Essen. Australien verbietet soziale Medien für Kinder unter 16 Jahren, um sie zu schützen. Das ist verständlich - aber nicht die beste Lösung.
Mein Kind ist neun Jahre alt und findet das Verbot von sozialen Medien für Kinder in Australien ziemlich blöd. Wenn es nach ihm ginge, wäre es wohl schon länger auf TikTok unterwegs. Es hätte einen eigenen Instagram-Account und sicher auch einen Youtube-Kanal. Wie gut, dass es Eltern hat, die es davor beschützen! Und die gleichzeitig immer im Gespräch mit ihm darüber sind, welche Plattformen im Internet es nutzen darf, welche Videos es schauen darf, und welche eben nicht.
Das immer wieder neu auszuloten und zu besprechen, ist anstrengend und schwierig. Eltern müssen zuhören, sich informieren und auch mal in Welten eintauchen, die sie selbst überhaupt nicht interessieren. Sie müssen ihre Kinder bei den ersten Schritten im Netz verlässlich begleiten, damit sie lernen, wie man dort sicher unterwegs ist. Selbstverständlich müssen Eltern von Zeit zu Zeit auch Grenzen setzen. Sie müssen sie aber auch erklären. Und dann konsequent gegen den Protest der Kinder verteidigen - mit sinnvollen Argumenten.
Ein Verbot der sozialen Medien für Kinder ist keine gute Lösung
Auch, wenn all das an den Kräften zerrt: Genau diese Anstrengung sind Erwachsene Kindern schuldig. Das gilt aus meiner Sicht nicht nur für Eltern, sondern auch für Politikerinnen und Politiker. Und genau deshalb macht es sich die australische Regierung mit einem strikten Verbot von sozialen Medien für alle unter 16 zu leicht.
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Sie hat nicht zugehört, als die australische Menschenrechtskommission darauf hinwies, dass auch Kinder ein Recht auf Zugang zu Informationen und auf freie Meinungsäußerung haben. Sie hat sich nicht ausreichend damit auseinandergesetzt, auf welche Weise Kinder von den sozialen Medien auch profitieren können.
Soziale Medien müssen für alle sicherer werden
Sie hat sie sich davor gedrückt, sich zu überlegen, wie Online-Plattformen für alle Menschen sicherer werden könnten oder wie Bildungsinstitutionen Kinder und Jugendliche auf dem Weg in die sozialen Medien ausbilden könnten. So konnte sie keine bessere Lösung finden als ein Verbot. Und zu guter Letzt war die australische Regierung nicht mal konsequent: Whatsapp, Youtube und Spieleplattformen bleiben auch weiterhin erlaubt. Und wie das Verbot der anderen Plattformen kontrolliert werden soll, ist bisher noch ziemlich unklar.
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Selbstverständlich ist es wichtig, dass es Gesetze gibt, die Kinder und Jugendliche schützen. Und ja, dazu gehören auch Verbote. Aber jeder, der sich als Teenager mal spätabends heimlich aus dem Haus geschlichen hat, weiß doch genau: Ein reines Verbot hält Kinder und Jugendliche niemals davon ab, etwas zu tun. Sie machen es trotzdem. Nur eben heimlich. Und damit völlig ungeschützt.