Westernbödefeld. 1974 hatten acht junge Männer die verrückte Idee; jetzt, 50 Jahre später, wird das Fassrollen wiederholt. Warum das Timing perfekt ist.

„Früher haben wir uns immer freitagsabends in der Schmitte getroffen, haben das Wochenende geplant. Da hatten die meisten noch kein Auto, deswegen konnten wir nicht wirklich viel machen.“ So erinnert sich Johannes Schöttler an die frühen Siebzigerjahre, als er und einige andere junge Männer, alle um die 20, auf eine besonders verrückte Idee kommen.
“Wir haben gewettet mit dem Wirt, Erwin Gödde: Wenn wir ein Bierfass von Warstein nach Westernbödefeld schaffen, bekommen wir 100 Liter Freibier“, erzählt Werner Hacke. Also wurde geplant, angefragt, und aus der Schnapswette wuchs eine ausgereifte Idee.

Bierfassrollen Westernbödefeld 1974
Damals ging die Route über den Stimmstamm: Hier oben beim Abzweig nach Hirschberg. © privat | Johannes Schöttler

Am 27. Juli 1974 war es dann soweit: Um 7 Uhr morgens trafen sich acht Bierfassroller in Westernbödefeld, um nach Warstein rüber zu fahren: Siegfried Nölke, Reinhard Engel, Hubert Tillmann, Willi Klauke, Josef Klauke, Wilfried Hacke, Werner Hacke und Georg Hanses; Johannes Schöttler war als Fotograf fast die ganze Strecke dabei. Bei der Brauerei, damals noch in der Stadt, bekamen sie das Fass - und dann rollten sie los.

„Damals sind wir noch über den Stimmstamm, da war ja nicht so viel Verkehr“, erinnert sich Josef Klauke. Mittagspause wurde in Meschede am Winziger Platz gemacht - die halbe Strecke war um. Nach nichtmal acht Stunden erreichten die Männer mit dem Fass Westernbödefeld.

Wiederholung gefragt zum Jubiläum

Das ist jetzt 50 Jahre her - im gleichen Jahr, in dem der Heimatbund Westernbödefeld 75 Jahre alt wird. „Im Vorstand haben wir Anfang des Jahres überlegt, dass wir einmal im Monat unser Jubiläum mit einem Event feiern wollen, bevor es im Dezember die große Jubiläumsfeier geben wird“, erklärt Matthias Üpping, Vorstandsmitglied des Heimatbunds. „Und als wir dann gesehen haben, dass der 27. Juli ein Samstag ist, war klar: Das müssen wir machen!“

Bierfassrollen Westernbödefeld
Freuen sich auf das anstehende Jubiläums-Bierfassrollen: Heimatverein-Vorstand Matthias Üpping, Bierfassroll-Veteranen Johannes Schöttler, Werner Hacke und Josef Klauke, und Heimatverein-Vorstand Timo Klauke. © WP | Katharina Kalejs

Gesagt, getan: Als erstes hat der Heimatbund mit der Warsteiner Brauerei gesprochen. Die war Feuer und Flamme und stellt das 50-Liter-Fass: „Nicht mit Bier, das wäre zu gefährlich, weil es immerhin eine kleine Chance gibt, dass das explodiert. Aber mit 50 Litern Wasser drin“, so Matthias Üpping - das war übrigens schon 1974 so.

Und auch die Bierfassroller waren schnell gefunden: Daniel Klauke, Timo Klauke Dirk Tillmann, Tim Hanses und Mike Hacke als Söhne der ursprünglichen Roller, Benedikt Brieden als Patenkind von Reinhard Engel, und die Vorstandsmitglieder Christian Loeser und Matthias Üpping. Fast alle kennen sich aus der Kindheit, erklärt Matthias Üpping - „einige sind aber auch schon vor Jahren aus Westernbödefeld weggezogen“. Das Jubiläums-Bierfassrollen führt sie jetzt alle wieder nach Hause und zusammen.

„Wenn das Fass hier nicht ankommt, können wir wegziehen.“

Matthias Üpping
Vorstandsmitglied vom Heimatverein Westernbödefeld und Mitorganisator des Bierfassrollens

Rund 30 Kilometer dauert die Strecke, und für die acht Männer geht es schon um 7 Uhr morgens am Logistikzentrum der Warsteiner Brauerei los. „Die Strecke ist mittlerweile etwas anders“, erklärt Timo Klauke. Die Route wird sie nicht über den Stimmstamm führen, sondern durch den Wald am Lörmecketurm vorbei, und dann runter durch Eversberg und den Schwarzen Bruch in Meschede, bevor es weiter nach Westernbödefeld geht. „Wenn das Fass hier nicht ankommt, können wir wegziehen“, scherzt Matthias Üpping.

Bierfassrollen Westernbödefeld 1974
Mittagspause in Meschede: Mit Pommes, Wurst, Zigarette und Schlaghose. © privat | Johannes Schöttler

Whatsapp-Kanal zur Nachverfolgbarkeit

Die Männer wollen in einem Whatsapp-Kanal immer wieder Fotos posten und die Leute so über den Fortschritt informieren. Ab 15 Uhr gibt es vor der Dorfhalle dann Getränke und Speisen, um auf die Fassroller zu warten und sie in Empfang zu nehmen. Die letzten Meter sollen dann von den vier verbliebenen ersten Bierfassrollern gerollt werden - sie wollen es sich nicht entgehen lassen, diese Aktion zu unterstützen.

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Und auch in 2024 wird für einen Gewinn gerollt, allerdings geht es dieses Mal nicht um Bier. Vielmehr hat der Heimatbund einige Sponsoren gefunden, die im Rahmen des Bierfassrollens an die Aktion Lichtblicke spenden: ASC Habitzki spendet pro Mann und Kilometer einen Euro (also rund 240 Euro) und der Möbel-Markt Bestwig spendet 200 Euro.

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