Essen. Für die Kugelstoß-Olympiasiegerin und gläubige Christin haben die Feiertage aber einen besonderen Stellenwert. Sie nutzt die Weihnachtszeit als Kraftquelle.

Yemisi Ogunleye erlebte neulich eine besondere Überraschung. Bei der Ehrung von Deutschlands Sportler und Sportlerin des Jahres, bei der sie Zweite wurde, betrat plötzlich ihr Gospelchor den Saal. Und weil Yemisi Ogunleye nun einmal so ist und weil sie nach einem Interview ohnehin gerade ein Mikrofon in der Hand hielt, sang sie mit. Stimmgewaltig, ausdrucksstark. Die 26-Jährige ist eine der großen Erscheinungen dieses Sportjahres.

Im Sommer bei den Olympischen Spielen in Paris verblüffte sie mit Gold im Kugelstoßen. Im ersten Versuch rutschte sie noch auf dem nassen Boden weg, im letzten warf sie dann erstmals die magische Marke von 20 Metern – der Olympiasieg war ihr nicht mehr zu nehmen.

Gospellieder und Gebete bei Wettkämpfen

Im Wettkampf huschten ihr immer wieder Gospellieder und Gebete über die Lippen – sie halfen ihr, die Zuversicht zu bewahren. Später gab sie auf der Pressekonferenz sogar eine Kostprobe ihrer Gesangskunst. Yemisi Ogunleye ist gläubige Christin – aber keine Missionarin. Sie sagt: „Meine Geschichte zeigt einfach, dass Glauben tatsächlich Berge versetzen kann. Sonst wäre ich keine Olympiasiegerin.“ Nach Mobbing-Erfahrungen fand die Mannheimerin als Jugendliche Kraft in einer freikirchlichen Pfingstgemeinde in Karlsruhe. Diese werde sie in diesen Tagen nun wieder aufsuchen, verriet sie kürzlich in einer Gesprächsrunde.

Yemisi Ogunleye dreht in Paris nach dem Gewinn der Goldmedaille im Kugelstoßen eine Ehrenrunde
Yemisi Ogunleye dreht in Paris nach dem Gewinn der Goldmedaille im Kugelstoßen eine Ehrenrunde © AFP | KIRILL KUDRYAVTSEV

Weihnachtszeit für Ogunleye „Kraftquelle, um neue Motivation zu schöpfen“

„Die Feiertage haben für mich als Christin natürlich einen hohen Stellenwert“, sagt sie. Ihr persönliches Weihnachtswunder hat sie in diesem Jahr aber bereits erlebt. „Es sind sehr, sehr viele Wunder passiert“, sagt sie mit Blick auf Olympia-Gold, EM-Bronze und WM-Silber in der Halle. Paris sei „ein Wunder, eine Geschichte, die ich super gerne erzähle, weil sie geschmückt ist mit Tiefen und Höhen – und sich am Ende die harte Arbeit ausgezahlt hat.“

Die Weihnachtszeit sieht sie als „Kraftquelle, um neue Motivation zu schöpfen“. Im September steht in Tokio die WM an. Vorher will Yemisi Ogunleye am 21. Februar in Dortmund ihren deutschen Meistertitel in der Halle verteidigen.

Doch zunächst hält sie inne, lässt Revue passieren und genießt die Besinnlichkeit mit Familie und Freunden. Und ihr liebstes Weihnachtslied? „Mary, did you know – ein sehr, sehr alter Gospelsong“. Was auch sonst.