Viele Ballett-Anfängerinnen träumen davon, auf den Zehen zu stehen. Aber wer zu früh in die Spitzenschuhe schlüpft, verbiegt sich die Füße.

Bestimmt seid ihr schon mal eine längere Strecke auf Zehenspitzen gelaufen und habt gemerkt: Aua! Bequem ist das nicht! Dabei tippelt man ja eher auf den Fußballen als auf den Spitzen. Und jetzt stellt euch vor, wie sich Balletttänzerinnen fühlen, die stundenlang auf den Spitzen ihrer Zehen springen und Pirouetten drehen. Wie funktioniert das? Verbirgt sich in den Spitzenschuhen irgendein Geheimnis?

Erst den Arzt fragen

Wir haben im ältesten Ballett-Fachgeschäft von Nordrhein-Westfalen nachgehorcht. Bei Pauls in Köln werden noch heute Spitzenschuhe in Handarbeit gefertigt. Mit Zauberei hat Spitzentanz nichts zu tun - eher mit Zähigkeit. Elisabeth Linden verkauft seit 35 Jahren Tanzschuhe und weiß: „Der Fuß muss gut vorbereitet sein!“ Viele kleine Mädchen, die Ballettunterricht nehmen, können es nicht abwarten, wie eine Primaballerina auf rosaglänzender Seide zu stehen. Zu Pauls kommen oft ganze Familien und wollen feierlich für die Tochter „die ersten Spitzenschuhe“ kaufen: „Aber das geht normalerweise frühestens ab 12 Jahren, wenn der Fuß ausgewachsen ist und die Kinder feste trainiert haben.“ Wenn nicht, werden die Mädchen wieder nach Hause geschickt,„da fließen manchmal Tränen“. Aber das ist besser als das große Wehklagen, sobald Kinder sich die Füße durch zu frühes Spitzentraining ruinieren. Deshalb sollte man vorher den Orthopäden (einen Spezial-Arzt für Knochen) fragen, ob die Füße für Spitzenschuhe bereit sind. Falls der Arzt grünes Licht gibt, beginnt die Suche nach dem Schuh, der perfekt sitzen muss. Die Anprobe kann schon mal zwei Stunden dauern.

In der Schuhspitze steckt übrigens kein Holz, wie viele Menschen denken, sondern eine „Box“ aus hartem Kunststoff. Die gibt den Zehen Halt. Ein Stück Leder unter der abgeflachten Schuhspitze verhindert, dass man wegrutscht. Damit der Druck abgefedert wird, tragen viele Kinder heute Gelpolster über den Zehen.

100 Paar Schuhe pro Jahr

Profitänzer verzichten darauf. Sie verfeinern ihre Schuhe selbst. Manche sticken Muster auf die Spitze, um das Rutschen zu verhindern. Einige härten die Sohlen mit Lack, andere klopfen sie mit dem Hammer weich. Bei einer Ballerina halten Spitzenschuhe meistens nur einen Auftritt aus. Pro Jahr tanzt sie 60 bis 100 Paar Schuhe durch!