Viele Schüler haben Angst vor Tests und Prüfungen. Eine Expertin erklärt, dass das nicht sein muss. Und gibt Tipps, die Angst in den Griff zu bekommen.

Mathearbeit! Morgen! Bei dem Gedanken bekommen manche Kinder Bauchschmerzen. Oder sie sitzen beim Englisch-Test vor einem leeren Blatt und können sich plötzlich an keine einzige Vokabel erinnern. Prüfungsangst beginnt bei vielen Jungen und Mädchen schon in der Grundschule. Die gute Nachricht: Das große Zittern vor den Zeugnisnoten kann jeder in den Griff bekommen. Die Heilpraktikerin Sabine Thalmayr hat ein Buch darüber geschrieben, es heißt „Keine Angst vor Prüfungsangst“. Im Interview hat sie uns Tricks gegen die Panik verraten.

Wer leidet mehr unter Prüfungen, Jungen oder Mädchen? Sabine Thalmayr: Oft sind es die Jungs, weil viele zu Hause immer noch lernen, dass Angst unmännlich ist. Sie fressen dann die Sorgen vor der Prüfung in sich hinein, dabei würden ihnen ein paar Tränen Erleichterung verschaffen. Die Mädchen setzen sich eher unter Druck, weil sie so pflichtbewusst sind, sie wollen unbedingt gelobt werden und die Eltern zufriedenstellen.

Obwohl ein bisschen Angst vor Arbeiten ja gar nicht schadet... Genau, das ist Lampenfieber: Man ist aufgeregt, das steigert die Konzentration und man leistet mehr. Bei echter Prüfungsangst kann man auf einmal nicht mehr denken oder bringt kein Wort raus. Kinder im Alter von acht bis zwölf leiden auch oft unter Bauchschmerzen.
Und was unternimmt man da? In dem Alter können die Eltern noch ganz viel helfen. Wichtig: Nicht schimpfen, wenn eine Arbeit verhauen ist! Das Kind ist durch die Note genug gestraft – und sollte möglichst in den Arm genommen werden!

Und wenn Zeugnisse nahen?
Bei einem Schüler, der überall schlechte Noten hat und überfordert ist, muss man eben umdenken. Ein Jahr wiederholen, die Schule wechseln... das ist kein Weltuntergang. Viel wichtiger ist, dass das Kind nicht den Mut verliert und ihm klar ist: Du bist mehr als deine Note! Die Note ist nur im Moment wichtig. Dahinter steckt ein wertvoller Mensch.


Welche Kinder sind denn anfälliger für Stress? Kinder mit Prüfungsangst haben meistens besondere Fähigkeiten. Es sind sehr sensible Kinder, sie besitzen feine Antennen für die Gefühle anderer Menschen – das wird ihnen später im Berufsleben viel Erfolg bringen. Sie müssen ihre tollen Fähigkeiten nur entdecken – das ist wie ein Diamant, den sie bei sich tragen, der aber noch eingepackt ist.

Und hier einige Tipps:

Deine Eltern können dir mit Ritualen helfen. Zum Beispiel beim Lernen einen schönen Stein neben dein Heft legen und sagen: Der ist wie eine Festplatte, darauf ist dein ganzes Wissen gespeichert. Wenn du diesen Stein bei der Klassenarbeit in der Hosentasche spürst, macht er dir Mut.

Ihr könnt einen leckeren Saft mixen, eine Art Zaubertrank. Wenn du ihn bei der Prüfung trinkst, musst du fest an deine Superkräfte glauben. Das löst keine Matheaufgaben – aber die Blockade im Kopf.

Oder denke im Stress an einen Ort, an dem du dich geborgen fühlst. Dein Bett, ein Baumhaus im Garten, ein Strand im Urlaub. Das beruhigt. Man sollte solche Bilder-Reisen möglichst regelmäßig vor dem Einschlafen üben.