Wesel. Das Evangelische Krankenhaus und seine Gesundheitseinrichtungen erzielten 2024 einen Gewinn von 2,5 Millionen Euro. Wie das Geld investiert wird.
Es lief am Ende doch besser als erwartet. Man müsse erstmals ein Defizit befürchten, hatte Heino ten Brink, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses und der Gesundheitseinrichtungen, die unter der Dachmarke Gesundheitscampus zusammengefasst sind, zu Beginn des Jahres 2024 gesagt. Bei der Jahrespresskonferenz am Mittwoch konnte er ein anderes Ergebnis präsentieren: 2,5 Millionen Euro Überschuss hat das Unternehmen 2024 erwirtschaftet. Es war ein anstrengendes Jahr, räumte er ein, aber ein erfolgreiches. Nicht nur, weil die Gewinne nun in notwendige Modernisierungen fließen können, sondern auch, weil es dem EVK gelungen ist, 100 neue Pflegekräfte zu gewinnen.
In Zeiten des Fachkräftemangels in der Pflege ist das eine Zahl, auf die das Krankenhaus stolz ist. Rund 400 Vollzeitstellen hat das Haus insgesamt. 30 der „Neuen“ konnten im Ausland gewonnen werden, in Indien und Nordafrika, wie Pflegedirektor Jörg Rebhun schilderte. Das EVK kümmert sich bei Bedarf auch um Wohnraum, zum Beispiel in WGs, außerdem unterstützt ein Integrationsteam die neuen Kolleginnen und Kollegen. Sprachkurse mit medizinischem Deutsch und Begleitung zu Ämtern gehören ebenso zum Service. Dafür bringen die Kräfte einen Bachelor oder Master und somit gutes Fachwissen mit. Diesen Weg will das EVK auch 2025 weiter beschreiten, unterstrich Heino ten Brink. Auch mit flexiblen Arbeitszeiten versucht sich das Haus gegen den Mangel zu wappnen.
Die 2,5 Millionen Euro Überschuss – durch gestiegene Patientenzahlen und „Einmaleffekte“ wie Nachzahlungen aus der Coronazeit entstanden – werden in die Geschäftsbereiche des Gesundheitscampus fließen, besonders in das Krankenhaus. Denn da stehen an mehreren Stellen Arbeiten an. Begonnen hat das EVK bereits 2024 mit der energetischen Sanierung der Südfassade und der Station 4a – der ersten von neun Stationen, die komplett umgebaut werden. Der Anfahrtsbereich für Dialysepatienten erhält ein Glasdach. In den OP-Bereichen sollen sämtliche bildgebende Geräte ausgetauscht und die Vernetzung verbessert werden, außerdem wird das Patientenmanagementsystem erneuert – das sind nur einige Beispiele. Allein in den Bereich Medizintechnik, so ten Brink, werden 2025 rund 700.000 Euro an Eigenmittel fließen. Im Seniorenheim Christopherus-Haus in Hamminkeln ist die Modernisierung der Aufenthaltsbereiche geplant, das Haus Kiek in den Busch soll anschließend an der Reihe sein.
NRW-Krankenhausreform: „Nicht unzufrieden“
Mit den Ergebnissen der NRW-Krankenhausreform ist er „nicht unzufrieden“, resümierte der Geschäftsführer. „Es ist das, was wir erwartet haben.“ Froh ist das EVK, dass die Behandlung von Leukämie und Lymphomen erhalten bleibt. Nur zwei Häuser im Kreis Wesel haben dieses Angebot. Die Wirbelsäulenchirurgie wird weiter ausgebaut und personell verstärkt (auch durch einen Neurochirurgen). Auch bei der neurologischen Frührehabilitation ist der Bedarf groß, Patienten kommen mitunter sogar aus anderen Bundesländern nach Wesel, erklärte Chefarzt Dr. Winfried Neukäter, zugleich Ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Das Brustzentrum verliert den Kooperationspartner Vinzenz-Hospital Dinslaken, jedoch bleiben in Dinslaken noch wöchentliche Sprechstunden erhalten.
Im Bereich Endoprothetik (Gelenkersatz) will das EVK mit dem Marien-Hospital zusammenarbeiten, gleiches ist im Bereich Strahlentherapie und Palliativmedizin geplant. Bei der Endoprothetik verbleibt die Notfallversorgung beim EVK, geplante Behandlungen sollen dagegen in Kooperation durchgeführt werden. Weiter planen kann das Krankenhaus zum Beispiel auch mit dem Onkologischen Kompetenzzentrum, der Gynäkologie und der Senologie – und natürlich mit der Roboterchirurgie, auf die das Haus stolz ist.
EVK Wesel: Folgen weiterer Krankenhauseformen unklar
„Wir können den Erfolg aber nicht als gegeben voraussetzen“, blickte Hein ten Brink in eine unsichere Zukunft. Denn es stehen weitere Reformen ins Haus, etwa für 2027 die neue Krankenhausfinanzierung. „Hier gibt es noch viele Unklarheiten.“ Die Zeit werde knapp, die Häuser bräuchten Zeit, sich darauf vorzubereiten. Auch wünscht er sich einen Abbau der Bürokratie. „Mehr Eigenverantwortung für die Träger würde uns da sehr helfen.“
Immerhin gibt es in diesem Jahr etwas zu feiern: Die Neurologie wird 50 Jahre alt. Mit 3500 Patienten jährlich und 72 Betten, darunter eine Stroke-Unit für Schlaganfallpatienten, ist sie recht groß, erklärte Dr. Winfried Neukäter, der die Abteilung seit 22 Jahren leitet. Das Jubiläum wird mit einigen Veranstaltungen gewürdigt: Eine Vortragsreihe für Laien, Ausstellungen, einem Symposium und einer Veranstaltung zur Stärkung der Selbsthilfegruppen. Eine feste Einrichtung ist inzwischen der Neurolauf, der am 9. Mai geplant ist.
Mehr Patienten behandelt
Im Jahr 2024 behandelte das Evangelische Krankenhaus Wesel mehr als 15.000 stationäre Patienten, das sind rund 1.000 mehr als im Vorjahr. Auch im ambulanten Bereich ist die Zahl um 1.500 auf gut 28.000 Patienten gestiegen. Die Verzahnung von stationärer und ambulanter Behandlung in den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) soll weiter verstärkt werden, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer Martin Straatmann. Zum Beispiel, indem stationäre Patienten bei der Entlassung direkt einen Termin in einem MVZ zur Weiterbehandlung erhalten.
Neuestes Angebot ist das MVZ im Ärztehaus an der Esplanade: Zwei Gynäkologie-Praxen sind in der ersten Etage auf 550 Quadratmetern schon eingezogen, noch in diesem Monat kommt eine Hausarztpraxis hinzu. Alle Praxen haben einen gemeinsamen Anmeldungsbereich und einen Self-Check-In-Terminal. So sollen Wartezeiten verkürzt werden.