt unentbehrlich sind. Das sind zum Beispiel Pflegekräfte oder Lieferanten. Seit Montag muss nur noch ein Elternteil in einer solchen Berufsgruppe sein, um die Betreuung in Anspruch nehmen zu können. Auch das hat Sylvie Sterz den Eltern sofort in einer E-Mail mitgeteilt.