Fast jeder freut sich über tolle Sonderangebote. Aber die Billig-Waren haben teure Folgen, sagen Bauern und Umweltschützer.

Im Supermarkt sieht es aus wie im Märchenland. Die Obsttheke ist so leuchtend bunt, als hätte sie ein Künstler gemalt. Überall liegen die leckersten Lebensmittel und manche sind extrem billig – fast glaubt man, der Supermarktbesitzer möchte uns etwas schenken. „Schnäppchen“ nennt man diese Super-Sonderangebote: 2 Kilo Äpfel für 99 Cent, 1 Kilo Weintrauben 79 Cent, ganze Hähnchen 1,99 €... Doch es gibt viele Menschen, die solche Preise nicht zauberhaft finden, sondern gefährlich.

Mehr Macht als Könige

Umweltschützer und Bauern protestieren immer wieder gegen die Billig-Produkte. Sie haben allerdings unterschiedliche Gründe für ihre Wut. Landwirte sorgen ja für die sogenannten „Grundnahrungsmittel“ wie Milch, Kartoffeln, Weizen oder Fleisch. Die Händler wollen diese Waren möglichst preiswert anbieten, um Kunden anzulocken. Deshalb zahlen sie den Bauern immer weniger Geld.

Warum können die Bauern nicht einfach sagen: Nö, zu diesem Preis verkaufe ich meine Kartoffeln nicht? Weil die Supermärkte mehr Macht haben als manche Könige im Mittelalter. Vier Supermarktketten beherrschen in Deutschland den Lebensmittelmarkt und bestimmen die Preise. Wenn ein Bauer seine Ware nicht billig abgeben will, hat er kaum die Chance, einen anderen Käufer zu finden. „Der Händler kauft ein, wo es günstiger ist“, sagt ein Fachmann vom Bauernverband.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner haben sich jetzt mit Fachleuten getroffen, um über die Preise zu sprechen. Sie baten die großen Händler, fair mit den Bauern umzugehen. Bei einer Bitte soll es nicht bleiben. In der ganzen Europäischen Union wird das Erzwingen von Billig-Preisen ab 2021 bestraft. In Deutschland sollen diese Regeln schon früher gelten, versprach die Landwirtschaftsministerin.

Tausende Tiere im engen Stall

Den Umweltschützern reicht das nicht. Sie finden, Lebensmittel müssen viel teurer werden und die Regierung solle Mindestpreise festlegen. Wenn Bauern nur noch aufs Geld schauen, gefährde das die Umwelt. Bauern, die riesige Mengen verkaufen müssen, nutzen oft ungesunde Dünger für die Felder und halten Tausende Tiere in engen Ställen. Umweltschützer fordern mehr Bio-Bauernhöfe. Das ärgert wiederum viele Bauern: Bio-Landwirtschaft sei teurer. Sie fürchten, wenn Supermärkte und obendrein Politiker Druck machen, verdienen sie gar kein Geld mehr. Der Streit ist längst nicht beendet. Der Supermarkt ist kein Märchenland. Eher eine Arena, in der noch viele Preis-Kämpfe ausgetragen werden.