Dinslaken. Für Obdachlose kann die kalte Jahreszeit lebensgefährlich werden. Welche Hilfen können Dinslakener leisten – und was sollten sie vermeiden.

Schnee, Regen, Wind und Frost – der Winter ist auch in Dinslaken angekommen. Besonders hart trifft er die Menschen, die sich nicht in den Schutz der eigenen vier Wände zurückziehen können. Für Obdachlose kann der Winter schnell lebensgefährlich werden und viele Menschen haben das Bedürfnis zu helfen. Drei Institutionen aus Dinslaken leisten unterstützende Arbeit und erklären, wie Obdachlosen im Winter geholfen werden kann.

Ludger Krey ist 1. Vorsitzender der Wunderfinder e.V., ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, obdachlosen und hilfebedürftigen Menschen zu helfen. Dazu zählen auch Alleinerziehende und Senioren in schwierigen Lebenssituationen. Der Verein besteht nur aus ehrenamtlichen Mitgliedern, die in ihrer freien Zeit an den verschiedenen Aktionen teilnehmen.

Essensausgabe am Dinslakener Bahnhof

So verteilen sie zweimal in der Woche Essen: Die Ausgabezeiten am Dinslakener Bahnhof sind jeden Dienstag und Freitag von 18 bis 20 Uhr. Neben der warmen Mahlzeit verteilt der Verein auch Hygieneprodukte und Kleider. Im Winter wird das Angebot ausgeweitet und bedürftige Menschen werden mit Produkten versorgt, die im Winter lebenswichtig sein können: „Dazu zählen unter anderem Hand- und Schuhwärmer, Decken, kleine und portable Gasöfen und Kochplatten“, sagt Krey.

Eine genaue Anzahl von Obdachlosen in Dinslaken kann laut Krey keiner geben, aber sie gehen von ungefähr 40 Menschen aus. Das decke sich auch mit der Anzahl an Menschen, die zweimal die Woche zur Essensausgabe kommen würden. Krey begrüßt den Wunsch von Privatpersonen, Obdachlosen in Dinslaken zu helfen; vorgefertigte „Hilfstüten“ mit gleichen Inhalten lehnt er aber ab.

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Wunderfinder in Dinslaken: Wie können Dinslakener helfen?

„Jemand, der auf der Straße lebt, muss sein Hab und Gut transportieren können. Das fünfte Brötchen hilft da auch nicht immer“, mahnt Krey. Am besten sei es, die Menschen auf der Straße gezielt anzusprechen, um so ihre individuellen Bedürfnisse herauszufinden: „Noch besser ist es, uns anzurufen. Wir stehen rund um die Uhr zur Verfügung“, sagt Krey.

Die Wunderfinder können dann laut Krey schnell reagieren und ausfahren. Ansonsten sei es immer gut, Obdachlose auf die Angebote der Wunderfinder aufmerksam zu machen: „Am besten auf die Essensausgaben hinweisen, dort können wir direkt helfen“, sagt Krey.

„Das fünfte Brötchen hilft da auch nicht immer.“

Ludger Krey

Obdachlos in Dinslaken: Das bietet die Diakonie

Im „Dein Treff – das öffentliche Wohnzimmer“, ein Projekt der Diakonie im Ev. Kirchenkreis Dinslaken und des DRKs Dinslaken, haben Wohnungslose die Möglichkeit, sich tagsüber aufzuhalten. Das Team vor Ort, Friedrich-Ebert-Str. 67, bietet Informationen, Beratung und psychosoziale Begleitung.

Laut Diakonie stehen den Menschen Angebote wie Gelegenheit zum Wäsche waschen und trocknen, Kochgelegenheit, alkoholfreie Getränke, PC- und Internetnutzung zur Verfügung. Speziell während der kalten Jahreszeit ladet die Diakonie in Dinslaken zum Eintopf-Tag ein, um den Magen mit Wärme zu füllen. Der nächste findet am 27. Januar ab 11 Uhr statt.

Caritas Dinslaken: Die „Herberge“ als Notunterkunft

Eine weitere Anlaufstelle für Obdachlose in Dinslaken ist die Caritas. Michael van Meerbeck, Direktor der Caritas, nennt als Beispiele der verschiedenen Hilfsangebote: Beratungs- und Anlaufstellen, die Vermittlung von Wohnungen sowie die Hygiene- und Kleiderausgabe. Im Winter kommen laut van Meerbeck die Ausgabe von zum Beispiel Thermosgeräten und Schlafsäcken dazu.

Doch auch die „Herberge“, eine Notunterkunft für Obdachlose, wird von der Caritas betrieben. Auf der Siegfriedstraße 38 in Dinslaken wird hier Platz geboten für bis zu 14 Menschen. Es gibt laut van Meerbeck unter anderem getrennte Schlafplätze und sanitäre Anlagen für Frauen und Männer so wie Frühstück und Abendbrot.

Gibt es einen Wärmebus in Dinslaken?

„Alle Menschen haben ein Recht auf Wohnen“, sagt van Meerbeck. Trotzdem müsse man laut dem Caritasdirektor die Entscheidungsfreiheit aller Menschen akzeptieren: „Ich kenne Obdachlose, die schlafen den ganzen Winter auf Lüftungsschächten neben dem Krankenhaus. Sie weigern sich aber, in die Notunterkunft zu kommen, da sie sich dann in ihrer Freiheit eingeschränkt sehen.“ Einen Wärmebus, der wie in anderen Städten regelmäßig im Winter rumfährt, gibt es in Dinslaken nicht.

„Bei Obdachlosigkeit denkt man immer, man sei nicht betroffen.“

Michael van Meerbeck

Am 01. Januar ist die Caritas außerdem mit ihrem neuen Projekt „Housing-First“ an den Start gegangen: Das Housing-First Konzept möchte Wohnungslosigkeit unmittelbar beenden. Housing First bedeutet: Es besteht von Anfang an ein normales, unbefristetes Mietverhältnis mit allen Rechten und Pflichten. Wohnbegleitende Hilfen werden weiterhin aktiv angeboten und Betroffene werden dazu ermutigt, Probleme mit Unterstützung anzugehen.

Caritas Dinslaken: Wie können Dinslakener helfen?

„Bei Obdachlosigkeit denkt man immer, man sei nicht betroffen.“, sagt van Meerbeck – doch nach den Erfahrungen des Caritasdirektors dauert der Weg von der Mittelschicht in die Obdachlosigkeit nur sechs Monate. Nach langer Zeit auf der Straße müssen die Menschen laut van Meerbeck dann erstmal wieder wohnfähig gemacht werden: „Das ist sehr individuell, Menschen haben unterschiedliche Erfahrungen und Fähigkeiten.“.

Auch van Meerbeck empfiehlt , die Obdachlosen gezielt anzusprechen, statt vorgefertigte Tüten zu verteilen: „Kein Obdachloser braucht das dritte Zelt und den vierten Mantel.“ Er weist auch darauf hin, dass Helfende den freien Willen der Obdachlosen bedenken und respektieren müssen. Empfehlenswerter ist es laut van Meerbeck, die Caritas zu kontaktieren, da diese bedarfsgerecht helfen kann: „Rufen sie die Caritas, wir kümmern uns drum.“.